Der finnische Botschafter in Berlin, Kai Sauer, spricht angesichts der neuen Bedrohung durch Russland eine Empfehlung aus: Deutschland solle Kurse zur Landesverteidigung für die Zivilbevölkerung anbieten, ähnlich wie sie in Finnland praktiziert werden. Dies würde dazu führen, dass die Bevölkerung das Gesamtsystem der Verteidigung besser kennenlernt. Laut Sauer hat die Führungsschicht Finnlands durch diese Kurse ein Verständnis für die Gesamtverteidigung entwickelt und ein Beispiel für einen "guten finnischen Exportartikel" geschaffen. Der Landesverteidigungskurs wird in Finnland bereits seit den 1960er-Jahren mehrmals im Jahr angeboten. Während des dreiwöchigen Lehrgangs werden Entscheidungsträger aus allen gesellschaftlichen Bereichen eingeladen. Diese umfassen unter anderem Mitglieder des Parlaments, höhere Beamte aus dem Außen- und Innenministerium, Militärs sowie Chefredakteure und Manager von Großunternehmen. Der Kurs besteht aus Rollenspielen für den Fall eines Angriffs, Vorlesungen und Besuchen an interessanten und geheimen Orten. Am Ende des Kurses sollen die Teilnehmer ein anderes Verständnis von Sicherheit entwickelt haben. Landesverteidigung beinhaltet nämlich nicht nur das Stehen an der Grenze mit einem Gewehr, sondern erfordert auch die Zusammenarbeit von Medien, Wirtschaft, kritischer Infrastruktur und Verwaltung im Ernstfall. Es ist wichtig zu beachten, dass Finnland eine lange Geschichte der Selbstverteidigung hat. Das Land wurde nach dem Zweiten Weltkrieg durch den Vertrag von Paris von 1947 weitgehend entmilitarisiert. Nach den Erfahrungen des Angriffs der Sowjetunion auf Finnland während des Winterkrieges 1939-1940, bei dem Finnland sich für mehrere Monate gegen die sowjetische Übermacht verteidigte, entwickelte das Land eine Strategie der "Gesamtverteidigung". Diese Strategie sieht vor, dass die gesamte Gesellschaft in die Verteidigung des Landes einbezogen ist. In Deutschland gibt es bereits ähnliche Ansätze im Bereich der Zivilverteidigung. Zum Beispiel soll die Bundesregierung gemäß dem Zivilschutz- und Katastrophenhilfegesetz die Bevölkerung für den Notfall schulen und aufklären. Dies beinhaltet auch die Einbeziehung von Ressourcen und Experten aus verschiedenen Bereichen wie Medien, Wirtschaft und Verwaltung, um eine effektive Zusammenarbeit im Krisenfall sicherzustellen. Ein Kurs zur Landesverteidigung nach finnischem Vorbild könnte dies weiter fördern. Es bleibt abzuwarten, ob die Empfehlung des finnischen Botschafters in Deutschland umgesetzt wird und ob dies positive Auswirkungen auf die nationale Sicherheit haben könnte. Tabelle: Vergleich zwischen Deutschland und Finnland im Bereich der zivilen Landesverteidigung | | Deutschland | Finnland | |-----------------------|---------------|-----------------| | Kursangebote | Begrenzt | Mehrmals im Jahr| | Zielgruppe | Unbekannt | Entscheidungsträger und Personen aus verschiedenen gesellschaftlichen Bereichen| | Dauer des Kurses | Unbekannt | Dreiwöchig | | Schwerpunkt | Zivil- und Katastrophenschutz | Gesamtverteidigung| | Einbeziehung verschiedener Bereiche | Ja | Ja |
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung / ots
Quelle: Neue Osnabrücker Zeitung / ots