Analyse des Biden-Auftritts: War das jetzt der Befreiungsschlag? | Politik
US-Präsident Joe Biden (81) stand kürzlich im Rampenlicht, um nicht nur seine Partei, sondern auch den Westen von seiner Tatkraft und Entschlossenheit zu überzeugen. Besonders nach seinem misslungenen Duell mit Donald Trump (78), das vor zwei Wochen eine Vertrauenskrise auslöste und Panik unter den Demokraten verbreitete, lasteten große Erwartungen auf ihm.
Der Ort des Geschehens war das "Walter E. Washington Convention Center" in Washington D.C. Die Veranstaltung, die eine Stunde später als geplant begann, sollte eigentlich die Bilanz des jüngsten NATO-Gipfels zum 75-jährigen Bestehen des Militärbündnisses ziehen. Doch der Fokus verschob sich schnell auf Biden selbst: seine Gesundheit und seine umstrittene Präsidentschaftskandidatur.
Während seines 55-minütigen Auftritts trat Biden mit Nachdruck gegen den russischen Präsidenten Wladimir Putin (71) auf und lobte seine eigenen Leistungen als Präsident sowie Amerikas führende Rolle in der Welt. Auch einige Seitenhiebe gegen Trump gehörten dazu. Dennoch wurden die eigentlichen Inhalte seines Vortrags oft durch verschiedene unglückliche Momente überschattet.
Besonderes Aufsehen erregten einige Patzer und ein plötzlicher Wutanfall. Biden nannte versehentlich seine Vizepräsidentin Kamala Harris „Vizepräsident Trump“ und brach Sätze abrupt mit einem „Anyway“ ab. Diese Momente sorgten bei den Zuhörern für Verwirrung und lenkten von den politischen Inhalten ab.
Ein bedeutender Aspekt dieses Auftritts war, dass es Bidens erste Solo-Pressekonferenz seit dem November des Vorjahres war. Seine bisherigen Versuche, seine Vitalität zu demonstrieren, blieben oft erfolglos. Radio-Interviews waren von vorbereiteten Fragen und zensierten Antworten geprägt. In einer TV-Debatte murmelte er sogar, er würde nur aufhören "wenn der liebe Gott höchstpersönlich" einschreitet.
Diesmal zeigte Biden eine Hartnäckigkeit, die seine Parteikollegen weiter beunruhigen dürfte. Er betonte, dass es viele wichtige Aufgaben gebe und dass er die „qualifizierteste Person“ sei, um zu regieren und Trump zu besiegen. Damit blockierte er erneut mögliche chancenreichere Kandidaten innerhalb seiner Partei. Doch erstmals deutete er an, offen für Diskussionen zu sein, was seinen Kritikern Hoffnung geben könnte.
Die Solo-Pressekonferenz offenbarte auch Bidens tiefe Verwurzelung und den Druck, den er momentan spürt. Trotz seines enormen Detailwissens in weltpolitischen Angelegenheiten und der Tatsache, dass er ohne Teleprompter oder Zeitlimits den Fragen der Reporter auswich, konnte er die Zweifel an seiner geistigen und körperlichen Fitness kaum zerstreuen. Immer wieder musste er seine Fähigkeit beteuern, ein Weltführer zu sein, was das ohnehin empfindliche Vertrauen weiter belastete.
Biden zeigte zwar Verve und einige sicher geglückte Momente, doch ob dieser Auftritt ausreichte, die Sorgen über seine Fitness und Führungsstärke endgültig zu zerstreuen, bleibt fraglich. Es bleibt zu beobachten, wie sich die innerparteilichen Diskussionen und die öffentliche Meinung weiter entwickeln werden.
- NAG