Berlins alljährliche Freiheitsparade fand am vergangenen Samstag statt und zog mit 77 Trucks und dem Motto „Be their voice and ours… Für mehr Empathie und Solidarität!“ durch die Innenstadt. Rund 500.000 Demonstranten tanzten vom Spittelmarkt bis zur Siegessäule, um für das Motto der Parade zu werben. Auch wenn das Ziel des Protestzuges bereits am Nachmittag erreicht wurde, wurde in ganz Berlin bis in die Nacht hinein gefeiert.
Die Teilnehmer der Parade setzen sich für Toleranz und Akzeptanz ein. Axel Wippermann und Hans Kremer, ein Paar, das seit 35 Jahren zusammen ist, marschierten Hand in Hand über die Leipziger Straße und betonten, dass es trotz vieler Veränderungen immer noch viel zu tun gibt. Die Zahl der gemeldeten Verfahren gegen Intoleranz ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen, doch viele Übergriffe bleiben ungemeldet und werden nicht erfasst, so das „Berlin Monitoring“.
Annemike und Beatrice, zwei Berlinerinnen, betonen die Bedeutung des CSD (Christopher Street Day) als Demonstration und nicht nur als große Party. Sie weisen darauf hin, dass auch in Kreuzberg, einem Bezirk mit einem Ruf für Toleranz, sich Schwule und Lesben nicht mehr in der Öffentlichkeit zeigen können, ohne angefeindet zu werden. Sie sind fest entschlossen, sich nicht einzuschüchtern zu lassen oder wieder in den Schatten zu treten.
Auch Samira Elsner und ihr Sohn Taylor waren extra aus Bautzen angereist, um ein Zeichen zu setzen. Samiras Bruder hat sich als trans geoutet, und seitdem wurde ihr die Intoleranz in der Gesellschaft bewusst. Seitdem ist sie immer bei Protestaktionen dabei.
Trotz aller Schwierigkeiten betonen die Teilnehmer, dass es ein großes Glück sei, in Berlin zu leben. Sie wollen bleiben und setzen sich für mehr Toleranz in der Gesellschaft ein. Diese Botschaft vertraten sie auch stolz von einem weißen Cabriolet aus.
Auch Chantal Röller und Sandra Hollmann reisten extra aus Rendsburg an, um den CSD in Berlin zu erleben. Sie haben bereits an Paraden in Flensburg und Kiel teilgenommen, aber der CSD in Berlin ist für sie etwas Besonderes. Als lesbische Frauen haben sie es in ihrer Heimatstadt nicht leicht.
Der CSD in Berlin ist nicht nur eine große Party, sondern vor allem eine Demonstration für Freiheit, Toleranz und Akzeptanz. Die Teilnehmer sind entschlossen, für diese Werte einzutreten und sich nicht einschüchtern zu lassen. Berlin ist ein Ort, an dem sich jeder frei fühlen kann und an dem Vielfalt und Individualität gefeiert werden.