Fiktion trifft Realität: Toyin Ojih Odutola begeistert im Hamburger Bahnhof

Fiktion trifft Realität: Toyin Ojih Odutola begeistert im Hamburger Bahnhof
Hamburger Bahnhof, Berlin, Deutschland - Die Kunstszene in Berlin darf sich über eine spannende Neuerung freuen. Momentan präsentiert der Hamburger Bahnhof die Ausstellung „U22-Adijatu Straße“ der nigerianischen Künstlerin Toyin Ojih Odutola, die in den USA lebt. Ihre Werke sind ein eindringlicher Dialog über Identität, Bewegung und Geschichte. Ojih Odutola, die 1985 in Ile-Ife, Nigeria, geboren wurde, zeigt in dieser Sonderausstellung rund 25 Zeichnungen, die auf gekachelten Wänden und schwarzen Säulen des Museums aufgestellt sind. Die Eröffnung fand im Rahmen eines eintrittsfreien Wochenendes vom 13. bis 15. Juni 2025 statt, das auf großes Interesse stieß.
In „U22-Adijatu Straße“ wird der Besucher in einen fiktiven Berliner U-Bahnhof entführt, in dem das Zusammenspiel von sozialen und politischen Dynamiken durch die Betrachtung von Haut und Ausdrucksfluidität thematisiert wird. Die Zeichnungen, die sowohl auf Papier als auch auf Leinwand geschaffen wurden, sind mit traditionellen Materialien wie Tinte, Zeichenkohle und Pastellkreide angefertigt und hauchen den menschlichen Figuren Leben ein. Eine eindrucksvolle Soundcollage mit durchgehenden Durchsagen begleitet die Schau und verstärkt das immersive Erlebnis.
Die Sichtweise der Künstlerin
Ein zentrales Element in Ojih Odutolas Werken ist der Fokus auf Hauttexturen und die Darstellung narrativer Momente. In einem ihrer eindrucksvollsten Bilder blickt ein Mädchen in Schuluniform auf eine Figur im Hintergrund. Der Titel des Werkes verweist auf Chihiro aus „Chihiros Reise ins Zauberland“ sowie Ifemelu aus „Americanah“ und ist ein Beispiel für die komplexen fiktionalen Mythologien, die Ojih Odutola konstruiert. Diese Erzählungen stellen nicht nur die koloniale Perspektive in Frage, sondern zielen auch darauf ab, neue Formen der Hautfarbe zu entwickeln.
Ein weiteres bedeutendes Merkmal der Ausstellung ist die kreative Präsentation der Werke in unterschiedlichen Höhen, wodurch die Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven angeregt wird. Die Arbeiten wirken wie opake Malerei und sind kunstvoll in Holzrahmen gefasst, was deren ästhetischen Wert unterstreicht.
Ein bedeutender Beitrag zur Kunstszene
Toyin Ojih Odutola ist Teil einer dynamischen und vielseitigen Kunstszene in Nigeria, die vor allem in Lagos pulsiert. Diese Szene hat bedeutende Künstler hervorgebracht, wie Ben Enwonwu, der als einer der bekanntesten nigerianischen Bildhauer gilt und mit seiner Kunst traditionelle Erzählungen herausfordert. Auch andere zeitgenössische Künstler wie Victor Ehikhamenor und Njideka Akunyili Crosby erweitern dieses kreative Spektrum und nutzen ihre Werke, um auf die nigerianische Mythologie und Folklore hinzuweisen.
Der Hamburger Bahnhof bietet mit dieser Ausstellung nicht nur einen Einblick in Odih Odutolas eindrucksvolle Arbeiten, sondern fördert auch das Verständnis für die Herausforderungen und Perspektiven, mit denen zeitgenössische nigerianische Künstler konfrontiert sind. Begleitet wird die Ausstellung von einem Katalog, der zu einem Preis von 12 Euro im Buchladen des Hamburger Bahnhofs sowie im Onlineshop erhältlich ist. Das Team der Ausstellung wird von Sam Bardaouil und Till Fellrath geleitet, unterstützt von der Assistenzkuratorin Emily Finkelstein.
„U22-Adijatu Straße“ hat sich schnell zu einem Muss für Kunstliebhaber und Interessierte entwickelt. Es zeigt eindrucksvoll, wie Kunst nicht nur visuelle Ausdrucksformen sind, sondern auch einen Raum für kritische Auseinandersetzungen schaffen können.
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Ort | Hamburger Bahnhof, Berlin, Deutschland |
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