Das Erdbeben der Stärke 7,7, das Myanmar erschütterte, hat katastrophale Auswirkungen auf die Bevölkerung. Henry Braun, der Landesdirektor der Welthungerhilfe in Myanmar, berichtet von dramatischen Zuständen. Schätzungen zufolge sind rund neun Millionen Menschen stark betroffen. Drei Tage nach dem erschütternden Vorfall sind immer noch viele Leichen unter den Trümmern begraben. Die Temperaturen im Land erreichen nahezu 42 Grad, was das Risiko für Krankheiten und Seuchen erheblich erhöht. Professionelle Rettungsteams haben oft keinen Zugriff zu den betroffenen Gebieten, sodass insbesondere lokale Helfer, die sogenannten „Sandalenretter“, eine zentrale Rolle in der Nothilfe übernehmen. Viele Menschen suchen Schutz in Klöstern, die traditionell in Krisenzeiten Schutz bieten, während andere in Zeltstädten oder auf Freiflächen, wie Fußballfeldern, campieren.
Die humanitäre Situation ist durch die bereits bestehende Instabilität des Landes weiter kompliziert. Myanmar leidet seit 2021 unter einem brutalen Bürgerkrieg, der die wirtschaftlichen Bedingungen erheblich verschlechtert hat. Dies führt dazu, dass viele bereits geschwächte Regionen zusätzlich unter den Auswirkungen des Erdbebens leiden. Hilfsorganisationen stehen vor enormen Herausforderungen, da beschädigte Straßen, zerstörte Brücken und militärische Kontrollen den Zugang zu den am stärksten betroffenen Gebieten erschweren. Die Reisezeit von Yangon nach Mandalay hat sich stark verlängert, von normalerweise 8–9 Stunden auf bis zu 27 Stunden.
Erste Hilfsmaßnahmen und Herausforderungen
Die Welthungerhilfe hat bereits 100.000 Euro bereitgestellt, um die Nothilfe zu unterstützen. Braun betont, die Organisation prüfe die Möglichkeit, die Unterstützung mit Nahrungsmitteln, Bargeld und Hygieneartikeln auszuweiten. Lokale Dorfkomitees sind für die Organisation der ersten Hilfe von wesentlicher Bedeutung, da sie am besten wissen, wie man in Krisensituationen effektiv reagieren kann. Derzeit sind laut UN etwa 19,9 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen, was mehr als ein Drittel der Bevölkerung entspricht. Unter diesen sind 15,2 Millionen Menschen, die als ernährungsunsicher gelten, und 3,5 Millionen wurden innerhalb des Landes vertrieben. Zudem zeigt der Welthunger-Index 2024, dass Myanmar den 74. Platz von 127 Ländern einnimmt, wobei ein Viertel der Kinder unter fünf Jahren unter Wachstumsverzögerung leidet.
Die dramatische Lage in Myanmar dauert an. Erste Berichte aus den betroffenen Regionen verdeutlichen die Zerstörung, vor allem in Mandalay, wo viele Häuser zertrümmert sind und Menschen unter Trümmern begraben liegen. Die Militärregierung meldet bereits über 1.000 Tote, Experten gehen jedoch von bis zu 100.000 Toten aus. Die Welthungerhilfe ist seit 2002 in Myanmar aktiv und hat bislang in 16 Projekte investiert, die mehr als 200.000 Menschen unterstützt haben. Braun hofft auf eine Zusammenarbeit mit der Militärregierung, um Hilfskräfte aus Thailand ins Land zu lassen, während die Organisation die Möglichkeit weiterer finanzieller Unterstützung aus Deutschland plant. Um die humanitäre Krise zu bewältigen, wird dringend mehr Unterstützung benötigt, Eiligkeit ist geboten, da das volle Ausmaß der Katastrophe noch zu ermitteln ist.
Die Nothilfe und Hilfsmaßnahmen durch internationale Organisationen, einschließlich der Welthungerhilfe, sind von entscheidender Bedeutung für das Überleben der Menschen in Myanmar. Spendenaufrufe werden empfohlen, um die Hilfsmaßnahmen zu unterstützen und den viele Betroffenen in dieser kritischen Zeit zu helfen.