Ein tiefes Grau hängt über dem Hermannplatz und kündigt das Ende einer Ära an: Das Dachgartenrestaurant im alten Karstadt-Kaufhaus schließt seine Pforten. Die Stimmung ist gedrückt, die Gäste sitzen eng beieinander, ihre Gespräche kreisen vor allem um die bevorstehende Schließung, die seit Tagen in Berlin für Gesprächsstoff sorgt. Tim aus Neukölln, der regelmäßig zum Schnitzelbesuch kam, spricht von der Enttäuschung über die diffuse Lage von Karstadt und den finanziellen Misserfolgen, die zu dieser Situation führten. In den letzten Jahren kämpfte das Restaurant auch unter der Insolvenz der Muttergesellschaft Galeria. Wie die Berliner Zeitung berichtete, hat die Schließung eine Welle der Wehmut ausgelöst.
Emotionale Abschiede und Erinnerungen
Der Restaurantleiter Jörg Doher zeigte sich drei Tage vor der Schließen tief betroffen. „Wir haben hier alles wiederaufgebaut und viel Energie reingesteckt“, äußerte er, während er sich an Stammgäste erinnerte, die oft zum sozialen Austausch vorbeikamen. Besonders für ältere Menschen war das Restaurant ein lieb gewonnener Treffpunkt, wo oft Stunden verbracht wurden. Die 82-jährige Anita Müller, die das Lokal über Jahrzehnte besuchte, ist entsetzt über die Entscheidung und kann sich kaum vorstellen, wo sie nun ihren Kaffee genießen kann.
Das Restaurant war nicht nur für seine Speisen bekannt, sondern auch für seine besondere Atmosphäre und die Möglichkeit, inmitten der Stadt Erholung zu finden. Zum letzten Mal heißt es dort „Küchenveranstaltung“ am 18. Januar, und die Gäste sind fest entschlossen, die verbleibenden Tage voll auszukosten. Eine Kassiererin, die fast zwei Jahrzehnte am Hermannplatz arbeitete, steht vor einer ungewissen Zukunft und hat gemischte Gefühle über ihren Umzug ins KaDeWe. „Das ist doch gar nicht meine Welt“, sagte sie, während die Mitarbeiter bereits Angebote für andere Standorte erhalten haben, wo nur noch vier Galeria-Restaurants in Berlin verblieben sind, wie der RBB berichtete.
Berliner Zeitung