Berlin trauert um Jenny De la Torre: Heldin der Obdachlosenhilfe verstorben

Dr. Jenny De la Torre, 71, Ärztin für Obdachlose in Berlin, starb nach langer Krankheit. Ihr Erbe: humanitäre medizinische Hilfe.
Dr. Jenny De la Torre, 71, Ärztin für Obdachlose in Berlin, starb nach langer Krankheit. Ihr Erbe: humanitäre medizinische Hilfe. (Symbolbild/MB)

Berlin trauert um Jenny De la Torre: Heldin der Obdachlosenhilfe verstorben

Berlin, Deutschland - Am Dienstag, den 11. Juni 2025, ist die angesehene Medizinerin Dr. Jenny De la Torre im Alter von 71 Jahren in Berlin gestorben. Der Tod wurde von der Jenny De la Torre-Stiftung bestätigt und trat nach einer langen, schweren Krankheit ein. De la Torre, geboren 1954 in Nasca, Peru, war eine Wegbereiterin im Bereich der medizinischen Versorgung von obdachlosen Menschen. Sie kam 1976 mit einem Stipendium in die DDR und absolvierte ihre Facharztausbildung für Kinderchirurgie an der Charité, wo sie 1990 promovierte.

Ihre Leidenschaft, den Bedürftigen zu helfen, war tief verwurzelt in ihren frühen Erfahrungen mit Armut und sozialer Ungleichheit in ihrem Heimatland. Nach dem Medizinstudium in Deutschland, das sie in den 1980er Jahren absolvierte, wollte sie ursprünglich nach Peru zurückkehren, um dort zu arbeiten. Aufgrund der Herausforderungen, die sie erlebte, begann sie jedoch 1994, obdachlose Menschen am Berliner Ostbahnhof zu behandeln. Täglich untersuchte sie bis zu 25 Patienten und kämpfte gegen bürokratische Hürden, um dazu beizutragen, dass Obdachlose Zugang zu medizinischer Versorgung erhielten.

Ein Leben für die Obdachlosen

Dr. De la Torre definierte Obdachlosigkeit als „soziale Krankheit“ und betrachtete medizinische Hilfe als fundamentales Menschenrecht. Im Jahr 1997 wurde sie für ihre herausragenden Leistungen mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet. Ihre Bemühungen um die medizinische Versorgung der Ärmsten führten dazu, dass obdachlose Patienten regelmäßig ihre Hilfe in Anspruch nahmen und sie hohe Anerkennung innerhalb der Ärzteschaft erlangte.

Im Jahr 2002 gründete sie die Jenny De la Torre-Stiftung mit dem Ziel, eine langfristige medizinische Versorgung für obdachlose Menschen sicherzustellen. Vier Jahre später eröffnete sie ein Gesundheitszentrum in der Pflugstraße in Berlin-Mitte, wo sie weiterhin ihre Expertise und Leidenschaft für die medizinische Versorgung dieser vulnerablen Gruppe einbrachte. Auch nach der Reduzierung ihrer Arbeitszeit bei einem früheren Arbeitgeber im Jahr 2003, was für sie den Abschied von der klinischen Tätigkeit bedeutete, sah sie dies als Neubeginn und sammelte Spenden sowie hielt Vorträge zur Verbesserung der medizinischen Versorgung von Obdachlosen.

Die Herausforderungen der Obdachlosenversorgung

Die aufwendige medizinische Versorgung von obdachlosen Menschen ist von mehreren Herausforderungen geprägt. Laut einem Bericht des Ärzteblattes sind Obdachlose besonders anfällig für gesundheitliche Probleme, was häufig auf ihre Lebensbedingungen zurückzuführen ist. Sie leben oft in der Öffentlichkeit oder in Notunterkünften und weisen eine hohe Anfälligkeit für psychiatrische und somatische Erkrankungen auf. Schätzungen aus dem Jahr 2014 zeigen, dass in Deutschland etwa 39.000 Obdachlose existieren.

Diese Menschen stehen vor großen Hindernissen beim Zugang zu medizinischer Versorgung. Oft fehlen klare Informationen zu ihrem Krankenversicherungsstatus, und persönliche Unsicherheiten, wie Scham oder das Fehlen von Vertrauen in das Gesundheitssystem, verzögern notwendige Behandlungen. Dr. De la Torres Engagement hat dazu beigetragen, diese Herausforderungen ans Licht zu bringen und Lösungen zu fordern.

Ihr lebenslanges Werk hat nicht nur das Leben vieler obdachloser Menschen verbessert, sondern auch wichtige Impulse für die Diskussion um die medizinische Versorgung dieser Bevölkerungsgruppe geliefert. Ihr Tod hinterlässt eine Lücke in der Gemeinschaft, die sie beeinflusst hat, und ihr Erbe wird weiterhin in der Arbeit ihrer Stiftung und in den Herzen der Menschen, die sie behandelt hat, weiterleben.

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OrtBerlin, Deutschland
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