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Donald Trumps flopürztes Social-Media-Debakel: Wie Kamala Harris das Momentum nutzt

Trump zeigt Ermüdungserscheinungen - Kommentar von Dirk Hautkapp

Es ist zwar beeindruckend, dass der US-amerikanische Unternehmer Elon Musk plant, bald zum Mars zu fliegen. Doch im Internet ist er nicht einmal in der Lage, für einige hunderttausend interessierte Menschen eine stabile Audio-Konferenz zu gewährleisten. Ebenso ist es unbegreiflich, warum der reichste Mann der Welt einen verurteilten Straftäter und Staatsverächter in einer Art und Weise lobt, die nicht den Kriterien eines Interviews entspricht. Das banale Gerede zwischen den beiden Narzissten erreicht dabei nie das Niveau einer relevanten Diskussion.

Für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump wird die Luft nach seinem Ausflug auf die Social-Media-Plattform seines reichsten Fans gut 80 Tage vor der amerikanischen Wahl immer dünner. Ursprünglich sollte dieser Ausflug dazu dienen, das Momentum seiner demokratischen Konkurrentin Kamala Harris zu brechen, die innerhalb von drei Wochen den Präsidentschaftswahlkampf in den Vereinigten Staaten mit Charme und Charisma völlig auf den Kopf gestellt hat. Doch stattdessen wurde es ein langweiliger Flop.

Trump ist nicht in der Lage, seine Rivalin für noch unentschlossene Wählerinnen und Wähler klar zu definieren. Hätte er das geschafft, hätte er die als "linksradikale Fanatikerin" bezeichnete Kamala Harris nicht optisch mit seiner Ehefrau Melania vergleichen müssen und das Titelblatt einer Zeitschrift als Beweis für ihre außergewöhnliche Schönheit charakterisieren brauchen. Es ist offensichtlich, dass der 78-Jährige nicht in der Lage ist, die prekäre Dynamik des Wahlkampfs zu durchbrechen und den amerikanischen Wählerinnen und Wählern eine neue, interessantere Version seiner selbst anzubieten.

Es wurde deutlich, dass Trump seit neun Jahren in der gleichen abgestandenen Suppe aus Ressentiments, Allgemeinplätzen, Verdrehungen und Lügengeschichten schwimmt. Er wirkt nicht nur alt und verbraucht, er redet auch so: nuschelnd, lispelnd, sich ständig wiederholend, immer öfter unsinnig und sinnlos. Als Beispiel sei seine Aussage genannt, dass Elon Musk Solarpanels auf seine Elektroautos installieren solle - ein absurder Vorschlag von einem Präsidentschaftskandidaten.

Trumps größtes Problem ist und bleibt, dass er sich selbst als größten Feind hat. Getrieben von permanenten Rachegelüsten gegen die Demokraten, ist er nicht in der Lage, eine politische Botschaft diszipliniert zu verbreiten und durchzuhalten. Auf die Frage, wie er die immer noch Millionen von Amerikanern plagende Inflation sozialverträglich senken oder die konstant beklagte illegale Einwanderung eindämmen und die geopolitischen Konflikte von der Ukraine bis Gaza konstruktiv lösen würde, hat er außer Plattitüden und Anmaßungen keine Antworten.

Stattdessen verunglimpft Trump Kamala Harris in kleinkariertem Stil und verbreitet Verschwörungstheorien und Verdrehungen, die auf große Teile Amerikas nur noch abstoßend wirken. Das Medienimperium von Rupert Murdoch hat Trump einst tatkräftig unterstützt, doch zuletzt wurde die "Trump-Müdigkeit", die bereits bei seinen Kundgebungen erkennbar war, mehrmals kritisiert und er wurde zur Kurskorrektur aufgefordert. Bisher allerdings ohne Erfolg.

Immer mehr Analysten kommen zu dem Schluss, dass Kamala Harris sich entspannt zurücklehnen kann und dem Selbstzerstörungskurs ihres Gegners in aller Ruhe zusehen kann.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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