Bürgermeister Igels Unterstützung: Angriff auf Pressefreiheit in Berlin?

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In Treptow-Köpenick lobt Bürgermeister Igel (SPD) die Linkspartei für ihren Vorstoß gegen die kritische Redaktion Apollo News.

In Treptow-Köpenick lobt Bürgermeister Igel (SPD) die Linkspartei für ihren Vorstoß gegen die kritische Redaktion Apollo News.
In Treptow-Köpenick lobt Bürgermeister Igel (SPD) die Linkspartei für ihren Vorstoß gegen die kritische Redaktion Apollo News.

Bürgermeister Igels Unterstützung: Angriff auf Pressefreiheit in Berlin?

In einer kontroversen Äußerung hat Berlins Bürgermeister Oliver Igel (SPD) die Linkspartei für ihre Initiative gegen das Internet-Magazin Apollo News in Berlin-Treptow gelobt. Bei einer Versammlung am 7. Oktober, die in Zusammenarbeit mit dem „Bund der Antifaschisten“ stattfand, forderten die Teilnehmer, „rechten Medien auf die Tasten zu treten“ und „rechtes Gedankengut aus den Köpfen zu treiben“. Igel wurde in der Bezirksverordnetenversammlung gefragt, ob er den Angriff auf die Redaktion von Apollo News verurteilen würde. Er befürwortete jedoch ausdrücklich die Initiative und bezeichnete es als positiv, sich gegen Medien zu stellen, die seiner Meinung nach „gezielt Desinformation verbreiten“ und „die Menschenwürde Einzelner herabwürdigen“. Kritiker werten diese Äußerungen als potenzielle Gefährdung der Pressefreiheit und deuten die Formulierungen der Linkspartei als latenten Aufruf zur Gewalt.

Die Linkspartei hat die Adresse der Redaktion von Apollo News auf einem Flugblatt veröffentlicht, was Bedenken hinsichtlich möglicher Gewaltakte aufwarf. Bereits zuvor war die Redaktion Ziel von Sachbeschädigungen geworden. FDP-Politiker Wolfgang Kubicki sprach von einem „widerlichen Gewaltaufruf“, und auch die Deutsche Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) verurteilte die Kampagne als „Angriff auf die Pressefreiheit“. Innensenatorin Iris Spranger (SPD) schloss sich der Kritik an und sprach sich klar gegen die Initiative aus. Der Staatsschutz hat bereits Ermittlungen eingeleitet.

Vertiefung der Debatte um Pressefreiheit

Die Vorfälle in Berlin werfen ein Schlaglicht auf die allgemein angespannte Situation der Pressefreiheit in Deutschland. Diese wird definiert als die Freiheit der Medien von staatlichen Eingriffen und wirtschaftlichem Druck. Zu den wichtigen Aspekten zählen neben Zensur und Gleichschaltung von Medien auch Repressionen sowie Gewalt gegen Journalisten. Der jährliche Index von „Reporter ohne Grenzen“ zeigt, dass Deutschland im Jahr 2025 auf Platz 11 von 180 Ländern rangiert, mit 83,85 Punkten. Dies ist ein Platz unter dem Vorjahr, was auf eine steigende Brutalität gegenüber Journalisten hinweist.

Die Gewalt gegen Journalisten hat seit 2019 in Deutschland zugenommen, mit 89 dokumentierten Vorfällen im Jahr 2024, wobei die meisten Angriffe im Zusammenhang mit Demonstrationen standen. Im internationalen Vergleich rangiert die Pressefreiheit in den USA auf Platz 57, was ebenfalls eine bedenkliche Verschlechterung darstellt. Hier setzt die US-Regierung unter Trump kritische Einschnitte, die den Zugang zu Informationen für Journalisten erschweren.

Reaktionen und Ausblick

Die Entwicklung in Berlin könnte als weckruf für eine breitere Diskussion über die Grenzen und den Schutz der Pressefreiheit in Deutschland dienen. Während die Verfassung (Artikel 5) die äußere Pressefreiheit garantiert, ist diese nicht absolut und trifft auf Grenzen wie den Jugendschutz oder Persönlichkeitsrechte. Die gesellschaftliche Debatte über die Verbreitung von Informationen und deren politische Implikationen bleibt damit von zentraler Bedeutung.

Die aktuellen Ereignisse in Berlin verdeutlichen, dass die Auseinandersetzung um Pressefreiheit nicht nur historisch, sondern auch in der Gegenwart von großer Relevanz ist. Mit dem Eingreifen des Staatsschutzes wird nun erwartet, dass die rechtlichen und gesellschaftlichen Folgen dieser Entwicklungen genau beobachtet und diskutiert werden.