Im Landgericht Berlin findet derzeit ein ungewöhnlicher Fall statt. Der 24-jährige Angeklagte Iliyes M. aus Tunesien wird beschuldigt, zweimal hintereinander in einem Supermarkt in Weißensee versucht zu haben, zwei Dosen Whiskey-Cola zu stehlen und dabei sogar einen Ladendetektiv mit einem Küchenmesser bedroht zu haben. Der Mann bestreitet alle Vorwürfe vehement.
Der Vorfall ereignete sich am 24. November des vergangenen Jahres. Laut der Anklage soll Iliyes M. gegen 13:45 Uhr zwei Dosen Whiskey-Cola im Wert von jeweils 1,79 Euro plus 25 Cent Pfand in seine Jackentaschen gesteckt haben. Der Ladendetektiv, der ihn beobachtete, stellte sich dem Mann in den Weg und alarmierte die Polizei, als dieser versuchte zu fliehen. Bei der Durchsuchung fanden die Beamten weder das gestohlene Gut noch ein Messer bei ihm. Da er keine Ausweispapiere dabei hatte und illegal in Deutschland lebte, nahmen sie ihn mit, um seine Identität festzustellen und erstatteten Anzeige. Iliyes M. wurde jedoch wieder freigelassen.
Bereits 20 Minuten später soll der Angeklagte gegen 16 Uhr erneut in den Supermarkt zurückgekehrt sein und erneut zwei Dosen Whiskey-Cola eingesteckt haben. Diesmal rannte er jedoch mit einem Messer auf den Detektiv zu, der jedoch dem Stich ausweichen konnte. Iliyes M. gelang die Flucht, bis er schließlich im März festgenommen und in Untersuchungshaft genommen wurde.
Vor Gericht liefern sich der Ladendetektiv und der Angeklagte widersprüchliche Aussagen. Der Detektiv gibt zunächst an, den Angeklagten mit dem Messer gesehen zu haben, korrigiert sich dann jedoch und sagt, dass dies erst später im Supermarkt passiert sei. Ilyes M. behauptet seinerseits, dass er Durst bekommen habe, nachdem er in einem Casino war, und betrunken in den Markt gegangen sei. Als das Kassieren an der Kasse zu lange dauerte, habe er die Getränke in seine Tasche gesteckt. Der Detektiv habe ihn daraufhin aus der Schlange gezogen und die Polizei gerufen.
Später sei er jedoch wütend in den Laden zurückgekehrt, um dem Detektiv zu beweisen, dass er die Getränke bezahlen wollte. An der Kasse habe er jedoch festgestellt, dass er nur vier Euro statt der erforderlichen 4,08 Euro dabei hatte. Daraufhin habe ihn der Detektiv aus dem Laden geworfen. Ilyes M. bestreitet, ein Messer bei sich gehabt zu haben.
Trotz der Aussagen des Angeklagten glauben die Richter ihm nicht. Ilyes M. wird wegen besonders schweren räuberischen Diebstahls und versuchter gefährlicher Körperverletzung in minderschwerem Fall zu einer Haftstrafe von zweieinhalb Jahren verurteilt. Der Vorsitzende Richter bezeichnet das Verhalten des Angeklagten als dreist und provokativ, da er versucht habe, den Detektiv zu provozieren. Der Verteidiger hatte auf Freispruch plädiert.
Bisher ist das Urteil noch nicht rechtskräftig. Es bleibt rätselhaft, warum keine weiteren Zeugen ermittelt wurden.