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Die Geschichte der Altbauten in Prenzlauer Berg: Wie der Abriss verhindert und das größte intakte Gründerzeitviertel Deutschlands erhalten wurde

Die Geschichte der Altbauten in Prenzlauer Berg ist eng mit der politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland verbunden. Nach dem Fall der Mauer entstand der Wille, das zu schützen, was zuvor dem Verfall preisgegeben wurde. Durch Millionen von Fördergeldern wurde Prenzlauer Berg zum größten intakten Gründerzeitviertel Deutschlands. Ein Sanierungsprogramm legte den Grundstein dafür. Allerdings wurde oft vergessen, dass bereits vor 1990 viele Bewohner in Prenzlauer Berg lebten. Die DDR-Führung ließ die Häuser hier verfallen und konzentrierte sich stattdessen auf den Bau von Plattenbauvierteln. Die Bewohner von Prenzlauer Berg sahen das anders und begannen, sich für den Erhalt ihrer Altbauten einzusetzen. Bereits 1980 begannen Stadtplaner wie Gabi Pfeil, den Zustand der Häuser in Prenzlauer Berg systematisch zu dokumentieren. Dabei stellte sich heraus, dass der Verfall viel schneller voranschritt als der Neubau. Die DDR-Baupolitik sah eigentlich den Abriss der Altbauten und den Neubau von Plattenbau vor. Doch die Pläne wurden oft nicht umgesetzt. In den 1970er Jahren musste der Plan zu flächendeckenden Abrissen und dem Bau von Plattenbauvierteln aufgrund des Wohnungsmangels und der begrenzten Kapazitäten aufgegeben werden. Stattdessen begann man in Pilotprojekten einzelne Gebäude abzureißen und die anderen grundlegend zu sanieren. Auch die Kreisbaubetriebe aus der Republik wurden zum Dienst in die Hauptstadt geschickt, um dort Wohnungen zu sanieren. Ein Vorteil der DDR war, dass private Eigentumsrechte der Instandsetzung von Gebäuden nicht im Weg standen. Wo Häuser in Privatbesitz verfielen, konnten diese mittels der Erklärung zum Aufbaugebiet entzogen werden. Eigentümern wurden die Kosten der Sanierung in Rechnung gestellt, was häufig zur Abgabe der Häuser führte. Trotz der Sanierungsarbeiten sollten einige Straßenzüge in Prenzlauer Berg weiterhin abgerissen werden. Der Streit darüber entzündete sich 1989 in der Rykestraße. Die Bewohner zogen in leerstehende Wohnungen, um diese vor dem Abriss zu schützen. Es kam zu hitzigen Diskussionen und schließlich konnte der Abriss verhindert werden. Allerdings wurde das alternative Konzept des gemeinsamen Plans für die Rykestraße nach der Wiedervereinigung nicht mehr umgesetzt. Die neuen Eigentümer der Häuser stellten die Frage nach den Eigentumsverhältnissen. Die Geschichte der Altbauten in Prenzlauer Berg ist ein Beispiel dafür, wie der Wille der Bewohner zur Erhaltung ihres Wohnraums den Verfall stoppen konnte. Heute ist Prenzlauer Berg ein beliebtes Viertel, jedoch bleibt die Frage nach bezahlbarem Wohnraum eine Herausforderung.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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