TikTok-Mitarbeiter streiken: Drohen 150 Kündigungen in Berlin?

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Am 6.11.2025 beginnt ein Warnstreik bei TikTok in Berlin. Verdi fordert bessere Kündigungsfristen und Abfindungen für betroffene Mitarbeiter.

Am 6.11.2025 beginnt ein Warnstreik bei TikTok in Berlin. Verdi fordert bessere Kündigungsfristen und Abfindungen für betroffene Mitarbeiter.
Am 6.11.2025 beginnt ein Warnstreik bei TikTok in Berlin. Verdi fordert bessere Kündigungsfristen und Abfindungen für betroffene Mitarbeiter.

TikTok-Mitarbeiter streiken: Drohen 150 Kündigungen in Berlin?

Am Dienstag, dem 6. November 2025, beginnt ein viertägiger Warnstreik im Berliner Büro von TikTok. Hintergrund dieses Protestes sind die anhaltenden Spannungen zwischen der Gewerkschaft Verdi und der Geschäftsführung des Unternehmens, das zur chinesischen Firma Bytedance gehört. Nach Angaben von rbb24 blockiert die Unternehmensleitung die Verhandlungen über Kündigungsfristen und Abfindungshöhen, was besonders die rund 150 Angestellten in der Deutschlandzentrale in Berlin-Friedrichshain betrifft.

Im Fokus der geplanten Stellenstreichungen steht die „Trust-and-Safety-Abteilung“, die für die Überwachung von Inhalten auf der Plattform verantwortlich ist. TikTok plant, Aufgaben dieser Abteilung durch Künstliche Intelligenz (KI) sowie externe Dienstleister zu übernehmen. Dies wirft Bedenken auf, insbesondere in Bezug auf die Erkennung unangemessener Inhalte.

Die Forderungen der Streikenden

Die protestierenden Mitarbeiter fordern drei Jahresgehälter als Abfindung und eine Verlängerung der Kündigungsfrist um zwölf Monate. Der Unterstützungsbedarf ist hoch, da bereits seit 2022 ein Betriebsrat existiert, in dem rund 70 Prozent der Mitarbeiter gewerkschaftlich organisiert sind. Verdi sieht in den gescheiterten Verhandlungen und dem Schritt, eine Einigungsstelle gerichtlich einzusetzen, eine Möglichkeit für TikTok, schnell Kündigungen auszusprechen. Wie ver.di berichtet, lehnen sowohl der Betriebsrat als auch Verdi die vorgelegten Angebote als unzureichend ab.

Eine Sprecherin von TikTok sagte, dass Gespräche mit dem Betriebsrat über eine Konsolidierung der Sicherheitsaktivitäten stattfinden. Diese gehaltenen Gespräche scheinen jedoch wenig Fortschritt zu zeigen, da die Gewerkschaft sich besorgt über die zukünftige Kapazität zur Moderation von Inhalten zeigt. Vor kurzem wurden beispielsweise Beiträge mit Regenbogenfahnen fälschlicherweise als „kontrovers“ oder gar als „Hassrede“ markiert und entfernt.

Künstliche Intelligenz im Fokus

Im Kontext dieser Entwicklungen stellt sich die Frage, inwieweit der Einsatz von Künstlicher Intelligenz zur Moderation von Inhalten akzeptabel ist. Experten, wie Prof. Dr. Bernd Waas von der Goethe-Universität Frankfurt, warnen, dass KI-basierte Systeme möglicherweise nicht in der Lage sind, gesellschaftliche Kontexte angemessen zu verstehen und zu berücksichtigen. Diese Bedenken werden durch die bereits bei TikTok beobachteten irreführenden Entscheidungen verstärkt. Diese Diskussion wirft grundlegende Fragen über die Zukunft der Arbeitswelt auf und die möglichen Risiken neuer Diskriminierungsformen, die mit der fortschreitenden Digitalisierung und dem Einfluss algorithmischer Entscheidungen einhergehen, werden immer drängender.

TikTok sieht sich nicht isoliert; ähnliche Bewegungen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Content-Moderatoren beginnen weltweit an Fahrt zu gewinnen. Im April wurde in Nairobi die erste globale Gewerkschaftsallianz von Content-Moderatoren gegründet, die darauf abzielt, internationale Standards für die Branche zu schaffen und Big Tech zur Verantwortung zu ziehen.

Bisher gibt es keinen Hinweis darauf, dass TikTok bereit ist, den Forderungen der Gewerkschaften nachzukommen. Die anhaltenden Verhandlungen und die bevorstehenden Streiks werden die Entwicklung der Situation maßgeblich beeinflussen.

Für weitere Informationen zu den Herausforderungen der Digitalisierung und deren Auswirkungen auf die Arbeitswelt, siehe auch den Artikel von Prof. Dr. Bernd Waas auf der Webseite der Hans-Böckler-Stiftung.