„nd.DerTag“: Maduros Sieg birgt Zündstoff – Kommentar zum Ausgang der Präsidentschaftswahlen in Venezuela
Die Präsidentschaftswahlen in Venezuela haben das Land in eine unruhige Zeit geführt. Am symbolträchtigen 70. Geburtstag des 2013 verstorbenen Hugo Chávez reklamieren zwei Seiten den Sieg für sich. Auf der einen Seite steht der amtierende Präsident und Nachfolger von Chávez, Nicolás Maduro, der dem regierenden Chavismus angehört. Auf der anderen Seite steht Edmundo González, der Statthalter der rechten Oppositionsführerin María Corina Machado, dem ein eigenständiger Antritt vom Nationalen Wahlrat untersagt wurde.
Obwohl der Nationale Wahlrat Nicolás Maduro zum Sieger erklärt hat, fehlt ihm die Akzeptanz der Niederlage durch die Opposition und eine breite internationale Anerkennung. Bereits der linksreformistische chilenische Präsident Gabriel Boric hat seine Zweifel geäußert, und viele andere Länder, einschließlich der USA, folgten diesem Beispiel. Mit den USA hatte das Maduro-Lager Anfang Juli wieder direkte Gespräche aufgenommen.
Nachdem Nicolás Maduro seinen Wahlsieg verkündet hatte, versprach er seinen Anhängerinnen und Anhängern „Frieden, Stabilität und Gerechtigkeit“. Doch das Land leidet bereits seit dem Tod von Chávez unter Instabilität und Ungerechtigkeit, wenn auch nur in geringem Maße. Fast acht Millionen Menschen, beinahe ein Viertel der Bevölkerung, haben aufgrund der wirtschaftlichen Misere das Land verlassen. In den letzten elf Jahren konnte Maduro dieser Krise nichts entgegensetzen.
Allerdings würde die neoliberale Rosskur, die von Machado und ihren Anhängern befürwortet wird, das Leid der Armen nur weiter verschärfen. Maduro sagte vor der Wahl: „Wenn Sie nicht wollen, dass Venezuela in ein Gemetzel, in einen blutigen Bürgerkrieg abrutscht, muss die Regierungsseite die Wahlen gewinnen.“ Laut dem Wahlrat ist dies der Fall. Doch ob die Situation friedlich bleibt, ist keineswegs sicher.