Iran unter Beschuss: Dokumentarfilmer Sarvestani spricht über Krieg und Hoffnung

Iran unter Beschuss: Dokumentarfilmer Sarvestani spricht über Krieg und Hoffnung
Berlin, Deutschland - Am 21. Juni 2025 erlebt der Iran turbulente Zeiten. Der iranische Dokumentarfilmer Nima Sarvestani, bekannt für seine Arbeiten zu sozio-politischen Themen, berichtet aus dem Exil über die aktuellen Entwicklungen im Land. Hintergrund seiner Aussagen ist die Premiere seiner aktuellen Dokumentation „Surviving the Death Committee“ in Berlin. Der Film thematisiert die Überlebenden der Massenhinrichtungen aus dem Jahr 1988, als Tausende politische Gefangene ohne faire Prozesse hingerichtet wurden. Diese Exekutionen wurden von dem damaligen Obersten Führer Ayatollah Khomeini angeordnet und sind bis heute eine tief sitzende Wunde in der iranischen Gesellschaft.
Am 13. Juni 2025 kam es zu einem israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen, der den Konflikt zwischen den beiden Ländern verschärfte und kriegerische Auseinandersetzungen im Iran nach sich zog. Sarvestani beschreibt die gemischten Gefühle der Iraner, die unter dem Regime leiden. Viele sind erleichtert über die Bombardierung des iranischen Fernsehens, das zur Indoktrination genutzt wurde. Vor der Revolution 1979 war das Verhältnis zwischen Iran und Israel noch friedlich; seitdem wird Israel jedoch als Feind wahrgenommen.
Die Rolle des Regimes und der Opposition
Der Dokumentarfilmer betont, dass das iranische Volk selbst aktiv werden muss, um das Regime zu stürzen. Eine ausländische Intervention reiche nicht aus; es bedarf einer organisierten Opposition. In diesem Kontext verweist Sarvestani auf die Massenhinrichtungen der 1980er Jahre, die vor allem politische Gefangene betrafen. Schätzungen variieren stark, aber Amnesty International und der UN-Menschenrechtsrat gehen von mindestens 30.000 Opfern aus. Die Anhänger der Volksmojahedin Iran (MeK) sowie Mitglieder anderer linker Gruppen wurden in diesem Zusammenhang hingerichtet, was den damaligen Herrschern Rache für einen Angriff der MeK, die Operation Mersad, diente.
Die Massenhinrichtungen wurden ohne rechtliche Grundlage durchgeführt, es gab keine fairen Prozesse. Dies geschah in einem Klima völliger Straflosigkeit, während die Regierung zahlreiche internationale Verurteilungen und Forderungen nach strafrechtlicher Verfolgung ignorierte. Sarvestani beschreibt das Trauma der Überlebenden und die Ungerechtigkeit, die sie erlitten haben. Aktuell befürchtet er, dass das Regime möglicherweise innerhalb eines Jahres zusammenbrechen könnte und setzt seine Hoffnungen auf eine demokratische Zukunft für den Iran.
Proteste und deren Bedeutung
Parallel zu diesen politischen Ermittlungen steht der Iran vor einer Dreifach-Krise: einer politischen, sozio-ökonomischen und ökologischen. Die Proteste im Iran, die 2017/18 ihren Anfang nahmen, wurden durch den Tod von Mahsa Amini im September 2022 weiter angeheizt. Diese landesweiten Proteste richten sich nicht nur gegen das Tragen des Kopftuchs, sondern fordern einen generellen Regimewechsel. Der zentrale Slogan „Zan, Zendegi, Âzâdi“ (Frau, Leben, Freiheit) erlangte große Bedeutung und wird von vielen Stimmen, darunter prominente Menschenrechtsaktivisten, unterstützt.
Die Protestbewegung ist dezentral organisiert, ohne zentrale Führungsfigur, und umfasst Bürger aus unterschiedlichen sozialen Schichten, einschließlich arbeitsloser Jugendlicher, die besonders unter Diskriminierung leiden. Bis zu 30.000 Arbeiter haben sich an Streiks in Schlüsselindustrien beteiligt, was die Bedeutung der Arbeiterbewegung in der Protestkultur unterstreicht. Trotz massiver Repression der Sicherheitskräfte, die bereits über 500 Todesopfer und mehr als 20.000 Inhaftierungen forderten, zeigt sich eine zunehmende Erschöpfung innerhalb der repressiven Apparate. Die Risse in der Elite sind deutlich, und Sicherheitskräfte zögern zunehmend, die Proteste durch brutale Gewalt zu unterdrücken.
In dieser bewegten Zeit bleibt die Situation im Iran angespannt und ungewiss, während die Hoffnung auf Veränderung im Volk weiterlebt. Sarvestani und viele andere richten den Blick auf eine mögliche demokratische Zukunft für die Nation.
Für weitere Informationen zu den Hintergründen der Massenhinrichtungen siehe Wikipedia und bpb.de.
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Ort | Berlin, Deutschland |
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