Der renommierte Rechtsmediziner Michael Tsokos, ehemaliger Leiter der Rechtsmedizin an der Berliner Charité, gab Einblick in seine faszinierende Karriere. Tsokos wies darauf hin, dass Rechtsmedizin und Pathologie unterschiedliche Fachgebiete sind und betonte die Bedeutung der Rechtsmedizin bei der Aufklärung von Todesfällen. Sein Interesse an der Rechtsmedizin wurde im Winter 1978 geweckt, als er als Elfjähriger Zeuge eines dramatischen Vorfalls bei einer Schneekatastrophe in Schleswig-Holstein wurde.
Tsokos erläuterte, dass die Rechtsmedizin in den letzten Jahren in der Charité zu sehr politisiert wurde, was letztendlich zu seinem Rücktritt beitrug. Die Einschränkungen in der Lehrtätigkeit und der Verlust des Dozent-Studenten-Verhältnisses während der Corona-Zeit beeinflussten seine Entscheidung, die Einrichtung zu verlassen. Er kritisierte auch die mangelnde Ausbildung im Bereich der Leichenschau und die Vernachlässigung der studentischen Ausbildung in der Rechtsmedizin.
Des Weiteren sprach Tsokos über die Bedeutung der Haaranalyse und der virtuellen Autopsie in der Rechtsmedizin sowie seine Überlegungen zur Lehre in Ungarn. Er betonte, wie wichtig es sei, dass die Öffentlichkeit über die Arbeit der Rechtsmedizin informiert wird, um Missverständnisse aufzuklären. Tsokos äußerte auch seine Ansichten zur Behandlung von Kindern, die Opfer von Gewalt werden, und forderte eine verbesserte Ausbildung in der Leichenschau, um eine angemessene forensische Untersuchung sicherzustellen. Am Ende des Interviews gab er Einblick in seine Pläne für die Zukunft und die Fortsetzung seiner erfolgreichen Buchreihe „Mit kaltem Kalkül“.