Protest am Bierpinsel: Steglitzer fordern Nutzung statt Leerstand!

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Aktivisten protestieren gegen Leerstand des Bierpinsels in Steglitz-Zehlendorf, fordern Treffpunkte statt Büros.

Aktivisten protestieren gegen Leerstand des Bierpinsels in Steglitz-Zehlendorf, fordern Treffpunkte statt Büros.
Aktivisten protestieren gegen Leerstand des Bierpinsels in Steglitz-Zehlendorf, fordern Treffpunkte statt Büros.

Protest am Bierpinsel: Steglitzer fordern Nutzung statt Leerstand!

Im Berliner Stadtteil Steglitz hat sich die notorisch leerstehende Immobilie, der „Bierpinsel“, erneut zum Schauplatz eines Protestes entwickelt. Rund 50 Aktivist*innen versammelten sich auf der Joachim-Tiburtius-Brücke, um gegen die andauernde Vernachlässigung des ikonischen Bauwerks zu demonstrieren. Die Teilnehmer*innen skandierten politische Parolen und hielten Reden in der nebenan gelegenen Schlossstraße, einer belebten Einkaufsmeile, während ein Aktivist direkt vor dem Gebäude Platz nahm und von Polizisten beobachtet wurde. Diese Aktion richtet sich gegen den Leerstand und die geplanten Büroflächen im Bierpinsel, die seit 2006 bis auf Weiteres ungenutzt bleiben.

Der Bierpinsel, ein 47 Meter hohes Gebäude, wurde 1976 nach Entwürfen der Architekten Ralf Schüler und Ursulina Schüler-Witte erbaut. Bekannt für seine futuristische Architektur, ist das Bauwerk auch Teil der Pop-Art-Bewegung und wurde 2017 als geschütztes Bauwerk gelistet. Trotz des internen und externen Kunstpotenzials sowie der investierten Millionen Steuergelder bleibt das Gebäude ein Schatten seiner selbst, geplagt von Problemen wie Asbest, Rohrbrüchen und Brandschutzmängeln. Diese Schwierigkeiten haben eine Wiedereröffnung weiter hinausgezögert, obwohl es mehrere Eigentümerwechsel gab.

Von der historischen Bedeutung zur heutigen Nutzung

Im Jahr 2021 wurde das Gebäude an einen Investor verkauft, der eine Umnutzung mit geplanten Büros und Gastronomie im Erdgeschoss der Freien Universität ins Auge gefasst hat. Anwohner und Unterstützer der Protestbewegung hingegen fordern einen Treffpunkt für die Gemeinschaft anstelle zusätzlicher Büroflächen. Sascha Müller, ein Sprecher der Besetzer*innen, hebt hervor, dass die Aktion dazu dienen soll, eine breite Diskussion über die zukünftige Nutzung des Bierpinsels zu initiieren. „Wir wollen den Dialog über den Leerstand und die hohen Mieten in Steglitz anregen“, so Müller.

Die Aktion fand nicht nur Unterstützung unter Passanten, sondern wurde auch von Senior*innen aus Pankow mit einer Grußbotschaft gewürdigt, die ihre Solidarität mit den Aktivist*innen ausdrückten. Zudem hatte die Initiative Kieztauben ein Straßenfest gegen Kürzungen und Leerstand organisiert, das etwa 200 Meter entfernt stattfand und zusätzliche Aufmerksamkeit auf die Problematik der leerstehenden Gebäude in der Stadt lenkte. Die Nachbarschaftsinitiative Friedenau informierte darüber hinaus über andere leerstehende Häuser in Steglitz-Zehlendorf.

Die Konsequenzen der Protestbewegung

Gegen 18 Uhr endete die Besetzung jedoch abrupt, als die letzten Aktivist*innen von der Polizei geräumt wurden, nachdem der Eigentümer Anzeige erstattet hatte. Trotz dieser Intervention bleibt die Frage nach dem Schicksal des Bierpinsel und anderer leerstehender Gebäude in Berlin drängend. In einer Zeit, in der das Recht auf Stadt immer wieder zur Diskussion steht, stellen sich die Protestierenden auch in einen größeren Kontext der urbanen Bewegung, die sich gegen vernachlässigte städtische Räume und ungenutzte Potentiale richtet.

„Wir müssen endlich darüber sprechen, wem diese Stadt gehört“, fasst Müller die Motivation der Aktivist*innen zusammen, während die Debatte über das zukünftige Schicksal des Bierpinsel an Dynamik gewinnt.