Tod nach Polizeieinsatz: Ombudsstelle erhebt schwere Vorwürfe
Der Tod von Kupa Illunga Medard Mutombo nach einem Polizeieinsatz in Berlin-Spandau wirft kritische Fragen zur Polizeiarbeit auf.

Tod nach Polizeieinsatz: Ombudsstelle erhebt schwere Vorwürfe
Der Tod des 64-jährigen Kupa Illunga Medard Mutombo nach einem Polizeieinsatz in Berlin-Spandau wirft weiterhin schwerwiegende Fragen auf. Der Vorfall ereignete sich am 14. September 2022, als Mutombo, der an paranoider Schizophrenie litt und kein Deutsch sprach, ins Koma fiel und am 6. Oktober 2022 im Krankenhaus verstarb. Laut dem Obduktionsbericht war seine Todesursache ein durch Sauerstoffmangel bedingter Hirnschaden, der während des Einsatzes aufgetreten sein soll. Der Einsatz, bei dem zwölf Polizeibeamte beteiligt waren, wird von der Ombudsstelle des Landesantidiskriminierungsgesetzes (LADG) als enorm problematisch eingestuft und mit schweren Vorwürfen gegen die Berliner Polizei verbunden. Diese beschuldigt die Polizei, gegen das Diskriminierungsverbot des LADG verstoßen zu haben, da Mutombo aufgrund seiner Behinderung und Sprachbarriere nicht adäquat behandelt wurde. Die Ombudsstelle erhebt die ernsthafte Forderung nach einer Entschuldigung der Polizei, einer Anerkennung staatlicher Verantwortung sowie einer Entschädigung von mindestens 45.000 Euro für die Familie von Mutombo.
Nach Angaben von rbb24 wurde der Einsatz aufgrund eines Gerichtsbeschlusses eingeleitet, der vorsah, Mutombo in eine geschlossene psychiatrische Abteilung zu bringen. Dennoch stellten die Ermittlungen erhebliche Mängel im Vorgehen der Polizei fest. Es fehlten Dolmetscher und externe psychiatrische Unterstützung, was als schwerwiegendes Versäumnis angesehen wird. Der brother, Mutombo Mansamba, hatte zuvor eine Beschwerde an die Ombudsstelle gerichtet, die diese Missstände zur Sprache brachte. Die Ombudsstelle gehört zur Senatsverwaltung für Arbeit und Soziales, die ebenfalls in die Kritik gerät, da sie mangelnde Vorbereitung und Ausbildung im Umgang mit psychisch erkrankten Menschen bei der Polizei anspricht.
Strukturelle Defizite in der Polizeiausbildung
Der Fall Mutombo macht deutlich, dass es ernsthafte strukturelle Defizite im Umgang der Polizei mit Menschen in psychischen Krisen gibt. Experten wie Martin Thüne, Wissenschaftler an der Thüringer Fachhochschule für öffentliche Verwaltung, weisen darauf hin, dass die Ausbildung der Polizei in diesem Bereich oft vernachlässigt wird. Die Ausbildung variiert stark zwischen den Bundesländern und wird häufig nicht ausreichend vermittelt. Zudem ist festgestellt worden, dass Einsätze mit psychisch kranken Menschen von Polizist:innen als besonders belastend erlebt werden, was dazu führt, dass oft nicht die nötige Ruhe und Kompetenz im Umgang mit diesen Menschen vorhanden ist. Thüne betont, dass nicht alle Personen mit psychischen Erkrankungen gefährlich seien, was jedoch oft nicht ausreichend in der Ausbildung behandelt wird.
Zusätzlich zu den geforderten Entschuldigungen und einer finanziellen Entschädigung fordert die Ombudsstelle verbindliche Richtlinien und Anpassungen in der Ausbildung der Polizei. Es wird empfohlen, die Schulungen für Polizist:innen zu verbessern und spezialisierte Schulungen anzubieten, um besser auf psychische Erkrankungen vorbereitet zu sein. Thüne weist darauf hin, dass es entscheidend sei, dass Polizeikräfte besser auf Informationen aus Notrufen achten, um rechtzeitig zu erkennen, in welchen Situationen eine Deeskalation notwendig sein könnte.