Parzinger geht in den Ruhestand: Was kommt für die SPK?

Hermann Parzinger tritt nach 17 Jahren als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in den Ruhestand. Was folgt?
Hermann Parzinger tritt nach 17 Jahren als Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz in den Ruhestand. Was folgt? (Symbolbild/MB)

Parzinger geht in den Ruhestand: Was kommt für die SPK?

Berlin, Deutschland - Am 27. Mai 2025 wird ein bedeutendes Kapitel in der Geschichte der Stiftung Preußischer Kulturbesitz (SPK) abgeschlossen. Hermann Parzinger, seit 2008 Präsident der Stiftung, tritt nach 17 Jahren in den Ruhestand. In seiner Amtszeit hatte Parzinger die Verantwortung für 21 Museen, die Staatsbibliothek, das Staatsarchiv und zwei Forschungsinstitute in Berlin. Sein Rückzug lässt nicht nur die Frage nach seiner Nachfolgerin aufkommen, sondern thematisiert auch die Herausforderungen für die kulturellen Institutionen Deutschlands.

Marion Ackermann wird ab Juni 2025 die Nachfolge Parzingers antreten. Während seiner Zeit an der SPK wurden herausragende Projekte wie das Humboldt-Forum und die Rückgabe von Raubkunst realisiert. Unter seiner Leitung wurde auch eine umfassende Reform angestoßen, die eine Dezentralisierung der Stiftung zur Folge haben soll, mit dem Ziel, 25 autonome Einheiten zu schaffen. Diese Veränderungen könnten entscheidend für die zukünftige Struktur und Finanzierung der kulturellen Institutionen sein, insbesondere in Anbetracht der besorgniserregenden finanziellen Lage, die Parzinger selbst kritisiert hat.

Finanzielle Herausforderungen und Rückgabe von Raubkunst

Parzinger äußerte Besorgnis über die Notwendigkeit von Sanierungsarbeiten, die unter anderem das Alte Museum betreffen. Eine positive Wendung bringt die geplante Erhöhung des jährlichen Budgets der SPK um 12 Millionen Euro ab 2026, die dem Ziel dient, die Museums-Teams zu stärken und die digitale Präsenz auszubauen. Dies könnte auch im Kontext der Rückgabe von Raubkunst wichtig sein, die seit der Rückbildung der Berliner Benin-Bronzen an Nigeria an Bedeutung gewonnen hat. Diese Rückgabe markiert einen Wendepunkt in der Debatte um Raubkunst und ist Teil einer breiteren Diskussion über die Moral von Sammlungen in deutschen Museen, die traditionell durch koloniale und kriegsbedingte Aneignungen geprägt sind.

In Deutschland wird oft zwischen Raubkunst, die illegal und gewaltsam beschafft wurde, und Beutekunst, die kriegsbedingt erworben wurde, unterschieden. Der Umgang mit diesen Fragestellungen ist komplex und oft von politischen sowie gesellschaftlichen Diskussionen begleitet. Kritiker warnen, dass die Weigerung, Raubkunst zurückzugeben, nicht nur rechtliche, sondern auch ethische Implikationen hat, die die kulturelle Verständigung zwischen verschiedenen Völkern behindern können. Provenienzforscher arbeiten daran, die Nachfahren von rechtmäßigen Besitzern zu identifizieren und Rückgabeprozesse zu fördern.

Das Erbe von Hermann Parzinger

Während seiner Amtszeit hat Parzinger auch 14 Bauprojekte begleitet, darunter die umfassende Sanierung des Pergamon-Museums sowie den Bau des Projekts „Berlin Modern“. Seine weiteren Herausforderungen beinhalten den politischen Druck auf Kultureinrichtungen und die potenzielle Einflussnahme durch die AfD im Stiftungsrat, welche er klar kritisierte. Trotz der Herausforderungen im Kulturbereich plant Parzinger im Ruhestand, sich wieder verstärkt der Forschung zu widmen, ohne neue Anträge oder Berichte zu schreiben. Daneben bleibt er ehrenamtlich Präsident des Kulturerbe-Netzwerks „Europa Nostra“.

Mit dem bevorstehenden Führungswechsel und den Herausforderungen, die die Rückgabe von Raubkunst und die Reformen mit sich bringen, steht die Stiftung Preußischer Kulturbesitz an einem bedeutenden Wendepunkt. Die Weichen für die künftige Entwicklung der deutschen Kulturinstitutionen sind gestellt, und es bleibt abzuwarten, wie diese Veränderungen die kulturelle Landschaft in Deutschland gestalten werden.

Sämtliche Informationen zu Hermann Parzingers Rücktritt und seine Erfolge finden sich auch auf rbb24. Weitere Details zu seiner Biografie sind auf der Webseite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz verfügbar. Für einen umfassenden Überblick zur Thematik Raubkunst informieren die Inhalte von National Geographic über die Herausforderungen der Restitution in Deutschland.

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OrtBerlin, Deutschland
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