In Bayern nimmt ein bedeutendes Projekt zur Verbesserung der psychosozialen Betreuung von Migranten Fahrt auf. Das Netzwerkprojekt „Refugees Mental Care“ (RMC) strebt danach, psychologische Unterstützung für Menschen mit psychischen Erkrankungen zugänglicher zu machen. Innenminister Joachim Herrmann eröffnete die Initiative am Montag in Nürnberg, betonte dabei die ethische und sicherheitspolitische Relevanz.
Psychische Unterstützung für Migranten in Bayern
Die psychosoziale Betreuung von Migranten steht im Zentrum des neuen RMC-Projekts. Aus der fast zehnjährigen „Initiative Therapeutische Angebote für Flüchtlinge“ (TAFF) der Diakonie Bayern hervorgegangen, verspricht das neue Projekt in den kommenden drei Jahren rund 3.000 Migranten zu erreichen. Stefan Schmid, der bereits das Vorgängerprojekt TAFF leitete, übernimmt erneut die fachliche Leitung.
Besonders erwähnenswert ist, dass das Projekt nicht nur allgemeine Akuttherapie, sondern auch spezielle Therapieangebote umfasst. Diese reichen von niedrigschwelligen Einstiegsangeboten bis hin zu spezialisierten Therapien, die auf die Bedürfnisse jedes Einzelnen zugeschnitten sind.
Beteiligte Organisationen und Finanzierung
Unter anderem beteiligen sich die Psychosozialen Zentren der Diakonie in Nürnberg und Neu-Ulm sowie die Stiftung „Wings of Hope“, die sich besonders auf traumatisierte Kinder und Jugendliche aus Krisenregionen fokussiert, an dem Projekt. Die Finanzierung erfolgt hauptsächlich durch den Asyl-, Migrations- und Integrationsfonds der Europäischen Union, der bis zu 16 Millionen Euro beisteuert. Bayerns Innenministerium stellt zusätzlich bis zu 750.000 Euro zur Verfügung, wodurch das Gesamtbudget knapp 18 Millionen Euro beträgt.
Zugang zu psychologischer Hilfe und Nachsorge
Das Projekt soll nicht nur den Zugang zu Therapeuten verbessern, sondern auch eine umfassende Nachsorge für psychisch belastete Migranten gewährleisten. Studien und Erfahrungen zeigen, dass psychische Störungen ernsthafte Folgen haben können, wenn sie unentdeckt bleiben. Daher ist es entscheidend, dass frühzeitig professionelle Hilfe zur Verfügung steht, erklärte Innenminister Herrmann. Die niedrige Hemmschwelle soll helfen, auch diejenigen zu erreichen, die aus Kulturen kommen, in denen Psychotherapie unbekannt ist, wie Diakonie-Präsidentin Sabine Weingärtner betonte.
Ein spezielles Augenmerk wird darauf gelegt, alle Beteiligten – vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) bis hin zu Privatpersonen – zur Unterstützung zu motivieren. Denn nur ein gemeinsames Engagement kann die psychische Gesundheit der Migranten nachhaltig fördern.
Politische Maßnahmen zur Prävention
Damit solche Projekte langfristig effektiv sein können, ist eine proaktive Politik essentiell. Es bedarf kontinuierlicher finanzieller Unterstützung, Sensibilisierung der Bevölkerung und bessere Schulung von Behörden und Helfern in Bezug auf die spezifischen Bedürfnisse von Migranten. Die Regierung könnte beispielsweise regelmäßige Workshops und Informationskampagnen durchführen, um das Bewusstsein für psychische Gesundheit zu stärken. Zudem würde die Förderung von Kooperationen zwischen staatlichen und nichtstaatlichen Organisationen die Effektivität solcher Initiativen steigern und somit nachhaltige Lösungen bieten.
– NAG