Bildungsnot im Gazastreifen: Die verheerenden Folgen der jüngsten Angriffe auf UN-Einrichtungen
Die jüngsten Bombardierungen durch die israelische Armee haben erneut die empfindliche Bildungsinfrastruktur im Gazastreifen schwer getroffen. Diese Angriffe, unter anderem auf die Al-Dschaouni-Schule des Palästinenser-Hilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA) im Nuseirat-Flüchtlingscamp, führen zu einem regelrechten Bildungsentzug für zehntausende Kinder.
Bei diesen Bombardierungen, die im Rahmen der anhaltenden militärischen Operationen stattfanden, wurden mehrere Menschenleben gefordert, darunter auch Mitarbeiter von UNRWA. In einem Konflikt, der von Leid und Verlust geprägt ist, stellt sich die grundlegende Frage: Wie kann eine Nation die Bildung und Sicherheit ihrer jüngsten Bürger so leichtfertig aufs Spiel setzen?
Die zynische Rechtfertigung für derartige Angriffe, die oftmals auf die vermeintliche Präsenz von Hamas-Kämpfern abzielt, wirft schwere moralische und rechtliche Bedenken auf. Auch wenn Sicherheitsinteressen im Vordergrund stehen, wird die Zerstörung eines Bildungsortes mit dem brutalen Verlust von Menschenleben erkauft. Die 625.000 schulpflichtigen Kinder in Gaza sind die leidtragenden Akteure in diesem verheerenden Spiel, welches nicht nur ihre physische Sicherheit, sondern vor allem ihre geistige Entwicklung gefährdet.
UN-Experten haben bereits im April gewarnt, dass das palästinensische Bildungssystem ernsthaft gefährdet ist und hinter vorgehaltener Hand von „Schulmord“ gesprochen wird. Mehr als 90 Prozent der Schulgebäude im Gazastreifen sind mittlerweile durch die ständigen Bombardierungen in Mitleidenschaft gezogen worden, viele müssen vollständig wiederaufgebaut werden. Dies könnte Jahre in Anspruch nehmen, eine ganze Generation könnte dadurch in ihrer Bildung zurückgeworfen werden.
Die gesellschaftlichen und psychologischen Auswirkungen dieser Angriffe sind enorm. Eltern stehen vor der Herausforderung, ihren Kindern den Verlust ihrer Schulen zu erklären und sie gleichzeitig vor den Schrecken des Krieges zu schützen. In einer Zeit, in der Bildung als Schlüssel zur Entwicklung und Frieden gesehen wird, erscheinen solche Angriffe als ein herber Rückschlag.
Die Zerstörung der Bildungsstätten im Gazastreifen ist nicht nur eine Tragödie für die betroffenen Familien, sondern auch ein Alarmzeichen für die internationale Gemeinschaft. Es ist an der Zeit, dass wir uns ernsthaft mit den Langzeitfolgen dieser Konflikte auseinandersetzen und die Stimmen derjenigen hören, die am stärksten betroffen sind – die Kinder.
Gerade in Zeiten des Krieges sollten wir die Unantastbarkeit von Bildung und den Schutz von schutzbedürftigen Personen, insbesondere Kindern, nicht aus den Augen verlieren. Der fortdauernde Konflikt im Gazastreifen ist somit nicht nur ein militärisches, sondern vor allem ein humanitäres und bildungspolitisches Dilemma.
Die Schaffung eines sicheren Umfelds für die Bildung im Gazastreifen muss höchste Priorität haben, damit künftige Generationen nicht unter dem Erbe von Zerstörung und Verlust leiden müssen.
Berlin