Kunst aus der Stille: Ein Toilettenhäuschen wird zum Erlebnisraum!
Eröffnung der Ausstellung „Holy Shit“ von Alex Lebus am 29. August 2025 in Neukölln: Kunst trifft auf Sakralität und Intimität.

Kunst aus der Stille: Ein Toilettenhäuschen wird zum Erlebnisraum!
Am Freitag, dem 29. August 2025, wird die Ausstellung „Holy Shit oder das stille Örtchen“ von Alex Lebus in der Kunstbrücke am Wildenbruch eröffnet. Die Veranstaltung beginnt um 18 Uhr und öffnet ihre Tore an der Schnittstelle von Kunst und Alltag, indem sie ein ehemaliges Toilettenhäuschen in einen künstlerischen Parcours verwandelt. In den Räumen wird ein Dialog zwischen Sakralem und Profanem, Körperlichem und Geistigem inszeniert, der die Besucher dazu einlädt, über Intimität, Verletzlichkeit und Loslassen nachzudenken. Die verwendeten Materialien, darunter Spiegel, Wachs, Glas und Holz, schaffen eine eindrucksvolle Kulisse.
Die Ausstellung wird thematische Räume wie den „Mutterraum“ und den „Blutraum“ beinhalten. Diese Räume sind dramaturgisch so gestaltet, dass sie die Spannung zwischen Befleckung und Reinigung sowie dem Verborgenen und Offenbarten thematisieren. Besondere Aufmerksamkeit wird der christlichen Ikonographie gewidmet, insbesondere den Darstellungen von Maria Magdalena, die als Projektionsfläche für Geschlecht, Zuschreibung und Selbstermächtigung dient. Lebus beabsichtigt mit seiner Arbeit eine Neuordnung von Glaube, Körper und Öffentlichkeit, unterstützt durch die Senatsverwaltung für Kultur und Gesellschaftlichen Zusammenhalt sowie den Ausstellungsfonds Kommunale Galerien.
Begleitveranstaltungen und Öffnungszeiten
Die Besucher sind eingeladen, die Diskussionen um die Themen der Ausstellung weiterzuführen. Am Sonntag, dem 19. Oktober 2025, findet von 12 bis 18 Uhr die Veranstaltung „Still occupied… Wache halten im stillen Örtchen“ statt, bei der die Künstlerin selbst die Aufsicht übernimmt. Die Finissage wird am Freitag, dem 31. Oktober 2025, um 16 Uhr stattfinden. Die Ausstellung ist vom 30. August bis zum 31. Oktober 2025 für die Besucher geöffnet, von Mittwoch bis Sonntag zwischen 12 und 18 Uhr, der Eintritt ist frei.
Maria Magdalena in der Kunstgeschichte
Maria Magdalena, eine zentrale Figur in der christlichen Ikonographie, wurde im Laufe der Jahrhunderte von vielen Künstlern unterschiedlich dargestellt. Ihre Komplexität spiegelt sich in der Vielschichtigkeit der Kunstgeschichte wider. Im Mittelalter stellte man sie häufig als Büßerin dar, was die zeitgenössische Vorstellung von Umkehr und göttlicher Gnade widerspiegelt. Im Gegensatz dazu erlebte die Darstellung zur Renaissance eine Neubelebung, wobei Künstler wie Donatello und Tizian sie als komplexe Figur mit Schönheit und spiritueller Tiefe zeigten. Diese Werke verdeutlichen ein wachsendes Interesse an der individuellen Persönlichkeit biblischer Figuren.
Maria Magdalenas Darstellungen im Barock werden dramatischer und emotionaler. Künstler wie Caravaggio und Artemisia Gentileschi malten sie in intensivsten Szenen, die ihre spirituelle Transformation beleuchten. Im 19. Jahrhundert sowie in der Moderne hinterfragten Künstler wie Alexandre Cabanel die Rolle der Frau in der Gesellschaft und der biblischen Erzählung. Diese Werke repräsentieren die menschliche Sehnsucht nach Vergebung und spiritueller Wahrheit, oft gezeigt in kontemplativen Posen oder beim Salben der Füße Jesu.
In den Evangelien des Neuen Testaments wird Maria Magdalena als Maria aus Magdala bezeichnet. Sie ist eine der ersten Zeuginnen der Auferstehung Jesu und wird oft mit einem Salbgefäß dargestellt, was für Reue und Vergänglichkeit steht. Ihre Darstellung hat sich im Laufe der Jahrhunderte weiterentwickelt, wobei sie oft in emotionalen Szenen erscheint – sei es unter dem Kreuz oder am Grab. Diese vielfältigen Darstellungen zeigen nicht nur ihre Rolle in der biblischen Erzählung, sondern auch die sich wandelnde Sicht auf Frauen in der Geschichte.
Mit dieser Ausstellung schlägt Alex Lebus eine Brücke zwischen der heutigen Interpretation solcher ikonischer Figuren und dem zeitgenössischen Verständnis von Körper, Glauben und öffentlichem Raum. Die Verbindung der religiösen Symbolik mit existenziellen Fragen eröffnet neue Perspektiven auf alte Themen.
Für weitere Informationen zur Ausstellung und den künstlerischen Darstellungen von Maria Magdalena können die Artikel auf Berlin.de, Galerie Gerdes und Uni Konstanz besucht werden.