Tierheime und Tierauffangstationen in Berlin stoßen an ihre Kapazitätsgrenzen und müssen in einigen Fällen Tiere einschläfern lassen, da einfach kein Platz mehr für sie vorhanden ist. Dies berichtet Jana Hoger, eine Sprecherin der Tierrechtsorganisation PETA, in der Berliner Zeitung. Obwohl die Verantwortlichen in der Öffentlichkeit nur ungern darüber sprechen, gibt es immer wieder Situationen, in denen Veterinärämter darüber entscheiden müssen, ob Tiere eingeschläfert werden müssen oder nicht.
Die Lage in Deutschland ist nach Aussage von Jana Hoger „prekär“ und verschlechtert sich weiter. Immer mehr Haustiere werden von Züchtern produziert, illegale Händler verkaufen weiterhin exotische Tiere im Internet und auf Bauernhöfen vermehren sich Tiere unkontrolliert. Besonders in Berlin ist die schwierige Situation spürbar. Das Tierheim Berlin, das sich selbst als größtes in Europa bezeichnet, ist weit über seiner Auslastungsgrenze. „Zurzeit kümmern wir uns um 294 Hunde, haben aber nur 260 Hundezwinger“, erklärt die Tierheimleiterin Mareen Esmeier. Für die über 630 Katzen gibt es lediglich 370 Boxen und ein Freigehege. Die Tiere leben unter sehr unangenehmen Umständen.
Als Konsequenz aus der hohen Anzahl von Katzen und Hunden müssen die Tierheime immer wieder Tiere privat bei Mitarbeitern oder sogar kostenpflichtig in Pflegestellen oder Tierpensionen unterbringen. Der Tierschutzverein finanziert diese Auslagerungen durch Spendengelder. Für PETA gibt es keine Alternative dazu. Die beengten Käfige und Zwinger bedeuten für die Tiere ein hohes Maß an Stress und psychischer Belastung. Die Berliner Tierheime nutzen größere Boxen doppelt und nutzen auch Ausweichmöglichkeiten wie große Katzenräume für Kleintiere oder kleine Hunde. Diese Platzprobleme stellen nicht nur eine Herausforderung für die Tiere dar, sondern bedeuten auch erheblich mehr Arbeit für die Tierärzte und Pfleger.
„Unsere Mitarbeiter sind an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt“, sagt Esmeier. Die Überfüllung der Tierheime erschwert die Gewährleistung der Gesundheit der Tiere erheblich. Zahlreiche Infektionen sind die Folge. Selbst genesene Tiere erkranken trotz aller Hygienemaßnahmen schneller und häufiger wieder. Dies liegt unter anderem daran, dass sie in Kontakt mit vielen kranken und ungeimpften Tieren kommen.
Die hohe Anzahl von Tieren, die in Tierheime abgegeben werden, ist auch eine Folge der Corona-Pandemie. Sowohl Jana Hoger als auch Mareen Esmeier gehen davon aus, dass die Zahl der Heimtiere in Pandemiezeiten stark angestiegen ist, während die Anzahl der Tierheimplätze nicht mitgewachsen ist. Viele Menschen haben in der Pandemie spontan Hunde gekauft, die wenig sozialisiert wurden. Bereits nach kurzer Zeit fühlten sich die Besitzer nicht mehr verantwortlich für diese Tiere, erklärt Hoger von PETA. Esmeier berichtet, dass vor allem Hunde mit Aggressionsproblemen und Katzen aufgrund von Unsauberkeit und vermeintlichen Allergien abgegeben werden. Viele Menschen unterschätzen die Verantwortung, die mit der Anschaffung bestimmter Hunderassen oder von Katzen einhergeht. Esmeier betont, dass es mehr politische Entscheidungen geben muss, um die Tiere zu schützen.
Mareen Esmeier plädiert für verbindliche Sachkundenachweise für alle neuen Hundehalter. Die derzeitigen Landesvorgaben in Berlin reichen ihrer Meinung nach nicht aus. Es müssten bundesweit einheitliche Regelungen geschaffen werden, die ein Grundwissen über artgerechte Haltung und Mindestanforderungen an die Tierhaltung definieren. Auch PETA fordert politische Entscheidungen zum Schutz der Tiere. Um die Situation in den Griff zu bekommen und die ständige Überfüllung der Tierheime zu reduzieren, fordert die Organisation eine Kastrations- und Registrierungspflicht für Katzen sowie ein sofortiges Zuchtverbot. So wie es derzeit ist und viele Tiere leiden oder getötet werden, weil es keine Unterbringungsmöglichkeiten mehr gibt, kann es nicht weitergehen.