Baurechten und Kreativität: Herausforderungen und Chancen des neuen Gebäudetyp E
Berlin, 2.9.2024 – Die Immobilienwirtschaft sieht sich aktuell mit gravierenden Herausforderungen konfrontiert. Die Pläne der Bundesregierung, die unter dem Titel „Gebäudetyp E“ firmieren, erfüllen nicht die hohen Erwartungen der Branche. Aygül Özkan, Hauptgeschäftsführerin des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA), äußert scharfe Kritik: „Wenn die vorgelegten Gesetzesentwürfe nicht deutlich verbessert werden, müssen wir den Gebäudetyp E als ,E wie Enttäuschung‘ ablegen“. Ihr Statement hebt hervor, dass es an konkreten Vorschlägen für einfacheres, kostengünstiges und schnell umsetzbares Bauen mangelt.
Die Relevanz dieser Diskussion ist weitreichend. Hinter den Plänen steht der Versuch, die Bauindustrie in Deutschland zu reformieren und gleichzeitig den Bedürfnissen nach modernen, nachhaltigen Bauweisen gerecht zu werden. Trotz klarer politischer Absicht, die Rahmenbedingungen für den Bau zu verbessern, bemängelt die Branche, dass insbesondere rechtliche Hürden nach wie vor bestehen bleiben. Die aktuellen Entwürfe geben oft nicht die Klarheit, die für Innovationen in der Baupraxis nötig wäre.
Ein zentrales Problem ist die Frage, wie Unternehmen und Verbraucher von den neuen Regelungen betroffen sein werden. Die vom Bundesjustizministerium ausgearbeiteten Vorschläge, die eine rechtssichere Grundlage für den Gebäudetyp E bieten sollen, sind in vielen Aspekten unzureichend und führen zu zusätzlichen Fragen und Unsicherheiten. „Wir benötigen dringend Klarheit, um neue kreative Ansätze im Bauen verfolgen zu können“, so Özkan weiter.
Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Einhaltung der allgemein anerkannten Regeln der Technik (aRdT). Während die Branche sich mehr Freiräume bei der Anwendung moderner Baukonzepte wünscht, bestehen die politischen Vorgaben darauf, dass diese Regeln auch beim neuen Gebäudetyp E eingehalten werden müssen. Diese starre Haltung könnte zu einem Stillstand führen. „Sogar ein flüchtiger Verstoß gegen die aRdT wird als Sachmangel gewertet, selbst wenn keine Schäden am Gebäude auftreten“, erklärt Özkan.
Ein Rückblick auf die letzten Jahrzehnte zeigt eine zunehmende Komplexität durch DIN-Normen und VDI-Richtlinien, die den Innovationsspielraum der Bauunternehmen erheblich einschränken. Der ZIA plädiert deshalb dafür, von der strikten Einhaltung technischer Regelwerke abzusehen, es sei denn, die Vorschriften sind sicherheitsrelevant. Diese Forderung könnte dazu beitragen, das Bauwesen flexibler und kreativer zu gestalten, was in der derzeitigen Baukrise dringend erforderlich ist.
Abschließend lässt sich sagen, dass die Branche auf einen umfassenden Dialog und eine tiefgehende Überarbeitung der geplanten Regelungen hofft. Der Gebäudetyp E könnte die Chance bieten, nachhaltiges Bauen neu zu definieren, vorausgesetzt, es wird den Anregungen und Forderungen der Immobilienwirtschaft Rechnung getragen. Nur so kann die Bauindustrie die notwendige Transformation durchlaufen, die den Fragen unserer Zeit wie Klimaschutz und Wohnraummangel gerecht wird.
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