Außergewöhnlich hoher Andrang im Bahnverkehr – Fahrradmitnahme nicht möglich
In den letzten Tagen warnten die Deutsche Bahn (DB) und der Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg (VBB) vor außergewöhnlich hohem Fahrgastaufkommen. Insgesamt neun Züge, hauptsächlich der Linien RE3 und RE5 in Richtung Ostsee, waren betroffen. Die Meldung wurde sowohl über den Kurznachrichtendienst X als auch in der DB-App verbreitet. Infolgedessen war es nicht mehr möglich, weitere Personen in diese Züge einzusteigen zu lassen. Auch die Mitnahme von Fahrrädern war nicht gestattet. Fahrgäste wurden gebeten, eine alternative Verbindung zu wählen.
Grund für das hohe Fahrgastaufkommen ist die gestiegene Anzahl von Reisenden im Regionalverkehr seit der Einführung des Deutschland-Tickets im Mai. Besonders am vergangenen Wochenende fand in Rostock die 32. Hansesail statt, ein maritimes Volksfest, das eine Million Besucher erwartete. Vor allem die Züge in Richtung Ostsee waren stark frequentiert, und es gab nur wenige Alternativen.
Eine schnelle Besserung der Situation im Ostsee-Verkehr ist nicht in Sicht. Der aktuelle Verkehrsvertrag zwischen der DB und dem VBB läuft noch bis Ende 2026. Dieser sieht den Einsatz von fünf Doppelstockwaggons vor, von denen in den Wintermonaten sogar nur vier zum Einsatz kommen. Eine Erweiterung der Zugkapazität ist nicht möglich, da die Bahnsteige zu kurz sind. Der stellvertretende Vorsitzende des Fahrgastverbands Pro Bahn, Lukas Iffländer, kritisierte diese Planung und fordert zumindest einen Stundentakt nach Rostock und zwei Züge pro Stunde nach Stralsund auf den Linien RE3 und RE5. In anderen europäischen Ländern ist es erlaubt, lange Züge auch an zu kurzen Bahnsteigen halten zu lassen. In Deutschland bestehen jedoch Sicherheitsbedenken.
Bereits am vergangenen Wochenende hatte die Bahn zahlreiche Fahrgäste verärgert, indem sie mehrere Züge Richtung Ostsee nicht am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen halten ließ. Dadurch sollte verhindert werden, dass weitere Fahrgäste zusteigen. Fahrgäste, die planmäßig am Bahnhof Berlin-Gesundbrunnen aussteigen wollten, waren gezwungen, weiterzufahren. In einem Fall ließ ein RE-Zug von Schwerin nach Hamburg aufgrund von Überfüllung zwei Halte aus. Diese Verbindung zwischen Hamburg und Berlin ist seit Einführung des Deutschland-Tickets stark frequentiert.
Bereits in den vergangenen Jahren gab es Probleme im Ostsee-Verkehr. Der VBB verweist darauf, dass nur wenige zusätzliche Züge in den Sommermonaten eingesetzt werden. Im Sommer 2022, als das extrem günstige 9-Euro-Ticket galt, verschärfte sich die Situation weiter. Der VBB schickte Prüfer, um die Lage in den Zügen zu erfassen. Die Ergebnisse waren so schlecht, dass der VBB ein Krisengespräch mit der Bahn einberufen musste und Strafen für ausgefallene Züge und mangelnde Qualität verhängte.
Ein weiterer Grund für das anhaltende Chaos im Ostsee-Verkehr ist eine Besonderheit in Berlin. Obwohl es sich um Fernverbindungen handelt, werden überwiegend Regionalzüge eingesetzt. In anderen Relationen stehen IC- und ICE-Züge mit einer Fahrzeit von drei Stunden zur Verfügung, während es keine durchgehenden RE-Züge gibt.
Die Bahn leidet weiterhin unter Personalmangel, Infrastrukturproblemen und Mängeln an Fahrzeugen. Am letzten Freitag fielen in der Region mehrere RE-Züge komplett aus. Als Gründe wurden kurzfristige Krankmeldungen, Reparaturen an der Strecke oder am Zug sowie Verspätungen vorheriger Züge genannt. Aktuelle statistische Daten zur Zuverlässigkeit im Regionalverkehr seit Einführung des 49-Euro-Tickets liegen noch nicht vor. Zahlen für die ersten drei Monate zeigen jedoch, dass die Zuverlässigkeit im Januar und März schlechter war als im Vorjahresvergleich, während sie im Februar besser war. Im Sommer 202