Im Fall der vermissten Schülerin Rebecca Reusch aus Berlin, die seit Februar 2019 verschwunden ist, gibt es neue Entwicklungen, die die bereits bestehenden Fragen und den Verdacht auf mögliche Versäumnisse in der Ermittlungsarbeit verstärken. Ein Polizist, der anonym bleiben möchte, erhebt Vorwürfe gegen die zuständigen Ermittler in Berlin und erklärt, dass diese möglicherweise entscheidende Informationen in der Suche nach Rebecca nachlässig behandelt haben könnten.
Der Betroffene, ein Beamter aus einer anderen Polizeiabteilung, nennt sich Dirk B. und hat Einblick in brisante E-Mails erhalten, die seine Vermutungen untermauern. Diese E-Mails vermitteln den Eindruck, dass bei der Auswertung von Handydaten, speziell der des Schwagers von Rebecca, Florian R., gravierende Verzögerungen aufgetreten sein müssen. Dirk B. ist sich nicht sicher, warum es Jahre dauerte, um an Informationen von Google zu gelangen.
Ermittlungen umständlich und langsam
Die Ermittler hatten zwar im Herbst 2020 ein Ersuchen an Google in Dublin gestellt, um die Handydaten auszuwerten, doch es dauerte bis 2021, bis sie die Daten schließlich erhielten. Diese Daten sind entscheidend, um nachvollziehen zu können, ob Rebecca am Morgen ihres Verschwindens das Haus ihrer Schwester verlassen hat. Dirk B. kommentiert diese Vorgänge mit Besorgnis: „Solche Daten müssten schnellstmöglich gesichtet werden. Das ist sehr irritierend.“
Die Daten, die schließlich 2023 freigegeben wurden, sorgten für großes Aufsehen, als bekannt wurde, dass Florian R. an dem Tag nach speziellen Strangulationspraktiken gegoogelt hatte. Diese Informationen hätten möglicherweise für Voruntersuchungen und die Bewertung des Schwagers als Tatverdächtigen entscheidend sein können, allerdings kamen sie zu spät, um sie für eine konkrete Anklage zu nutzen.
Die Staatsanwaltschaft gibt an, keine weiteren Kommentare zu den laufenden Ermittlungen abgeben zu wollen. Dabei scheint unklar zu sein, was genau vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben soll. Dirk B. verfolgt den Fall seit Jahren und glaubt, dass bei der Bearbeitung von so zeitkritischen Fällen wie dem von Rebecca mehr Effizienz nötig ist.
Kritik an der aktuellen Ermittlungsführung
Die Kritik geht jedoch nicht nur in Richtung der Verzögerungen bei der Datenabfrage. Dirk B. bemängelt die generelle Vorgehensweise der Polizei und den Umstand, dass technische Abfragen nicht als Standardverfahren genutzt werden. „Die Routinen müssen modernisiert werden“, fordert er. Seine Erfahrungen zeigen, dass andere Polizeidienststellen schneller an relevante Daten gelangen können. Im Krisenfall, so berichtet er, sei es in der Regel möglich, innerhalb von Stunden entscheidende Informationen von Google zu erhalten.
Im Zusammenhang mit den aktuellen Enthüllungen stehen auch die Reaktionen von Experten. Kriminalwissenschaftler haben ihr Bedauern darüber geäußert, dass essenzielle Daten erst so spät ausgewertet wurden. Dabei betonen sie, dass solche Informationen entscheidend für die Lösung des Falls hätten sein können und dass die Zeitabläufe gravierende Folgen für die Ermittlungen haben.
Rebecca Reusch wurde am 18. Februar 2019 als vermisst gemeldet. Die Suche nach der 15-Jährigen wurde in der Folge intensiviert, jedoch blieb sie bislang erfolglos. Schilderungen und Berichte über vermisste Kinder wie Rebecca zeigen immer wieder, wie wichtig eine zügige und gründliche Ermittlungsarbeit ist, um die Schicksale der Betroffenen aufzuklären. Für Dirk B. und viele andere bleibt die Frage im Raum, ob im Fall von Rebecca Reusch eine schnellere Reaktion der Behörden möglicherweise anders hätte verlaufen können.
Für weitere Informationen zur Entwicklung des Falls und den neuesten Erkenntnissen sei auf die Berichterstattung von www.merkur.de verwiesen.