Wichtige Fortschritte in der CI-Versorgung: Nachsorgekompetenz durch Hörakustiker vor Ort
Am 11. September 2024 fand im Haus der Bundespressekonferenz in Berlin eine bedeutende Pressekonferenz der Bundesinnung der Hörakustiker (biha) statt. Ziel dieser Veranstaltung war es, die Herausforderungen und Chancen der Nachsorge für Patienten mit Cochlea-Implantaten (CI) zu beleuchten. Cochlea-Implantate sind medizinische Geräte, die bei stark hörgeschädigten oder tauben Menschen eingesetzt werden, um das Hörvermögen wiederherzustellen oder zu verbessern.
Die Konferenz hatte prominente Redner, darunter Eberhard Schmidt, Präsident der biha, sowie Dr. Veronika Wolter, Chefärztin der Helios Hörklinik Oberbayern. Das Anliegen der Diskussion war klar: Auch wenn die CI-Implantation in Deutschland eine etablierte medizinische Praxis ist, besteht erheblicher Verbesserungsbedarf in der anschließenden wohnortnahen Nachsorge, die für den langfristigen Erfolg des Implantats entscheidend ist.
In Deutschland werden jährlich etwa 4.000 Cochlea-Implantationen durchgeführt, die in über 100 HNO-Kliniken erfolgen. Trotz dieser beeindruckenden Zahl ist die Nachsorge oft eine Herausforderung. Patienten müssen bis zu Hunderte Kilometer durch das Land reisen, um ihre Nachsorgetermine in den Kliniken wahrzunehmen. Dies führt zu einer Belastung der Betroffenen, die oftmals an ihrem Wohnort auf die nächste qualifizierte Unterstützung angewiesen sind.
Die Debatte fokussierte sich auch auf die Rolle der Hörakustiker. Eberhard Schmidt betonte, dass diese Fachkräfte in der Lage sind, wichtige Nachsorgeleistungen zu übernehmen. Diese Zuständigkeiten sind jedoch häufig unklar und können zur Verwirrung führen. "Wir müssen dringend Klarheit schaffen, wer für die Nachsorge verantwortlich ist", appellierte Schmidt. Er wies darauf hin, dass viele Hörakustiker, die entsprechende Schulungen absolviert haben, dennoch nicht ausreichend in den Versorgungsprozess eingebunden sind, da die Kliniken oft nicht bereit sind, ihre Leistungen anzuerkennen.
Dr. Wolter, auch selbst CI-Trägerin, unterstrich die Notwendigkeit einer einheitlichen nationalen Regelung zur CI-Nachsorge. Ihrer Meinung nach könnten Patienten so besser an ihrem Wohnort betreut werden, was eine enorme Verbesserung der aktuellen Situation darstellen würde. "Eine flächendeckende versorgende Struktur würde eine große Lücke schließen", betonte sie. Sie lobte zudem die Qualität des dualen Ausbildungssystems in der Hörakustik, das für Deutschland ein entscheidender Wettbewerbsvorteil sei.
Im Rahmen der Veranstaltung wurden auch die Sichtweisen von Patienten thematisiert. Stefanie Ziegler, eine CI-Patientin, berichtete von ihren eigenen Erfahrungen mit der Nachsorge. Nach ihrer Implantation hat sie Schwierigkeiten gehabt, angemessene Unterstützung zu finden, insbesondere in den ersten Wochen. "Die Nachsorge ist entscheidend – und diese sollte idealerweise dort erfolgen, wo ich lebe", erklärte sie. Ziegler ist eine wichtige Stimme in der Community und zeigt, wie notwendig eine kontinuierliche Begleitung für alle CI-Träger ist.
Von der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) wurde ebenfalls die Notwendigkeit eines einfacheren Zugangs zur Versorgung angesprochen. Daniel Schilling von der IKK Südwest betonte, dass die Nachsorge nicht nur für das Wohlbefinden der Patienten, sondern auch für die Effizienz des Gesundheitssystems von Bedeutung ist. Er forderte dazu auf, bürokratische Hürden abzubauen und die Zusammenarbeit zwischen Kliniken und den Hörakustikern zu stärken.
Insgesamt zeigt diese Pressekonferenz, wie wichtig es ist, die Nachsorge für CI-Patienten zu optimieren. Die Integration von Hörakustikern in den Versorgungsprozess könnte nicht nur den Patienten helfen, sondern auch die Fachkräfte in ihrer Rolle stärken. Der Aufruf zur Verbesserung wird lauter, und es ist an der Zeit, dass alle Beteiligten zusammenarbeiten, um ein funktionierendes und gerechtes System für alle Betroffenen zu schaffen.