Hochschulen in Deutschland: Jüdische Studenten kämpfen gegen Antisemitismus!
Antisemitismus an Hochschulen in Berlin: Jüdische Studierende fühlen sich seit dem Hamas-Überfall im Oktober 2023 unsicher.

Hochschulen in Deutschland: Jüdische Studenten kämpfen gegen Antisemitismus!
Seit dem 7. Oktober 2023 sehen sich jüdische Studierende an deutschen Hochschulen einem alarmierenden Anstieg antisemitischer Vorfälle gegenüber. Diese Zunahme wird in einem aktuellen Bericht von Democ, B’nai B’rith International und der European Union of Jewish Students (EUJS) detailliert analysiert. In den letzten Monaten sind vor allem Gewaltakte, Holocaust-Relativierungen und die Einflüsse internationaler Gruppen zu verzeichnen gewesen. Der Hamas-Überfall auf Israel und der anschließende Gaza-Krieg haben mehrere Proteste an Universitäten ausgelöst, bei denen nicht selten antisemitische Inhalte propagiert wurden. In vielen Fällen vermischen sich diese Inhalte mit Themen wie Menschenrechten und Antikolonialismus, was die Situation zusätzlich verkompliziert. Hochschulleitungen stehen zunehmend in der Kritik, weil die zögerliche Reaktion auf diese Vorfälle zu einem Gefühl der Verunsicherung unter jüdischen Studierenden beiträgt.
Besonders betroffen sind Universitäten in Nordrhein-Westfalen, Frankfurt am Main und Berlin, wo sich die Proteste und Belästigungen verstärkt zeigen. Insgesamt erfasste die Antisemitismus-Meldestelle Rias bis Ende November 2023 37 Vorfälle alleine an deutschen Hochschulen. Diese Entwicklung führt zu einem massiven Rückgang der Teilnahme jüdischer Studierender am Campusleben. Viele von ihnen verstecken ihre jüdische Identität aus Angst vor antiisraelischen und antisemitischen Übergriffen. Die Präsidentin der Jüdischen Studierendenunion Deutschland, Hanna Veiler, beschreibt die Lage als „andauernde Ausnahmesituation“, die für viele Studierende nicht mehr tragbar sei.
Kritik an Hochschulleitungen und politischen Maßnahmen
Kritik üben zahlreiche Organisationen an der Untätigkeit der Hochschulleitungen. Der Präsident der FU Berlin, Günter Ziegler, kündigte zwar Maßnahmen zur Verbesserung der Sicherheit an, doch die Enttäuschung unter den jüdischen Studierenden bleibt. Ein Beispiel ist ein schwerer Angriff auf einen jüdischen Studenten im Februar 2024, der von einem Mitstudenten während einer propalästinensischen Protestaktion mutmaßlich verletzt wurde. Während die Staatsanwaltschaft ermittelt, fordert der Vorsitzende des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, sogar die Exmatrikulation des Angreifers.
Ein weiteres großes Problem ist die fehlende Anlaufstelle für Antisemitismus-Fälle an Universitäten, was im nordrhein-westfälischen Landtag thematisiert wurde. Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger fordert ein konsequenteres Vorgehen gegen Antisemitismus an Hochschulen und die Schaffung sicherer Räume für alle Studierenden. „Es ist höchste Zeit, dass wir klare Meldemechanismen für Vorfälle etablieren und das Sicherheitsgefühl an den Hochschulen stärken“, so Stark-Watzinger.
Gesellschaftlicher Kontext und Rücktrittsfälle
Diese Problematik ist nicht nur ein lokales Phänomen, sondern gehört zu einer größeren globalen Diskussion über Antisemitismus und Hochschulkultur. Internationale Vorfälle, wie der Rücktritt der Präsidentin der US-Eliteuniversität Harvard, Claudine Gay, aufgrund ihrer unklaren Haltung zu antisemitischen Aktivitäten, verdeutlichen die Brisanz des Themas. Auch dort zeigt sich, dass viele akademische Institutionen unter Druck geraten, aufgrund ihrer Behandlung antisemitischer Vorfälle.
Jüdische Studierende in Deutschland sind trotz der Bemühungen um Sicherheit und Unterstützung häufig von einer tiefen Unsicherheit geprägt. Die Entwicklungen der letzten Monate deuten darauf hin, dass sowohl Hochschulen als auch die Politik gefordert sind, schnell und effektiv zu handeln, um den Rückgang an jüdischen Studierenden und den steigenden Antisemitismus zu bekämpfen. Die Beschlüsse zur Reform des Hochschulgesetzes könnten langfristig entscheidend sein, um die Situation an den Universitäten nachhaltig zu verbessern.
Die Berichte und Forderungen zeigen klar, dass ein starkes gemeinsames Handeln notwendig ist, um Hochschulen wieder zu Orten des Schutzes und des Lernens für alle Studierenden zu machen.