Gerichtsvollzieher in Berlin: Schutzwesten gegen immer aggressivere Schuldner!
Gerichtsvollzieher in Berlin erhalten Schutzwesten aufgrund steigender Angriffe. Kosten und Bedarf steigen. Informieren Sie sich hier.

Gerichtsvollzieher in Berlin: Schutzwesten gegen immer aggressivere Schuldner!
Die Sicherheit von Gerichtsvollziehern in Deutschland steht zunehmend auf der Tagesordnung. In Berlin wird die Justizverwaltung nun aktiv, um die Beamtinnen und Beamten mit stich- und schusssicheren Schutzwesten auszustatten. Insgesamt erhalten 270 Gerichtsvollzieher in der Hauptstadt neue Schutzkleidung, nachdem es zu einem besorgniserregenden Anstieg an körperlichen und verbalen Angriffen durch Schuldner gekommen ist. Für die Anschaffung der Schutzwesten werden 276.000 Euro investiert, was den Ernst der Lage unterstreicht. RBB24 berichtet, dass im Jahr 2023 von Gerichtsvollziehern rund 57 Millionen Euro bei Schuldnern eingetrieben wurden.
Die Obergerichtsvollzieherin D. Lüdke und ihr Kollege M. Graetz verdeutlichen die Bedrohungen, denen sie ausgesetzt sind: Graetz überlebte einen Axtangriff eines psychisch gestörten Schuldners. Aufgrund dieser Vorfälle haben Lüdke und Graetz bereits privat Schutzwesten für 900 Euro pro Stück erworben. Von den 270 Gerichtsvollziehern in Berlin haben 222 einen Bedarf an den neuen Schutzwesten angemeldet. Die Ausschreibung für deren Beschaffung ist derzeit im Gange, wobei die Kosten pro Set bei 1.050 Euro liegen.
Anstieg von Angriffen auf Justizbeamte
Die Problematik ist nicht auf Berlin beschränkt. Auch in Bayern sind Anfeindungen und Angriffe gegen Justizbeamte angestiegen. Justizministerin Marion Gentges (CDU) machte auf diese erschreckende Entwicklung aufmerksam. Zudem berichten Brandenburg und andere Bundesländer von einem raueren Umgangston und einer Zunahme von Übergriffen. In Nordrhein-Westfalen, wo ebenfalls Gerichtsvollzieher Opfer von tätlichen Angriffen werden, hat Landesjustizminister Benjamin Limbach Maßnahmen angekündigt, um die Sicherheit der Beamtinnen und Beamten zu gewährleisten.
Gerichtsvollzieher in NRW werden noch in diesem Jahr mit Schutzwesten und Pfefferspray ausgestattet. Rund 600 von 950 Beamten in NRW haben bereits Interesse an Reizstoffsprühgeräten gezeigt, die identisch mit denen der Polizei sind. Eine Fortbildung zur Anwendung des Sprühgeräts wird Teil der Ausbildung für Gerichtsvollzieher sein. Frank Neuhaus, der NRW-Chef des Gerichtsvollzieherbundes, berichtete von einer steigenden Aggressivität bei Vollstreckungshandlungen, insbesondere bei Problemräumungen, die oft durch sogenannte Reichsbürger erfolgen. Der Gerichtsvollzieherbund fordert bereits seit 2017 eine verbindliche Ausstattung mit Schutzwesten.
Innovative Sicherheitslösungen
In Ergänzung zur Schutzausstattung haben Gerichtsvollzieher auch die Möglichkeit, kleine Alarmierungsgeräte mit sich zu führen. Diese Geräte ermöglichen es, die Adresse für das jeweilige Termin zu programmieren und im Notfall per Knopfdruck an die Polizei zu senden. Auch wenn das Mitführen dieser Geräte freiwillig ist, bieten sie eine zusätzliche Sicherheit für die Beamtinnen und Beamten.
Ein besonders bedrohlicher Vorfall ereignete sich kürzlich, als die Gerichtsvollzieherin Karin Rages attackiert wurde, während sie um Unterstützung bei der Polizei bat, die aufgrund von Personalmangel nicht helfen konnte. Rages konnte sich nur mit Hilfe des Vaters der psychisch kranken Frau befreien und die Polizei alarmieren.
Angesichts der zunehmenden Gefahrenlage ist es zu begrüßen, dass die Justizverwaltung in Berlin und die Landesregierung in NRW konkrete Maßnahmen ergreifen, um die Sicherheit der Gerichtsvollzieher zu erhöhen. Eine Dokumentation über die Arbeit dieser Beamten wird am 16.09.2025 um 20:15 Uhr im rbb Fernsehen ausgestrahlt.