Berlin. Am Sonnabendmittag haben sich tausende Menschen zum 45. Christopher Street Day (CSD) in Berlin versammelt. Die Veranstaltung wurde von der Bundestagspräsidentin Bärbel Bas (SPD) eröffnet, die betonte, wie schön es sei, ein so buntes Bild zu sehen. Sie bezeichnete den CSD als ein deutliches Zeichen für Freiheit und betonte, dass es noch viel zu tun gebe. Bei der Auftaktveranstaltung an der Leipziger Straße kritisierte Bas eine Partei, die die Fortschritte in Sachen Freiheit nicht anerkennen würde. Sie bedankte sich bei den Teilnehmern für ihr Kommen und betonte die Bedeutung der Solidarität mit queeren Menschen, die in anderen Ländern eingesperrt, gefoltert oder getötet werden. Die Rede von Bas wurde von den Teilnehmern mit großem Beifall gewürdigt.
Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Kai Wegner (CDU), sprach anschließend und warb für die Anerkennung queeren Lebens. Er kündigte an, dass sich der Berliner Senat für die Erweiterung der Gleichheitsrechte im Grundgesetz einsetzen werde. Wegner betonte, dass der CSD eine wichtige Stimme im Kampf für Freiheit, Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz sei. Er beklagte, dass Freiheitsrechte weltweit eingeschränkt und queere Menschen oft zu den ersten Zielen von Repression und Hetze gehörten. Deshalb sei der Einsatz für Gleichstellung und Respekt so wichtig. Allerdings stieß Wegners Rede auch auf Kritik: Einige Teilnehmer zeigten ihm den Mittelfinger und skandierten „Wegner muss weg“.
Anschließend setzte sich der Demonstrationszug in Bewegung und führte auf einer Strecke von 7,4 Kilometern durch mehrere Berliner Stadtteile zum Brandenburger Tor. Dort war ein Bühnenprogramm geplant, das bis in die späten Abendstunden dauern sollte. Das Motto des diesjährigen Berliner CSD lautete „Be their voice – and ours! Für mehr Empathie und Solidarität!“. Laut den Veranstaltern waren 77 Fahrzeuge und rund 100 Fußgruppen aus aller Welt beteiligt. Es war auch ein ukrainischer Truck dabei, um ein Zeichen für Freiheit zu setzen. Der ukrainische Botschafter Oleksii Makeiev betonte, dass Freiheit das Schlüsselwort sei und er sich dafür einsetzen wolle.
Obwohl der CSD ein Fest der Freiheit und Vielfalt ist, fühlen sich queere Menschen auch in Deutschland nicht immer sicher. Stefan Merkt, einer der Teilnehmer, betonte, dass es in arabischen und afrikanischen Ländern Verbote und Gesetze gegen Schwule gebe. Er wolle zeigen, dass schwules Leben bereichernd sei. Eine Drag-Queen namens LGkety Pink sagte, dass der CSD für sie Freiheit bedeute, aber sie trotzdem vorsichtig sein müsse, wenn sie abends nach Hause fahre.
Die Polizei war mit 1000 Einsatzkräften vor Ort, um für Sicherheit zu sorgen. Der frisch ernannte Queerbeauftragte der Stadt Berlin, Alfonso Pantisano, wies die Polizei darauf hin, dass vor allem bei der Abreise Straftaten stattfinden könnten. Er betonte, dass es ein Alarmzeichen für die Stadt sei, wenn sich queere Menschen nicht trauen, an einem solchen Tag mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren.
Im Vorfeld des CSD gab es bereits queerfeindliche Vorfälle, bei denen Menschen homophob beleidigt und angegriffen wurden. Die Polizei verstärkte daher ihre Präsenz und erklärte, dass sie konsequent gegen Straftäter vorgehen werde.
Der Berliner CSD ist eine der größten Veranstaltungen der LGBTIQ-Community in Europa. Er steht für den Kampf gegen Benachteiligung und Diskriminierung von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans- und intergeschlechtlichen Menschen und wird weltweit gefeiert. Seine Wurzeln liegen in den Ereignissen im Juni 1969, als die Polizei in New York eine Bar in der Christopher Street stürmte und damit einen Aufstand auslöste.
Der CSD in Berlin ist nicht nur ein Fest, sondern auch ein Zeichen für Solidarität und Freiheit. Trotz Fortschritten gibt es noch viel zu tun, um queeres Leben in Deutschland und auf der ganzen Welt sicherer und akzeptierter zu machen.