Die Zukunft der Uferhallen in Berlin-Wedding scheint gesichert zu sein. Nachdem die Künstlerinnen und Künstler lange um ihre Ateliers bangen mussten, haben sich der Senat, der Bezirk und die Eigentümerin Marema GmbH auf einen Rettungsplan für den Kulturstandort geeinigt. Kultursenator Joe Chialo (CDU) verkündete vor einer Woche, dass das Land Berlin über die gemeinnützige Kulturraum GmbH Generalmieterin der Uferhallen-Ateliers für die nächsten 30 Jahre werden soll. Ab 2024 sollen die Ateliers dann an die Künstler:innen weitervermietet werden. Die genaue Höhe der Miete steht noch nicht fest, wird aber voraussichtlich subventioniert, um bezahlbare Mieten zu gewährleisten. Die Mietvertragsverhandlungen sollen im Herbst dieses Jahres finalisiert werden, jedoch muss der Haushaltsbeschluss im Dezember abgewartet werden. Die Einigung kam zustande, nachdem die Künstlerinnen und Künstler im Januar befürchten mussten, dass ihr Standort endgültig aufgegeben wird. Die Eigentümerin hatte die ursprünglichen Baupläne für das Areal gestoppt, wodurch eine Vereinbarung hinfällig wurde, die die Kündigung der Mietverträge ausschloss. Die Künstlervereinigung Uferhallen e.V. verfasste daraufhin einen offenen Brief und wandte sich an den neuen Kultursenator Joe Chialo. Auch die Künstlerin Katharina Grosse soll persönlich interveniert haben. Der Druck der Künstlerinnen und Künstler zeigte Wirkung. Der Senator führte Gespräche mit Alexander Samwer, einem der drei Brüder, die unter anderem Zalando gegründet haben. Samwer ist ein Investor, der 2017 die Mehrheit der Anteile an den Uferhallen erworben hat. Die Brüder zählen heute zu den größten Immobilienbesitzern und -entwicklern in Berlin. Der neue Bebauungsplan für das Gelände sieht vor, dass die Bebauung rund um die Ateliers kleiner ausfallen soll als ursprünglich geplant. Ein 13-stöckiger Turm wird nicht mehr gebaut, jedoch entstehen ein Wohnhaus, ein Bürogebäude und ein Aufbau auf einem Ateliergebäude. Die Abweichung von den ursprünglichen Plänen könnte mit gestiegenen Baukosten zusammenhängen. Das Architekturbüro Ortner & Ortner hat bereits einen Entwurf für das Wohnhaus zur Uferstraße erstellt. Die Künstler rechnen damit, dass sie ihre Ateliers zeitweise für Umbauarbeiten verlassen müssen. Es wurden jedoch bereits Ersatzräume in einer Seitenhalle angeboten. Die hohen Räume und das gute Licht dort sollen sich besonders gut als Ateliers eignen. Die Künstler sind zuversichtlich, dass alles wie geplant verläuft und freuen sich über die sich abzeichnende Lösung für den Erhalt ihres Kulturstandorts. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Verhandlungen und die Umsetzung des Rettungsplans weiterentwickeln werden. Doch für die Künstlerinnen und Künstler der Uferhallen bedeutet die Einigung einen ersten Schritt in Richtung gesicherter Zukunft.
NAG Redaktion
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