Wolfsgipfel in Brandenburg: Abschussquote oder Schutz für Wölfe?

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In Brandenburg diskutiert man am 11.09.2025 über eine Abschussquote für Wölfe, um Weidetiere zu schützen.

In Brandenburg diskutiert man am 11.09.2025 über eine Abschussquote für Wölfe, um Weidetiere zu schützen.
In Brandenburg diskutiert man am 11.09.2025 über eine Abschussquote für Wölfe, um Weidetiere zu schützen.

Wolfsgipfel in Brandenburg: Abschussquote oder Schutz für Wölfe?

Am 11. September 2025 wurde in Brandenburg beim Wolfsgipfel in Potsdam eine hitzige Debatte über die künftige Regelung des Wolfsschutzes und mögliche Abschussquoten geführt. Dabei stand die Frage im Mittelpunkt, ob eine allgemeine Abschussquote für Wölfe eingeführt werden soll oder ob der Fokus auf einem gezielten Abschuss in bestimmten „Interventionsgebieten“ liegen sollte. Umweltministerin Hanka Mittelstädt (SPD) beschrieb die Gespräche als von konstruktiver Atmosphäre geprägt. Dennoch äußerte Dirk-Henner Wellershoff, Präsident des Landesjagdverbandes, seine Unzufriedenheit mit dem Gipfelverlauf, insbesondere bezüglich der mangelnden Mitspracherechte von Landwirten und Jägern.

Eine Vielzahl der Anwesenden sprach sich für den gezielten Abschuss in Gebieten aus, in denen es vermehrt Angriffe von Wölfen auf Weidetiere gibt. Eine eigens eingesetzte Arbeitsgruppe soll die Vor- und Nachteile dieser Maßnahmen überprüfen. Ziel ist es, den Wolf bis Ende 2025 ins Landesjagdrecht aufzunehmen, was jedoch auf Widerstand von Umwelt- und Naturschutzverbänden wie dem BUND stößt. Axel Kruschat, Landesgeschäftsführer des BUND, betonte die Notwendigkeit des Schutzes des Wolfes und wies auf die Komplexität der Diskussion um den Schutzstatus hin.

Forderungen und Schätzungen

Ex-Umweltstaatssekretär Gregor Beyer forderte eine Abschussquote von 15 bis 35 Prozent, wobei er die Wolfpopulation in Brandenburg auf schätzungsweise bis zu 1.600 Tiere bezifferte. Das Landesumweltamt hingegen geht von etwa 500 Wölfen aus. Solche Diskrepanzen in der Schätzung verdeutlichen die Unsicherheit, die die gegenwärtige Situationsbewertung umgibt. Unter den Teilnehmern des Gipfels herrschte zudem die Hoffnung auf eine schnelle und unbürokratische Handhabung, um „Problemwölfe“ nach Rissen in Tierherden gezielt zu schießen.

Integriert in diese Diskussion ist die kritische Betrachtung des Schutzstatus des Wolfs in Deutschland. Führende Naturschutzorganisationen warnen vor einer voreiligen Erklärung eines „günstigen Erhaltungszustands“ der Wolfspopulation, was nach Ansicht von Experten wissenschaftlichen Fakten widerspricht. Der europäische Gerichtshof hat kürzlich betont, dass Bewertungen des Erhaltungszustands auf soliden wissenschaftlichen Daten basieren müssen. Ein „günstiger Erhaltungszustand“ setzt unter anderem voraus, dass auch genetische Vielfalt und langfristige Lebensfähigkeit der Populationen berücksichtigt werden.

Die Wolfspopulation in Deutschland bleibt Teil eines größeren europäischen Netzwerks, wobei derzeit noch keine flächendeckend stabile Situation erreicht wurde. Experten warnen, dass sozioökonomische Argumente, wie mögliche negative Auswirkungen auf die Weidetierhaltung, keine ausreichenden Gründe für eine Herabsetzung des Schutzstatus darstellen können. In Anbetracht der laufenden rechtlichen Überprüfungen zur Einstufung des Wolfes wird es für die Bundesregierung wichtig sein, die 18-monatige Anpassungsfrist zu nutzen, um rechtliche Klarheit zu gewinnen.

Inmitten dieser Debatte um den Wolfsschutz zeichnet sich eine klare Linie ab: Das Thema bleibt politisch und gesellschaftlich umstritten, mit tiefen Rissen zwischen den Interessen von Naturschützern und der Landwirtschaft. Der Wolfsgipfel signalisierte, dass ein Konsens in Sicht ist, aber auch, dass noch viele Herausforderungen vor der Politik liegen.

In einem breiteren Kontext stehen der Wolfsschutz und die Debatte um den passenden Umgang mit der sich stetig wachsenden Wolfspopulation als Teil einer umfassenden Diskussion über Naturschutz und Landwirtschaft in Deutschland, die dringend Lösungen finden muss.

Für mehr Informationen: rbb24, rbb-online, wildbeimwild.

Quellen: