In der aktuellen Bildungslandschaft legen immer mehr Quereinsteiger ihre Fußstapfen in die Klassenzimmer, wodurch sich die Rolle von Lehrkräften drastisch verändert. Ein Beispiel ist Emilia, eine 28-Jährige, die, ohne jemals im formalisierten Unterricht tätig gewesen zu sein, vor einer achten Klasse steht. Ihre Reise begann mit einem italienischen Sprachstudium, und nachdem sie einige Monate in einer Kita gearbeitet hatte, fand sie sich eines Tages in einem Klassenzimmer wieder – eine Erfahrung, die sie als aufregend und herausfordernd zugleich beschreibt.
„Es war lustig, aber ich war auch aufgeregt“, so Emilia, die ihre Geschichten gerne anonym mitteilt. Ihre erste Stunde begann damit, dass sie nicht einmal eine Liste der Namen ihrer Schülerinnen und Schüler hatte. Für ein ganzes Jahr sollte sie als Vertretungslehrerin in Englisch arbeiten, auch wenn sie dieses Fach nie studiert hatte. Die Lehrkräftesituation in Deutschland, besonders in Berlin, ist angespannt, und mehr als jede zehnte ausgeschriebene Lehrstelle wurde 2022 mit einem Seiteneinsteiger besetzt. Dieser Trend ist eine direkte Reaktion auf den drastischen Lehrermangel, der in den Schulen zu beobachten ist.
Eine neue Perspektive auf das Lehrerleben
Obwohl Emilia nur eine geringe Unterstützung erhielt und zeitweise das Gefühl hatte, als „fünftes Rad am Wagen“ zu agieren, hat sie ihre Meinung über die Notwendigkeit eines Lehramtsstudiums überdacht. Sie argumentiert, dass nicht unbedingt jeder ausgebildete Lehrer automatisch die bessere Wahl ist, da am Ende alle im gleichen Lehrerzimmer arbeiten und ähnliche Aufgaben übernehmen.
In der aktuellen Situation sehen viele Quereinsteiger, darunter auch Emilia, den Wunsch nach mehr Stabilität. Nach einem Jahr in der Berufsschule entschied sie sich schließlich, ein Lehramtsstudium zu beginnen und wird voraussichtlich fünf Jahre dafür benötigen. Diese Entscheidung resultiert nicht nur aus einer persönlichen Neigung, sondern auch aus dem Bedürfnis nach einer langfristigen Anstellung in einem unsicheren Berufsfeld. Mit ihrem neuen Studium in Englisch und Italienisch möchte sie sichere Zukunftsperspektiven schaffen.
Emilia arbeitet weiterhin als Lehrerin und möchte dabei wertvolle Erfahrungen sammeln, wohingegen sie auch die Hoffnung hegt, dass künftige Regelungen das Studium für Lehrer vereinfachen. Die Kultusministerkonferenz plant, künftig nur ein Fach zu studieren, was den Studierenden helfen könnte, Zeit zu sparen und die Motivation zu fördern.
Die Herausforderungen und Chancen, die mit dem Einstieg als Quereinsteiger verbunden sind, könnten eine grundlegende Neubewertung des Lehrerberufs in der Demokratie anstoßen, der zunehmend auf Flexibilität und Anpassungsfähigkeit setzt. Diese Diskussion bleibt angesichts des anhaltenden Lehrermangels sehr relevant. Ob sich das Modell der Quereinsteiger als tatsächlich nachhaltig herausstellen wird, bleibt abzuwarten. Für genauere Einblicke und Analysen zu diesem Thema, können die Leser die Berichterstattung auf www.merkur.de verfolgen.