Kinderarmut in Berlin: Fast 25 Prozent der Berliner Kinder leben von Bürgergeld
Berlin ist eine pulsierende Stadt mit einem breiten Kulturangebot. Doch für viele Kinder in der Hauptstadt ist das Leben nicht so bunt und aufregend. Laut aktuellen Zahlen der Agentur für Arbeit erhalten 154.614 Berliner Kinder Bürgergeld, was fast einem Viertel aller Berliner Kinder entspricht. Diese Zahl verdeutlicht das Ausmaß der Kinderarmut in der Stadt.
Besonders betroffen ist der Bezirk Neukölln, wo 37,43 Prozent der Kinder in Familien mit finanziellen Schwierigkeiten leben. Im Gegensatz dazu beträgt der Anteil in Pankow lediglich 11,54 Prozent. Um als arm zu gelten, muss eine Familie in Deutschland weniger als 60 Prozent des mittleren Haushaltseinkommens haben oder auf existenzsichernde Leistungen angewiesen sein.
Die Arche, eine Hilfsorganisation in Berlin, schätzt sogar, dass die tatsächliche Kinderarmutsquote bei etwa 40 Prozent liegt. Die Kinder, die zu ihr kommen, haben unterschiedliche kulturelle Hintergründe und stammen unter anderem aus Bulgarien, Tunesien, Afghanistan, dem Iran, Libyen und Syrien. Täglich erhalten etwa 300 Kinder bei der Arche eine warme Mahlzeit. Doch die Probleme gehen über die finanzielle Unterstützung hinaus.
Besonders Kinder mit Migrationshintergrund lernen die deutsche Sprache oft schneller als ihre Eltern, was deren Chancen auf dem Arbeitsmarkt behindert. Laut Erzieherin und Kinderschutzfachkraft Josi Brendel lernen Kinder die Sprache relativ schnell, doch ihre Eltern haben aufgrund der Sprachbarrieren oft Schwierigkeiten, einen Job zu finden. In ganz Berlin leben daher 106.458 Kinder von Bürgergeld, die mindestens einen Elternteil mit ausländischer Staatsangehörigkeit haben.
Ein weiteres Problem in Berlin ist die Armut bei Kindern von alleinerziehenden Elternteilen. Dies betrifft etwa die Hälfte der betroffenen Kinder. Viele Kinder müssen zu Hause Verantwortung übernehmen und sind hin- und hergerissen zwischen der Fürsorge für ihre Geschwister und dem Wunsch nach einer unbeschwerten Kindheit.
Die Arche schlägt als Lösung für das Kinderarmutsproblem in Berlin eine Kindergrundsicherung von 600 Euro monatlich vor, anstatt des bisherigen Kindergeldes. Laut Arche fließt das Kindergeld oft eher in den Kauf notwendiger Haushaltsgeräte und nicht direkt in die Bedürfnisse der Kinder. Die Kindergrundsicherung hingegen beinhaltet zweckgebundene Zuschüsse für Klassenfahrten, Freizeitaktivitäten und Schulbedarf.
Es besteht ein dringender Handlungsbedarf, um die Kinderarmut in Berlin zu bekämpfen und den betroffenen Kindern eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Denn jedes Kind sollte die Möglichkeit haben, unbeschwert aufzuwachsen und seine Talente und Fähigkeiten entfalten zu können.