Waschbärenplage am Seddiner See: Jäger fordern Abschussprämie!

Jäger in Brandenburg fordern eine Abschussprämie für invasive Waschbären, die heimische Tierarten gefährden.
Jäger in Brandenburg fordern eine Abschussprämie für invasive Waschbären, die heimische Tierarten gefährden. (Symbolbild/MB)

Waschbärenplage am Seddiner See: Jäger fordern Abschussprämie!

Seddiner See, Brandenburg, Deutschland - Jäger am Seddiner See in Brandenburg fordern derzeit eine Abschussprämie für Waschbären. Diese Forderung ist das Ergebnis zunehmender Klagen über den Einfluss der invasiven Art auf die heimische Tierwelt. Waschbären, die ursprünglich aus Nordamerika stammen und in Deutschland seit den 1930er Jahren eingewandert sind, schädigen vor allem Bodenbrüter und Wasservögel. Der Jäger Jörg Dombrowski berichtete, dass er einen Rückgang an Enten und anderen Wasservögeln beobachtet hat und spricht von einer „Waschbärplage“ in der Region. In diesem Zusammenhang wird auch die Forderung nach einer Prämie von 25 Euro pro erlegtem Waschbär laut, die von der Gemeinde Seddiner See bereits eingeführt wurde. Dombrowskis Jagdgenossenschaft drängt nun auch die Gemeinde Michendorf, ein ähnliches System zu etablieren.

Die Problematik ist tiefgreifend. Waschbären fressen Nester von Bodenbrütern wie Rebhühnern, Fasanen und Enten. Diese Art hat in der Region keine natürlichen Feinde, was ihre Populationskontrolle erschwert. Laut Dombrowski erlegten Jäger im vergangenen Jahr bereits 48 Waschbären, und die Gemeinde hat insgesamt rund 60 Einsätze pro Jahr zur Problemlösung organisiert. Brandenburgweit werden jährlich mehrere Zehntausend Waschbären geschossen, deutschlandweit sind es etwa 200.000. Dazu kommt, dass erlegtes Waschbärfleisch amtlich untersucht werden muss, was zusätzliche Kosten für die Jäger verursacht.

Die Ausbreitung der Waschbären

Ein Blick auf die wissenschaftlichen Grundlagen zeigt, dass die Waschbärenpopulation in Deutschland zwischen 1,6 und 2 Millionen geschätzt wird. Diese Schätzung basiert auf umfangreichen Jagddaten aus 21 Jahren und 398 Landkreisen. Die Ergebnisse einer Studie am Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum verdeutlichen, dass Waschbären verschiedene Invasionsstadien durchlaufen, von ersten Vorkommen über starkes Wachstum bis hin zu einer Stabilisierung der Population. Die höchsten Dichten findet man aktuell in Nordhessen und Nordostbrandenburg, während die Ausbreitung in Südwestdeutschland noch in den Anfängen steckt. Historische Ereignisse, wie die Freilassung von Waschbär-Zuchtpaaren 1934 in Nordhessen und 1945 in Brandenburg, haben zu dieser weitreichenden Verbreitung geführt, die, trotz intensiver Bejagung, weiterhin anhält.

Ein weiterer Aspekt der invasiven Art ist ihr Jagdverhalten, das immer wieder in den Fokus der Forschung gerät. So zeigen Studien, dass Waschbären in bestimmten Naturschutzgebieten Amphibien und Reptilien stark gefährden. In einem Naturschutzgebiet in Osthessen wurden in nur einer Stunde mehr als 400 gehäutete Erdkröten gefunden, was die alarmierenden Auswirkungen der Waschbärenpopulation auf heimische Tierarten unterstreicht. Prof. Dr. Sven Klimpel von der Goethe-Universität Frankfurt und andere Forscher arbeiten daran, die ökologischen Auswirkungen dieser invasiven Räuber besser zu verstehen.

Ökonomische und ökologische Folgen

Die invasive Art hat nicht nur ökologischen sondern auch wirtschaftlichen Einfluss. Die Bejagung und die notwendigen Gegenmaßnahmen verursachen erhebliche Kosten, insbesondere in der Landwirtschaft und im Gesundheitswesen. Waschbären sind anpassungsfähige Allesfresser und können heimische Arten verdrängen, was die Biodiversität gefährdet. Die Studienergebnisse aus dem ZOWIAC-Projekt zeigen, dass Waschbären unter anderem Amphibien und Reptilien als Beute erbeuten, was zu einem Ungleichgewicht in den Ökosystemen führen kann.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Waschbärenpopulation in Deutschland nicht nur ein ungelöstes Problem für Jäger und Naturschützer darstellt, sondern auch der breiteren Gesellschaft vor Herausforderungen steht. Während die Jäger an den Seen Brandenburgs bereits verstärkt Maßnahmen ergreifen, um der Situation Herr zu werden, bleibt abzuwarten, inwieweit politische Beschlüsse und wissenschaftliche Ansätze zu einer nachhaltigen Lösung beitragen können.

Details
OrtSeddiner See, Brandenburg, Deutschland
Quellen