Gedenkstele für ertrunkenen Jungen in Kreuzberg spurlos verschwunden!

Gedenkstele für ertrunkenen Jungen in Kreuzberg spurlos verschwunden!
Am 13. August 2025 jährt sich ein tragisches Ereignis: Vor 50 Jahren ertrank der fünfjährige Çetin Mert im innerdeutschen Sperrgebiet in der Spree. An jener Stelle war bis vor kurzem eine Gedenkstele aufgestellt, die an die Kinder erinnerte, die während der deutschen Teilung in Berlin starben. Doch die Stele, die sich am May-Ayim-Ufer in Kreuzberg befand, ist verschwunden. Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, zeigte sich fassungslos über den Verlust und bestätigte, dass die Stiftung vom Bezirk über den Verbleib der Stele nicht informiert wurde. Es bleibt unklar, ob sie umgesiedelt oder zerstört wurde.
Eine Gedenkveranstaltung für Çetin Mert fand erst im Mai dieses Jahres an der Stele statt. Auf der Gedenktafel war ein Foto des kleinen Mädchens abgebildet, das am 11. Mai 1975, an seinem fünften Geburtstag, ertrank. West-Berliner Feuerwehrleute waren damals zu spät zur Stelle, da sie keinen Kontakt zu den DDR-Grenzsoldaten herstellen konnten. Am 64. Jahrestag des Mauerbaus gedachte die Stiftung Berliner Mauer an die fünf westberlinischen Kinder, die bis 1975 in der Spree ertranken. Seit Mai ist außerdem eine Grünfläche an der Ecke Skalitzer Straße und Mariannenstraße nach Çetin Mert benannt.
Die traurige Bilanz der Maueropfer
Die Geschichte der Berliner Mauer ist von Tragödien und Verlusten geprägt. Zwischen 1961 und 1989 starben laut der Gedenkstätte Berliner Mauer mindestens 1.400 Menschen bei dem Versuch, die Mauer zu überqueren. Die ersten Grenzbefestigungen bestanden aus gemauerten Wänden mit Stacheldraht, bevor ab 1975 der Ausbau mit L-förmigen Betonsegmenten begann. Der erste bekannte Todesfall an der Mauer war Ida Siekmann, die am 17. August 1961 starb, gefolgt von Günter Litfin und Roland Hoff. Viele Opfer waren junge Männer, aber auch mindestens 13 Kinder und Jugendliche, wie der Fall von Çetin Mert zeigt.
In den ersten fünf Jahren nach der Abriegelung der Sektorengrenze starb etwa die Hälfte aller Maueropfer. Insgesamt verunglückten mindestens 251 Menschen bei Grenzkontrollen in Berlin eines natürlichen Todes. Auch die Umstände der Todesfälle wurden oft vom Ministerium für Staatssicherheit (MfS) verschleiert. Offizielle Stellungnahmen der DDR bezeichneten die Grenztruppen als Beschützer, während die Toten differenziert und manchmal diffamiert wurden.
Die Bedeutung der Erinnerung
Die Entfernung der Gedenkstele für Çetin Mert wirft Fragen auf. Berlins Geschichte ist reich an schmerzhaften Erinnerungen, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen. In einem Stadtteil, der durch seine multikulturelle Geschichte geprägt ist, ist der Verlust solcher Symbole besonders schmerzhaft. Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg konnte bisher keine Auskunft über den Verbleib der Stele geben, was die Sorgen um die Erinnerungsarbeit verstärkt.
Die Debatte über die Gedenkorte wird durch die Tatsache verstärkt, dass bis 1988 nur eine sehr begrenzte Anzahl von Überquerungen der Grenzanlagen stattfand. Die Anzahl der Fluchten sank ab Ende der 1970er Jahre und es gab tragische Schicksale auf beiden Seiten der Mauer. Die Aufarbeitung dieser Geschichte bleibt von großer Bedeutung, damit die Opfer nicht in Vergessenheit geraten. Der Verlust der Stele für Çetin Mert ist ein weiteres Zeichen dafür, dass diese Erinnerungen weiterhin lebendig gehalten werden müssen.
Die Stiftung Berliner Mauer sowie verschiedene Initiativen arbeiten daran, die Erinnerung an die Opfer der Mauer zu bewahren und deren Geschichte zu erzählen. Es bleibt zu hoffen, dass auch die Gedenkstele für Çetin Mert bald wieder an ihrem Platz steht, um an die menschlichen Tragödien und die Unrechtmäßigkeiten der Teilung zu erinnern.
Für weiterführende Informationen über die Anzahl der Todesopfer an der Berliner Mauer können Sie Statista besuchen und mehr über die tragische Geschichte der Mauer erfahren. Zudem bietet Wikipedia umfassende Informationen zu den Todesopfern während der Teilung Berlins. Aktuelle Berichte zu diesem Thema finden Sie auch bei rbb24.