Brandenburgs Ehemalige Truppenübungsplätze: Wildnis für bedrohte Arten!

Brandenburgs Ehemalige Truppenübungsplätze: Wildnis für bedrohte Arten!
Lieberose, Deutschland - Die Stiftung Naturlandschaften Brandenburg engagiert sich seit ihrer Gründung im Jahr 2000 für den Wildnisschutz in der Region. Christoph Schenk, Vorsitzender des Stiftungsrats und Geschäftsführer der Zoologischen Gesellschaft Frankfurt (ZGF), hebt die Bedeutung der Initiative hervor. Die Stiftung sichert ehemalige Militärflächen in Brandenburg, die sich mittlerweile über mehr als 15.150 Hektar erstrecken. Diese Flächen, die sich auf vier ehemalige Truppenübungsplätze verteilen – Jüterbog, Heidehof, Lieberose und Tangersdorf – haben sich in Oasen für seltene Tier- und Pflanzenarten verwandelt. Zu den Bewohnern zählen Seeadler, Rotwild und der nachtaktive Ziegenmelker.
In diesen Wildnisgebieten gibt es kaum menschliches Eingreifen, was der natürlichen Entwicklung der Landschaft zugutekommt. Schenk betont, dass solche Gebiete als Referenzflächen für das Verständnis natürlicher Prozesse dienen. Daher ist Brandenburg aufgrund der Vielzahl ehemaliger Truppenübungsplätze prädestiniert für die Entwicklung von Wildnis. Allerdings stehen diesen Bemühungen große Herausforderungen gegenüber: Um Wildnisgebiete nachhaltig zu sichern, müssen zahlreiche konkurrierende Interessen berücksichtigt werden.
Die Wildnisschutzstrategie in Deutschland
Die Stiftung trägt nicht nur zur Erhaltungsmaßnahmen bei, sondern auch zur Erfüllung der Wildnissziele der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt. Derzeit sind in Deutschland lediglich 0,6 Prozent der Fläche als Wildnis ausgewiesen, mit dem Ziel, diesen Anteil bis 2020 auf mindestens zwei Prozent zu erhöhen. Schenk merkt an, dass große Flächen für Wildnis zu sichern, eine anspruchsvolle Aufgabe darstellt, da immer wieder Widerstand von Anwohnern und Grundstückseigentümern kommt, die in neue Schutzgebiete wirtschaftliche Einschränkungen fürchten.
Natur hat für 94 Prozent der Menschen in Deutschland große Bedeutung, wie eine Naturbewusstseinsstudie aus dem Jahr 2015 zeigt. Die Mehrheit der Befragten assoziiert eine „wilde“ Natur mit unberührten Landschaften und vielfältiger Tierwelt. Dennoch ist unberührte Natur in Deutschland eine Seltenheit. Intensive Landwirtschaft, Siedlungen und Verkehrswege beanspruchen fast die gesamte Fläche, was den ökologischen Raum stark einschränkt. Die biologische Vielfalt ist stark bedroht: Ein Drittel aller Arten steht auf der Roten Liste, hauptsächlich durch die Zerstörung von Lebensräumen und Übernutzung.
Ökologische Vernetzung und Erholungsmöglichkeiten
Um den Schutz der biologischen Vielfalt zu gewährleisten, sind Wildnis- und Schutzgebiete von zentraler Bedeutung. Diese Gebiete sind nicht nur Rückzugsorte für gefährdete Arten, sondern auch wichtig für die Entwicklung natürlicher Ökosysteme. In Deutschland gibt es verschiedene Kategorien von Schutzgebieten, darunter Naturschutzgebiete, Nationalparke und Biosphärenreservate, die jeweils unterschiedliche Regeln und Zwecke verfolgen. Wildnisgebiete sind weitgehend unzerschnitten und für natürliche Entwicklungen reserviert, was ihre Bedeutung im Naturschutz unterstreicht.
In den von der Stiftung betreuten Wildnisgebieten stehen den Besuchern zudem Wanderwege und geführte Exkursionen zur Verfügung, die es ermöglichen, die Schönheit und Vielfalt dieser ersehnt unberührten Naturräume zu erleben. So verbindet sich der Natur- und Artenschutz mit dem tourismuswirtschaftlichen Nutzen.
Insgesamt wird deutlich, dass der Wildnisschutz in Brandenburg ein vielschichtiges Thema ist, das sowohl ökologische als auch soziale Aspekte berücksichtigt. Die Herausforderungen sind groß, aber auch die Chancen zur Sicherung unserer natürlichen Lebensräume sind vielversprechend.
Details | |
---|---|
Ort | Lieberose, Deutschland |
Quellen |