Brandenburgs CO2-Speicherung: Schlüssel zur Klimaneutralität oder Gefahr?

Berlin diskutiert CO2-Speicherung als Schlüssel zur Klimaneutralität bis 2045; Prüfungen und politische Debatten stehen an.
Berlin diskutiert CO2-Speicherung als Schlüssel zur Klimaneutralität bis 2045; Prüfungen und politische Debatten stehen an. (Symbolbild/MB)

Brandenburgs CO2-Speicherung: Schlüssel zur Klimaneutralität oder Gefahr?

Beeskow, Deutschland - In Brandenburg zeichnet sich ein zunehmendes politisches und wirtschaftliches Interesse an der CO2-Speicherung ab. Ein neues Gutachten, das vom Wirtschaftsministerium in Auftrag gegeben und vom Forschungsinstitut Prognos erstellt wurde, empfiehlt der Landesregierung, die CO2-Speicherung offener zu prüfen. Dies ist ein wichtiges Signal für die Erreichung der Klimaneutralität bis 2045, da die gegenwärtige Haltung der Regierung eine vollständige Ablehnung von CO2-Speicherung in unterirdischen Lagerstätten vorsieht. Wirtschaftsminister Daniel Keller (SPD) äußerte Bedenken, dass die Abwanderung von Unternehmen die Folge sein könnte, wenn das CO2-Management nicht geklärt wird. Er schlägt daher vor, Optionen wie die Offshore-Speicherung oder die Speicherung in nordeuropäischen Ländern zu evaluieren. Dies ist besonders relevant, da steigende Preise für Emissionszertifikate Unternehmen, besonders in der Stahl- und Zementindustrie, stark belasten.

Das Gutachten hebt auch Chancen zur Nutzung von CO2 für die Herstellung synthetischer Treibstoffe hervor. Prognos empfiehlt, die CO2-Speicherung innerhalb Brandenburgs nicht zu verwerfen, sondern eine politische Diskussion darüber zu führen. Experten wie der BSW-Wirtschaftsexperte Stefan Roth betonen die Dringlichkeit, da die CO2-Bepreisung und der Zertifikatehandel bereits starken Druck auf Unternehmen ausüben. Gleichzeitig kritisiert die CDU die ablehnende Haltung der Landesregierung, indem sie die Chancen der CO2-Speicherung zur Sicherung von Arbeitsplätzen und industrieller Wettbewerbsfähigkeit in den Vordergrund stellt.

Wirtschaftliche Aspekte und Herausforderungen

Die Prognosen zeigen, dass die Investitionskosten für ein CO2-Leitungsnetz in Brandenburg über 1 Milliarde Euro betragen könnten, zusätzlich würden 2,4 Milliarden Euro für CCS-Technologie erforderlich sein. Das geplante Leitungsnetz, das bis 2045 etwa 300 Kilometer lang werden soll, hätte das Potenzial, wichtige Industrien in Brandenburg zu verbinden. Allerdings äußert Axel Kruschat, vom Brandenburger Bund für Umwelt und Natur, Bedenken zur Wirtschaftlichkeit dieser Technologie ohne öffentliche Gelder.

Besonders im Hinblick auf die Klimapolitik verweisen viele Analysten darauf, dass die Kohlenstoffabscheidung und -speicherung (CCS) ein wesentlicher Bestandteil der deutschen Energiewende werden könnte. Laut einer Analyse von McKinsey könnten jährlich bis zu 360 Millionen Tonnen Treibhausgase durch CCS abgeschieden werden, was etwa einem Viertel der deutschen CO2-Emissionen entspricht. Besonders relevant ist dies für die Grundstoffchemie sowie die Eisen- und Stahlherstellung, wo ein Abscheidungspotenzial von rund 150 Millionen Tonnen pro Jahr besteht.

Regulatorische Entwicklungen und Zukunftsausblick

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz plant Eckpunkte für eine Carbon Management-Strategie, die auch unterirdische CO2-Speicherung in der Nordsee vorsieht. Mit der ersten Großprojekte, die eine Abscheidungskapazität von rund 9 Millionen Tonnen pro Jahr in der Zementindustrie bieten, könnten bis zum Ende des Jahrzehnts wichtige Fortschritte erzielt werden. Die Kosten für die Abscheidung variieren stark je nach Industrie: für die chemische Industrie liegen die Kosten bei 40-60 €/t, wohingegen der Zementindustrie Kosten zwischen 70-120 €/t drohen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die CO2-Speicherung in Brandenburg sowohl eine Herausforderung als auch eine Chance darstellt. Angesichts der steigenden Preise für Emissionszertifikate könnte diese Technologie bald wirtschaftlich attraktiver werden. Der Energiewende-Index von McKinsey zeigt Fortschritte und Rückschritte bei der Energiewende auf, wobei der Anteil erneuerbarer Energien am Bruttostromverbrauch in der ersten Jahreshälfte 2024 auf 58 % gestiegen ist. Doch die Zielerreichung für verschiedene Indikatoren bleibt unrealistisch, was die Notwendigkeit unterstreicht, neue Wege zu beschreiten.

Für weitere Informationen und einen tieferen Einblick in diese Themen können Sie die Artikel auf rbb24, sowie auf McKinsey und McKinsey.de besuchen.

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OrtBeeskow, Deutschland
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