Der Neubau der Ringbahnbrücke der A100 in Berlin steht momentan unter kritischer Beobachtung. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) fordert eine reduzierte Form des Brückenbaus, wobei mindestens eine Fahrspur pro Richtung wegfallen sollte. Gabi Jung, die Landesgeschäftsführerin des BUND, spricht von einer „Verkehrsverdunstung“, die bereits bei früheren Sperrungen beobachtet wurde, und argumentiert, dass viele frühere Nutzer alternative Fortbewegungsmöglichkeiten suchen. Ferner zeigen Statistiken, dass bei ähnlichen Maßnahmen ein Rückgang des Autoverkehrs um 20 bis 40 Prozent zu verzeichnen war. Die Brücke wurde Mitte März aufgrund eines vergrößerten Risses im Tragwerk komplett für den Autoverkehr gesperrt.
Der Verkehr in Richtung Norden wird nun einspurig über die Gegenfahrbahn geleitet, während in Richtung Süden zwei Fahrspuren zur Verfügung stehen. Die S-Bahn-Trasse unter der Brücke ist ebenfalls betroffen, was zu einer Unterbrechung des S-Bahnverkehrs zwischen Halensee und Westend führt. Der Abriss der maroden Brücke ist für April geplant. Der Ersatzneubau wird jedoch voraussichtlich einige Zeit in Anspruch nehmen. Unklar ist, wie lange die Bauzeit dauern wird. Das Autobahndreieck Funkturm gilt als einer der am stärksten belasteten Verkehrsknoten in Deutschland, mit täglich rund 230.000 Fahrzeugen, darunter etwa 95.000, die die nun gesperrte Brücke nutzten.
Verkehrsmanagement und Bürgerverhalten
In Reaktion auf die Sperrung empfiehlt die Autobahn-Gesellschaft Autofahrern, das Dreieck Funkturm weiträumig zu umfahren. Zudem wird erwartet, dass viele Autofahrer kurzfristig über angrenzende Wohngebiete ausweichen. Roland Stimpel, der Vorsitzende des Fußgängerverbands Fuss e.V., äußert sich optimistisch und verweist auf Studien, nach denen bei Straßenausfällen zunächst nahe Parallelwege stark belastet seien, langfristig jedoch viele Verkehrsteilnehmer ihre Routen oder Verkehrsmittel umstellen. Die Empfehlung, andere Verkehrsträger wie Bus- und Schienenverkehr zu nutzen, wird ebenfalls weitergegeben. Als Sicherheitsmaßnahme wird Fußgängern und Radfahrern geraten, besonders vorsichtig zu sein.
Die Thematik der Verkehrswende und neue Mobilitätskonzepte werden im Kontext dieser Veränderungen besonders relevant. Das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) hat Initiativen ins Leben gerufen, die zukunftsfähige Lösungen in der Stadt- und Verkehrsplanung fördern. Die Mobilitätswende zielt dabei nicht auf Verzicht, sondern auf die Etablierung neuer Verkehrsmittel und -konzepte. In Deutschland wird das Auto für fast die Hälfte aller Wege genutzt, während öffentliche Verkehrsmittel nur für jeden zehnten Weg in Anspruch genommen werden.
Nachhaltigkeit und Infrastruktur
Für eine erfolgreiche Mobilitätswende sind drei Schlüsselbegriffe entscheidend: Vermeidung, Verlagerung und Verbesserung. Dies umfasst die Reduktion des motorisierten Individualverkehrs, eine verstärkte Nutzung von Fußverkehr, Fahrrad, ÖPNV und Schiene sowie die Förderung kleiner, leichtgewichtiger, elektrisch angetriebener Fahrzeuge. Zudem ist die Notwendigkeit einer Infrastruktur „der kurzen Wege“ zur Förderung von Fußgänger- und Radfahrerbewegungen hervorzuheben. Aspekte wie Fußgängerzonen und durchgängige Radwege sind für die zukünftige Planung erforderlich.
Projekte, die im Rahmen der Innovationsinitiative mFUND vorangetrieben werden, adressieren diverse Herausforderungen in der nachhaltigen Mobilitätsplanung. Darunter ist das Projekt NaMIx zu nennen, das einen Index zur Bewertung der Nachhaltigkeit der Mobilität in Stadtteilen entwickelt. Ein weiteres Beispiel ist das TwinCity3D-Projekt, welches ein System zur kontinuierlichen Überwachung von Stadtgrün, Verkehr und Bebauung aufbaut und Daten in einem digitalen Modell darstellt, um Planungsprozesse zu erleichtern.
Die aktuelle Situation rund um die Ringbahnbrücke ist ein klarer Indikator für die dringende Notwendigkeit nachhaltiger Lösungen im Verkehrswesen. Wie die Entwicklungen zeigen, ist die Zukunft der Mobilität in Berlin untrennbar mit einer sinnvollen Planung und Umsetzung neuer Konzepte verbunden.
Für weitere Informationen siehe [Tagesspiegel](https://www.tagesspiegel.de/berlin/verkehrsverdunstung-umweltverband-fordert-abgespeckten-bruckenneubau-an-der-a100-in-berlin-13479757.html), [Berlin.de](https://www.berlin.de/aktuelles/9547573-958090-vollsperrung-der-ringbahnbruecke-a100-we.html) und [BMDV](https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Artikel/DG/mFUND/Aktuell/stadt-und-verkehrsplanung.html).