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Von A bis E: Neue Strategien gegen chronische Hepatitis in Deutschland

Von A bis E: Hepatitis erfolgreich bekämpfen

Von A bis E: Hepatitis erfolgreich bekämpfen

Bei einer Leberzirrhose werden oft hoher Alkoholkonsum oder Lebererkrankungen als Ursache vermutet. Doch es gibt eine weitere mögliche Ursache für eine vernarbte Leber: Hepatitis-Viren. Hepatitis ist eine Leberentzündung, die je nach Form akut oder chronisch verlaufen kann. Die pharmazeutische Industrie arbeitet zusammen mit wissenschaftlichen Institutionen daran, auch chronische Hepatitis-B-, -C- und -D-Infektionen erfolgreich zu behandeln. Diese Fortschritte sind besonders wichtig, denn chronische Hepatitis kann zu schwerwiegenden Leberschäden führen. Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tags freuen wir uns über diese positiven Entwicklungen!

Es gibt fünf bekannte Hepatitis-Viren: Hepatitis A, B, C, D und E. Obwohl sie nicht miteinander verwandt sind, lösen sie alle eine Leberentzündung aus. Besonders gefährlich sind die Hepatitis-B-, -C- und -D-Viren, da sie zu chronischen Erkrankungen führen können. Durch jahrelange Zerstörung der Leberzellen kann eine Leberzirrhose oder sogar Leberkrebs entstehen. In manchen Fällen ist eine Lebertransplantation erforderlich. Allerdings können diese lebensgefährlichen Folgen einer chronischen Hepatitis durch eine rechtzeitige Diagnose und frühzeitige Behandlung verhindert werden. Dies ist nicht nur für die Patientinnen und Patienten wichtig, um ihre Lebensqualität zu erhalten, sondern oft auch, um weiterhin im Arbeitsleben stehen zu können, erklärt Dr. Matthias Wilken vom Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) e.V.

In Deutschland sind schätzungsweise knapp 200.000 Menschen mit dem Hepatitis-C-Virus (HCV) infiziert und mehrere Hunderttausend mit dem Hepatitis-B-Virus (HBV). Weltweit leben nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 354 Millionen Menschen mit einer Hepatitis-B- oder -C-Infektion. Das Problem ist, dass nicht alle Betroffenen typische Symptome wie gelblich verfärbte Haut oder Augen, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Gelenkschmerzen und Fieber haben. Viele Betroffene merken gar nicht, dass sie Hepatitis haben, während ihre Leberzellen weiter zerstört werden. Daher sind die neuen Behandlungsstrategien besonders wichtig, um Menschen mit chronischer Hepatitis oder Leberzirrhose zu helfen.

Die pharmazeutische Forschung hat sich lange auf die Behandlung von Hepatitis-C-Infektionen konzentriert, da diese in den meisten Fällen chronisch verlaufen. Es gibt keine Impfung gegen Hepatitis C, im Gegensatz zu den Hepatitis-A- und -B-Viren. Vor 25 Jahren lag die Heilungsquote für chronische Hepatitis C bei fünf bis zehn Prozent. Dank neuer Arzneimittel, den sogenannten "Direct Acting Antiviral Agents" (DAA), können heute über 95 Prozent der Betroffenen geheilt werden. Diese Arzneimittel wirken direkt in den Leberzellen, verhindern die Bildung benötigter Virenproteine und blockieren deren Vermehrung. Sie sind sehr wirksam und gut verträglich.

Eine Hepatitis-B-Infektion verläuft nicht so häufig chronisch wie eine Hepatitis-C-Infektion. Die meisten chronischen Fälle treten bei älteren oder multimorbiden Menschen auf. Bei Säuglingen, die sich während der Geburt bei ihrer Mutter anstecken, wird die Infektion zu 90 Prozent chronisch. Hygienemängel bei Tätowierungen und Piercings, der gemeinsame Gebrauch von Injektionsspritzen und Sexualkontakte sind typische Übertragungswege für Hepatitis B. Antivirale Medikamente sind die Standardtherapie gegen chronische Hepatitis B und hemmen die Virusvermehrung direkt. Ein therapeutischer Impfstoff, der das körpereigene Immunsystem stärkt, könnte zukünftig zur Heilung bestehender Infektionen beitragen. Derzeit läuft eine klinische Studie dazu.

Das Hepatitis-D-Virus (HDV) kann nur in Verbindung mit dem Hepatitis-B-Virus existieren. Die Co-Infektion mit Hepatitis D schädigt die Leber deutlich schneller als eine alleinige Hepatitis-B-Infektion. Seit 2020 ist ein erstes antivirales Medikament gegen chronische Hepatitis D zugelassen. Dieses Medikament blockiert den Eintritt von Hepatitis-B- und -D-Viren in die Leberzellen und verbessert die Leberfunktion. Eine vorbeugende Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D.

Die neuen Therapieansätze gegen chronische Hepatitis sind ein großer Erfolg, da sie Leberschäden vorbeugen und Betroffenen die Sorge nehmen, andere Menschen anzustecken. Die beste Vorsorge bleibt jedoch die Impfung gegen Hepatitis A und B. Gegen Hepatitis A und B gibt es sichere Impfungen in Deutschland. Zusätzlich haben gesetzlich Versicherte ab dem 35. Lebensjahr Anspruch auf einen Gesundheits-Check-up, der auch auf Hepatitis B und C testet.


Das ABC der Hepatitis:

  • Hepatitis A: Das "harmloseste" Hepatitis-Virus. Kommt vor allem in wärmeren Ländern mit schlechten hygienischen Bedingungen vor. Eine sichere Impfung ist verfügbar.
  • Hepatitis B: Wird über Körperflüssigkeiten und Blut übertragen. Eine sichere Impfung ist verfügbar. Etwa fünf bis zehn Prozent der Patienten entwickeln eine chronische Infektion.
  • Hepatitis C: Verursacht eine chronische Infektion in etwa 70 Prozent der Fälle. Wird meistens durch Kontakt mit infiziertem Blut übertragen, zum Beispiel beim Teilen von Spritzen oder bei unsterilen Nadeln für Tätowierungen oder Piercings. Keine Impfung verfügbar.
  • Hepatitis D: Kommt nur als Co-Infektion mit Hepatitis B vor. Die Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D.
  • Hepatitis E: Hauptsächlich durch den Verzehr von unzureichend gegartem Schweine- oder Wildfleisch übertragen. Heilt in den meisten Fällen von selbst aus. Keine zugelassene Impfung in Europa verfügbar.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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