Im ersten Halbjahr 2023 verzeichnete Berlin einen erheblichen Anstieg der Nachfrage nach Solaranlagen. Laut Stromnetz Berlin GmbH wurden von Januar bis Juni insgesamt 5800 Anfragen für den Anschluss von Photovoltaik-Anlagen gestellt. Dies sind rund 1000 mehr Anfragen als im gesamten Jahr 2022. Angesichts dieser Zahlen ist es offensichtlich, dass das Interesse an Solarenergie in der Hauptstadt steigt.
Bis Ende 2022 waren in Berlin bereits 15.013 Solaranlagen installiert. Dabei handelt es sich um verschiedene Arten von PV-Anlagen, angefangen von kleinen Balkonkraftwerken bis hin zu großen Dachanlagen. Es ist erfreulich zu sehen, dass bereits eine bedeutende Anzahl von Solaranlagen in Betrieb ist.
Das Land Berlin hat das ehrgeizige Ziel, bis 2035 ein Viertel der Stromerzeugung aus Solaranlagen zu gewinnen. Allerdings ist Berlin von diesem Ziel noch weit entfernt. Im vergangenen Jahr wurden lediglich 1,8 Prozent des in Berlin erzeugten Stroms aus Photovoltaik-Anlagen gewonnen. Im Vergleich dazu lag der Anteil der Solarenergie an der deutschen Stromerzeugung im Jahr 2022 bei 10,6 Prozent. Trotzdem produziert Berlin etwa 40 Prozent seines Stroms selbst, was bereits eine positive Bilanz darstellt.
Die Investitionsbank Berlin (IBB) hat in einer Studie festgestellt, dass in Berlin doppelt so viel Dachfläche vorhanden ist, wie für die Erreichung des 25-Prozent-Ziels notwendig wäre. Allerdings würde es nach der aktuellen Ausbaugeschwindigkeit und ohne weitere Maßnahmen noch bis 2050 dauern, um das Ausbauziel zu erreichen. Gleichzeitig betont die Studie, dass das Ziel durchaus realistisch ist.
Die Senatsenergieverwaltung unter der Leitung von Franziska Giffey (SPD) betont jedoch, dass der Solarausbau in Berlin kontinuierlich vorangetrieben wird. Jede einzelne Solaranlage, sei es eine geplante Großanlage oder ein kleines Balkonkraftwerk, trägt dazu bei, das Ziel zu erreichen. Die Einführung einer Solarpflicht auf Dächern ist seit dem 1. Januar 2023 in Kraft. Bei Neubauten oder grundlegenden Dachsanierungen müssen mindestens 30 Prozent der Dachfläche mit Solaranlagen bedeckt sein. Es gibt jedoch Ausnahmen für bestimmte Gebäude oder bei Einschränkungen durch den Denkmalschutz.
Die Autoren der IBB-Studie schlagen vor, die Solarpflicht auch auf Bestandsgebäude auszuweiten. Dadurch könnten Eigentümer mit einer Übergangsfrist von 15 Jahren grundsätzlich dazu verpflichtet werden, eine PV-Anlage auf ihrem Dach zu installieren. Allerdings ist eine Verschärfung der Regeln in dieser Legislaturperiode nicht zu erwarten.
Die Förderung von Solaranlagen wird in Berlin weiter ausgebaut. Die Mittel für die Förderung sollen im kommenden Doppelhaushalt 2024/2025 auf 18,5 Millionen Euro verdreifacht werden. Bereits jetzt zieht die Förderung für Balkonkraftwerke eine positive Bilanz. Die Hälfte aller Anfragen nach PV-Anlagen im Jahr 2023 betrafen diese Stecksolargeräte. Seit Mitte Februar können Mieter von Wohnungen eine Förderung von 500 Euro für den Kauf einer Balkon-Solaranlage erhalten. Die Förderung wurde im Juni auch auf Mieter von Häusern ausgeweitet, und im Herbst sollen auch Eigentümer von Wohnungen in den Genuss der Förderung kommen.
Trotz der positiven Entwicklungen gibt es jedoch noch Herausforderungen. Stefan Taschner, energiepolitischer Sprecher der Grünen, kritisiert die hohen bürokratischen Anforderungen im Förderprogramm, die viele Menschen abschrecken. Auch die Kosten für den Einbau einer speziellen Steckdose werden auf die Mieter abgewälzt. Die Grünen planen daher, im Herbst einen Antrag im Abgeordnetenhaus einzureichen, um die Förderung von Solarsteckgeräten attraktiver zu gestalten.
Insgesamt zeigt sich, dass die Nachfrage nach Solaranlagen in Berlin kontinuierlich steigt. Das Land unternimmt Anstrengungen, um das ehrgeizige Ziel von 25 Prozent Solarstrom bis 2035 zu erreichen. Die Einführung der Solarpflicht auf Dächern und die Ausweitung der Förderung sind wichtige Schritte in diese Richtung. Es bleibt zu hoffen, dass weitere Maßnahmen ergriffen werden, um Berlin zu einer Vorreiterin im Bereich Solarenergie zu machen.