Berlin Aktuell

Die kleinen Sommer der Berliner: Ein Blick zurück in eine sorglose Zeit

Ein Sommer wie früher - Ein Augenblick der Sorglosigkeit

Der Sommer in Berlin ist ein ganz besonderer. Er ist kein endloser, brütender Alptraum wie in anderen Teilen der Welt, sondern eher ein kurzer Moment des Aufatmens. Da sich das Wetter in Berlin genauso unentschlossen verhält wie die Menschen in dieser Stadt, gibt es nicht viele Tage, an denen man wirklich den Sommer genießen kann. Doch das ist genau das, was den Sommer in Berlin ausmacht.

Es gibt Tage, an die man sich erinnert, an denen die Hitze der Stadt uns alle innehalten lässt und Berlin für einen Moment zur Ruhe bringt. An solchen Tagen fühlt sich die Luft schwer an, als hätte man einen Zuckerguss aus Feuchtigkeit über der Stadt verteilt. Doch diese Schwüle hält meist nur zwei Tage an, danach setzt wieder der Regen ein. Und auch im August zeigt sich der Sommer von seiner unerbittlichen Seite – für ein paar Tage ist es unerträglich heiß, doch dann folgt wieder der Regen und die Temperatur sinkt so stark ab, dass man morgens noch einen Pullover trägt und ihn mittags wieder ausziehen muss.

Der Sommer in Berlin erinnert uns an den Herbst am Mittelmeer. Es sind nicht Monate, an die man sich erinnert, sondern nur einzelne schöne Tage. Die lang anhaltende Hitze des Sommers, die jeden Gedanken erstickt, ist uns hier fremd. Wir haben uns an diese kleine Sommer gewöhnt, dabei sollten wir gar nicht erst versuchen, uns daran zu gewöhnen. Sollten wir nicht lieber etwas dagegen unternehmen?

Ich persönlich kenne die Hitze der Sahara, die einem einen hämmernden Kopfschmerz bereitet und schließlich zum Tod führt. Die Hitze des Amazonas, die einem so viel Feuchtigkeit entzieht, dass man abends zwei Kilo weniger wiegt. Die Hitze Nordamerikas, in der selbst Klapperschlangen lieber zuhause bleiben. Die Welt kennt viele Arten von Hitze, doch wir Berliner kennen nur die kleinen Sommer.

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Aber in diesem Jahr wollen wir nicht über die Sorgen eines Sommers nachdenken. Wir wollen noch ein wenig in der Sorglosigkeit bleiben. Der Herbst kündigt sich bereits an, mit den Äpfeln an den Alleebäumen und den kalten Nächten, die auf warme Tage folgen. Es bleibt noch lange hell, doch die Wärme lässt nach. Unsere Schultern werden hochgezogen, das Holz wird in eine Schale geworfen und wir denken nicht daran, wie wir im letzten Jahr nicht Klopapier, sondern Energie hätten hamstern sollen.

Denn letztes Jahr hatten wir Angst, dass wir in den Ruin getrieben werden, dass wir uns von Hetzern vor den Karren haben spannen lassen. Doch dieses Jahr ist die Energiekrise keine Sorge mehr. Der Krieg in der Ukraine ist zur Tatsache des Lebens geworden, und wir haben uns daran gewöhnt. Die Statistiken im Internet zeigen uns, wie die Ukrainer angeblich den deutschen Sozialstaat ausbeuten.

Doch wir wollen uns nicht länger damit beschäftigen. Wir wollen lieber in diesem Sommer bleiben, in der Sorglosigkeit, die es uns ermöglicht, uns an die schönen Erinnerungen früherer Tage zu erinnern. Denn früher war alles besser, und auch die Sommer, die eigentlich gar keine waren, waren besser. Regen im Juli und Schnee von Januar bis April – schöne Erinnerungen kosten keine Kraft.

Also lassen wir uns noch ein wenig von der Sorglosigkeit dieses Sommers einnehmen und genießen den kurzen Moment des Aufatmens, den der Berliner Sommer uns schenkt.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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