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NEETs in Deutschland: Junge Leute zwischen Ausbildung und Arbeitsmarkt

Die Generation der NEETs - junge Menschen, die weder in Ausbildung noch in Beschäftigung sind - sorgt derzeit für Aufsehen. Laut der europäischen Statistikbehörde Eurostat waren 2022 in Deutschland 564.000 solcher Jugendlicher im Alter von 15 bis 24 Jahren registriert. Gleichzeitig haben Unternehmen Probleme, offene Stellen zu besetzen. Doch die Gruppe der NEETs ist sehr vielfältig. Es gibt demotivierte junge Leute, Schulabbrecher, die Sprachschwierigkeiten haben, oder Jugendliche wie Elisa, die eine Auszeit nehmen, um ihren Weg im Leben zu finden.

Elisa beendete 2021 die Schule und hatte anschließend das Bedürfnis nach einer Pause. Sie sammelte Berufserfahrung im Café, reiste nach Chile und erkundete Europa mit einem Interrail-Ticket. Zwischendurch arbeitete sie immer wieder in verschiedenen Jobs. Elisa nutzte diese Zeit, um herauszufinden, welchen Beruf sie ergreifen möchte. Im Herbst will sie ein Fotografie-Studium beginnen.

Die Corona-Pandemie spielte eine Rolle bei der Entscheidung von Elisa, nicht direkt mit dem Studium zu beginnen. Der Schulstress und die Einschränkungen durch die Pandemie ließen keine Vorfreude aufkommen. Die Möglichkeit, an Online-Kursen teilzunehmen und isoliert zu Hause zu sein, war nicht besonders attraktiv für sie. Sie wollte sich Zeit nehmen und sich auf einen Beruf konzentrieren, der sie wirklich begeistert.

Die Eurostat-Statistik zeigt, dass der Anteil der NEETs in der Altersgruppe von 15 bis 24 Jahren in Deutschland von 5,7 Prozent im Jahr 2019 auf 7,4 Prozent im Jahr 2020 und 7,8 Prozent im Jahr 2021 gestiegen ist. Im Jahr 2022 ging die Zahl jedoch wieder auf 6,8 Prozent zurück. Obwohl es also keine kontinuierliche Verschlechterung gibt, fehlt der Arbeitsmarkt immer noch rund einer halben Million junger Menschen.

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Für gut qualifizierte Schulabgänger wie Elisa ist die Situation nicht allzu besorgniserregend, da viele von ihnen nach einer Auszeit doch eine Ausbildung oder ein Studium beginnen. Das Potenzial dieser jungen Leute fehlt dem Arbeitsmarkt nur vorübergehend. Viel besorgniserregender sind die NEETs, die Unterstützung beim Einstieg ins Berufsleben benötigen.

Christina Ramb, Mitglied der Hauptgeschäftsführung der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände, schlägt vor, dass Schulen vor dem Ende der Schulzeit Daten solcher Jugendlichen an die Bundesagentur für Arbeit übermitteln sollten, damit diese gezielt mit ihnen in Kontakt treten und bei Bedarf besser mit den Behörden der Länder und Kommunen zusammenarbeiten kann. So können Jugendliche besser unterstützt werden, um einen Berufsabschluss zu erreichen und die dringend benötigten Fachkräfte für die Wirtschaft zu gewinnen.

Einige junge Menschen fühlen sich jedoch überfordert von den vielen Möglichkeiten auf dem Arbeitsmarkt. Sie haben das Gefühl, sich nicht entscheiden zu können, welcher Beruf der richtige für sie ist. Jörg Habich, Geschäftsführer des Liz Mohn Centers, berichtet von einer Studie, die zeigt, dass die Mehrheit der Jugendlichen sich gestresst und nicht ausreichend auf die Berufswelt vorbereitet fühlt. Gleichzeitig nennen sie persönliche Freiheit als Priorität. Einige denken, dass sie es sich erlauben können, eine Auszeit zu nehmen und erst später ins Berufsleben einzusteigen.

Elisa wehrt sich gegen Vorwürfe, dass junge Menschen nicht sofort ins Berufsleben einsteigen. Sie betont, dass ihre Generation drei Jahre lang aufgrund der Corona-Pandemie ihre Entwicklung zurückgestellt hat und nun mit vielen Krisen konfrontiert wird. Eine Auszeit zu nehmen und über die eigenen beruflichen Ziele nachzudenken, sei nicht verwerflich, sondern gesellschaftlich wichtig. Es ermögliche, etwas Sinnvolles zu tun und letztendlich produktiver zu sein.

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Insgesamt braucht es nicht nur Lösungen für die Unterstützung der NEETs, sondern auch eine ausgewogene Betrachtung der verschiedenen Umstände und Bedürfnisse junger Menschen. Der Übergang in den Beruf sollte nicht überstürzt werden, sondern jedem Einzelnen die Zeit gegeben werden, die er benötigt, um seinen eigenen Weg zu finden.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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