Messergewalt in Berlin erreicht Rekordhöhe – Was tun wir dagegen?

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Berlin verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg von Messerangriffen, insbesondere unter jungen Männern. Präventionsmaßnahmen sind notwendig.

Berlin verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg von Messerangriffen, insbesondere unter jungen Männern. Präventionsmaßnahmen sind notwendig.
Berlin verzeichnet einen besorgniserregenden Anstieg von Messerangriffen, insbesondere unter jungen Männern. Präventionsmaßnahmen sind notwendig.

Messergewalt in Berlin erreicht Rekordhöhe – Was tun wir dagegen?

Die Zunahme von Messerangriffen in Berlin sorgt für Besorgnis. Laut den aktuellen Polizeistatistiken gab es 2024 etwa 3.400 Fälle von Messergewalt, ein Anstieg im Vergleich zu 2015 mit nur 2.600 Fällen. Marcel Kuhlmey, ein Ex-Polizist und Ausbilder, führt diesen Anstieg auf eine fehlende Konfliktkompetenz unter jungen Männern zurück. Früher seien Konflikte vorwiegend mit Fäusten ausgetragen worden, doch die Situation hat sich gewandelt, und Kuhlmey hat während seiner Dienstzeit kein einziges Mal jemanden mit einem Messer auf der Straße angetroffen.

Die Herausforderungen der Messergewalt sind vielfältig. Die Statistiken sind schwer einzuordnen, da das Anzeigeverhalten eine wesentliche Rolle spielt und Messerangriffe erst seit kurzem als eigene Tatkategorie erfasst werden. Die Polizei verfolgt präventive Maßnahmen, um junge Menschen für die Gefahren des Messers zu sensibilisieren. Das Programm „Messer Machen Mörder“ hat zum Ziel, insbesondere Schuljugendliche zu erreichen. Auch Kuhlmey betont, dass Lehrer aktive Teilhaber an dieser Präventionsarbeit werden sollten.

Ursachen und Hintergrund

Die Problematik der Konfliktlösung und impulsives Verhalten sind laut den Fachleuten die Hauptursachen für die Häufung von Messerangriffen. Vor allem junge Männer unter 25 Jahren sind häufig sowohl Täter als auch Opfer. Bernd Siggelkow, Gründer des Hilfswerks Arche, warnt zudem vor dem Konfliktpotenzial, das kulturelle Unterschiede mit sich bringen können. Lebensbedrohliche Messerattacken betreffen vor allem Jugendliche, die oft keine Perspektive im Leben sehen.

Berlin plant ab Sommer 2026 ein umfassendes Waffen- und Messerverbot im Nahverkehr. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) hat angekündigt, dass der Senat im Juni die gesetzliche Grundlage beschließen wird. Siggelkow kritisiert jedoch, dass das geplante Verbot unzureichend ist und fordert eine intensivere Aufklärung, bessere Präventionsmaßnahmen und mehr Sicherheit. Er spricht sich vor allem für die Deutschland-Integration von geflüchteten jungen Menschen aus und mahnt an, Einsparungen bei Jugendeinrichtungen und Lehrkräften nicht zu übernehmen.

Aktuelle Entwicklungen

Die Polizei registriert eine zunehmende Zahl an Messerattacken im öffentlichen Raum. Laut der Kriminalstatistik gab es in Berlin im letzten Jahr 3.412 Messerangriffe, von denen über die Hälfte in der Öffentlichkeit stattfand. In der Gesamtstatistik für Deutschland wurden 2024 insgesamt 29.014 Straftaten mit einem Messer als Tatmittel verzeichnet, ein neuer Höchststand.

Für die Sicherheit im öffentlichen Raum wurden neue Gesetzesänderungen eingeführt. Seit Oktober 2024 ist ein verschärftes Waffengesetz in Kraft, das unter anderem messerfreie Zonen an Veranstaltungen, Bahnhöfen sowie in Bussen und Bahnen vorsieht. Behörden dürfen leichter Waffenverbotszonen einrichten, um die Sicherheit zu erhöhen. Dennoch betonen Fachleute, dass solche Gesetze keine vollständige Sicherheit garantieren, wie andere Länder zur Gewaltprävention zeigen, etwa durch Sport- und Freizeitangebote in Glasgow.

Die subjektive Sicherheit der Bevölkerung soll durch diese Maßnahmen gefördert werden, auch wenn die tatsächliche Wirkung schwer abzuschätzen ist. Besonders besorgniserregend ist die aktuelle Situation in Niedersachsen, wo es laut Kriminalstatistik acht Messerangriffe pro Tag gibt, und in Berlin sind es sogar zehn. Kriminologe Dirk Baier zeigt sich optimistisch, dass die Anzahl an Messerangriffen möglicherweise einen Höhepunkt erreicht hat, fordert jedoch einen nationalen Aktionsplan zur Bekämpfung der Gewalt sowie mehr finanzielle Mittel für Sozialarbeit und Aufklärungskampagnen.