Nettelbeckplatz wird Martha-Ndumbe-Platz: Ein Zeichen der Erinnerung!
Der Martha-Ndumbe-Platz in Berlin-Mitte ehrt die farbige NS-Verfolgte und fördert eine dekoloniale Erinnerungskultur.

Nettelbeckplatz wird Martha-Ndumbe-Platz: Ein Zeichen der Erinnerung!
Am 20. Oktober 2025 wurde der Nettelbeckplatz in Berlin-Wedding in den Martha-Ndumbe-Platz umbenannt. Diese Umbenennung ist ein entscheidender Schritt zur Förderung einer dekolonialen Erinnerungskultur, die den Mut und die Lebensgeschichte von Martha Ndumbe ehren möchte. Ndumbe war eine farbige Berliner NS-Verfolgte, die 1945 im Konzentrationslager Ravensbrück ermordet wurde. Mit der neuen Bezeichnung wird nicht nur ihr Lebensweg gewürdigt, sondern auch ein breiterer gesellschaftlicher Diskurs über die koloniale Vergangenheit Deutschlands angestoßen.
Martha Ndumbe wurde 1902 in Berlin geboren, als Tochter eines kamerunischen Vaters und einer deutschen Mutter. Ihr Leben war von Herausforderungen geprägt: Als junge Frau hatte sie große Schwierigkeiten, legale Arbeit zu finden, was sie letztlich in die Prostitution und Kleinkriminalität trieb. Ein wichtiger Wendepunkt in ihrem Leben war die Heirat mit Kurt 1932, der sie zwang und ausbeutete. Trotz ihrer Courage, ihn anzuzeigen, hatte diese Entscheidung irreversible Folgen für ihren weiteren Lebensweg.
Die Zeremonie und ihre Bedeutung
Bei der Zeremonie zur Umbenennung des Platzes, die von etwa 100 Menschen besucht wurde, wurde deutlich, dass die Debatte um Erinnerungspolitik in Berlin vielschichtig und kontrovers ist. Kritische Stimmen äußerten sich zur gleichzeitigen Abbau der Friedensstatue „Ari“ in Moabit. Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger war bei der Veranstaltung nicht anwesend, was für einige Anwesende ein Zeichen für die Dissonanz in der politischen Auseinandersetzung um die Erinnerungskultur war.
Diese Umbenennung ist Teil eines größeren gesellschaftlichen Prozesses. Der Namensfindungsprozess war partizipativ und umfasste über 500 Vorschläge aus der Bevölkerung. Letztendlich entschied die Bezirksverordnetenversammlung, dass der Platz nach Martha Ndumbe benannt werden sollte. Ziel der Umbenennung ist es, marginalisierte Perspektiven sichtbar zu machen und den öffentlichen Raum gerechter zu gestalten.
Ein Mahnmal gegen Rassismus und Gewalt
Martha Ndumbes Schicksal spiegelt die grausame Realität wider, die viele Menschen zur Zeit des Nationalsozialismus erleiden mussten. Sie wurde unter dem Nazi-Regime als „asoziale Berufsverbrecherin“ stigmatisiert, was die marginalisierte Behandlung von Personen veranschaulicht, die nicht den gesellschaftlichen Idealen der Nazis entsprachen. Im Jahr 1944 wurde sie ins Konzentrationslager Ravensbrück deportiert, wo sie 1945, vermutlich an Tuberkulose, starb. Trotz ihrer Qualen blieb der Kampf ihrer Mutter um Gerechtigkeit ungehört und weitgehend unerkannt.
Der Martha-Ndumbe-Platz soll sowohl ein Ort des Gedenkens als auch ein Mahnmal gegen Rassismus und Diskriminierung sein. Mit der offensichtlichen Benennung wird versucht, die gesellschaftliche Verantwortung für die eigenen historischen Verstrickungen zu adressieren und die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wachzuhalten.
In einer Zeit, in der das Gedenken und die Erinnerungskultur in Deutschland immer wieder auf den Prüfstand gestellt wird, ist der Martha-Ndumbe-Platz ein vielschichtiges Symbol für den Mut, die Grausamkeit der Vergangenheit anzugehen. Vor dem Hintergrund des Gedenktags an die Opfer des Nationalsozialismus am 27. Januar, der auch die systematische Ermordung von sechs Millionen Juden in den Fokus rückt, wird die Bedeutung solcher Erinnerungsorte nur umso klarer. Diese Gedenktage sind ein zentraler Bestandteil der deutschen Erinnerungskultur, mit über 300 Gedenkstätten und NS-Dokumentationszentren im ganzen Land.
Die Diskussion um die Verantwortung für die NS-Vergangenheit und die Auseinandersetzung mit Rassismus erfordern ständige Reflexion der Gesellschaft. Die Geschichte erfordert Mut und Mitgefühl, und der Martha-Ndumbe-Platz wird als aktives Erinnerungszeichen in Berlin weiter dafür kämpfen, dass die Lehren aus der Vergangenheit nicht vergessen werden.
Entwicklungsstadt berichtet, dass die Umbenennung des Platzes ein fortlaufender Bestandteil des gesellschaftlichen Diskurses über die koloniale Vergangenheit ist und dass der neue Platz auch die Perspektiven von Marginalisierten sichtbar machen soll. Der Martha-Ndumbe-Platz steht somit nicht nur für die Erinnerung an eine individuelle Tragödie, sondern auch für eine breitere Auseinandersetzung mit den Verwerfungen der Geschichte. Weitere Informationen über das Leben von Martha Ndumbe finden sich auf Dekoloniale Stadtführung. Bei der Betrachtung der deutschen Erinnerungskultur ist es wichtig, die Stimmen der Zivilgesellschaft einzubeziehen, um auch in der Gegenwart die Verantwortung für die eigene Geschichte zu reflektieren, wie DW thematisiert.