Titel: Herausforderungen zum Schuljahresbeginn in Berlin: Fachkräftemangel und Schulbau
Am 28. August startet das neue Schuljahr in Berlin. Für die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) ist dies der erste Schulbeginn in ihrem Amt. Angesichts der finanziellen Investitionen pro Schüler und den immer schlechteren Pisa-Ergebnissen, will die Bildungssenatorin Verbesserungen erreichen. Doch welche Rolle spielt der Fachkräftemangel und was sind die Maßnahmen, die ergriffen werden müssen?
Die Senatsverwaltung für Bildung hält sich in Bezug auf konkrete Zahlen noch bedeckt und wird diese eine Woche vor Schuljahresbeginn bekannt geben. Ein Sprecher der Senatsverwaltung bezeichnet die Situation an den Berliner Grundschulen als „herausfordernd“, betont aber auch, dass es bereits Erfolge gegeben hat. Ab dem neuen Schuljahr werden beispielsweise das dritte Hortjahr für Eltern gebührenfrei sein und Ganztagsangebote weiter ausgebaut. Zudem gibt es zahlreiche Angebote zur Sprachförderung und Integration.
Tom Erdmann, Vorsitzender der Berliner Geschäftsstelle der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, äußert sich skeptisch. Er betont, dass die Unterrichtsstunden nur auf dem Papier bereitstehen. Die größte Herausforderung für das Berliner Schulsystem sei der langjährige Fachkräftemangel. Im vergangenen Jahr fehlten über 900 Lehrkräfte und für das kommende Schuljahr wird eine noch höhere Anzahl erwartet, möglicherweise sogar doppelt so viele. Erdmann zweifelt daran, dass diese Stellen durch Quereinsteiger besetzt werden können.
Auch der Landeselternausschuss äußert die Meinung, dass Berlin „weiterhin schlecht auf das kommende Schuljahr vorbereitet“ sei. Aufgrund des Fachkräftemangels rechnet der Ausschuss mit Unterrichtsausfall und Vertretungen, die zusätzlichen Druck auf die Lehrkräfte ausüben und zu einem höheren Krankenstand führen werden. Dies hätte weitreichende Folgen für die Schüler, insbesondere hinsichtlich der Vorbereitung auf den Übergang von der sechsten zur siebten Klasse, der oft entscheidend für den weiteren Bildungsweg ist.
Ein weiteres Problem besteht laut Erdmann in der Verteilung der Fachkräfte. Während einige Gymnasien in Berlin Bewerber auswählen können, sind Schulen in Bezirken wie Marzahn-Hellersdorf, Spandau oder Neukölln dankbar für jegliches Personal. Die Situation hat sich noch weiter verschärft, nachdem Senatorin Günther-Wünsch im Mai 2023 die Entscheidung rückgängig gemacht hat, dass Schulen ihre offenen Stellen nur zu 96,3 Prozent in Eigenverantwortung besetzen dürfen. Erdmann sieht die Rücknahme kritisch, da die Anzahl der Bewerbungen in schlecht versorgten Bezirken seitdem stark zurückgegangen ist.
In Bezug auf den Schulbau gibt es zumindest positive Entwicklungen. Der Senat hat eine offensive Offensive angekündigt und bereits 870 Millionen Euro in die Schulbauoffensive investiert. Die Investitionssummen sollen weiter steigen. Laut Senatsverwaltung wurden bisher 25.000 neue Schulplätze geschaffen und weitere 45.000 sollen noch folgen. Insgesamt sind 60 neue Schulen geplant. Interessierte können auf der Schulbaukarte des Hauptstadtportals im Internet nachsehen, welche Baumaßnahmen in welchem Bezirk geplant sind.
Trotz dieser Maßnahmen sind viele Schulen immer noch überfüllt, wie der Landeselternausschuss betont. Der Schulbauoffensive hält nicht mit dem Bevölkerungswachstum Schritt und hohe Baukosten sowie der Mangel an geeigneten Flächen stellen Probleme dar. In den letzten Wochen gab es auch Berichte über Schüler, die weit zur Schule pendeln müssen oder sogar wochenlang keinen Schulplatz bekommen. Jedoch betont Tom Erdmann, dass am Ende alle Kinder einen Schulplatz haben werden.
Wahrscheinlich wird dies jedoch zu größeren Klassengrößen führen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft fordert einen Tarifvertrag für Klassengrößen und Kompensationen bei Überschreitungen. Zudem wird nach mehr Anstrengungen zur Gewinnung neuer Lehrkräfte und ihrer Bindung an Berlin gefordert. Erdmann schlägt Zulagen für Referendare und Stipendien für Lehramtsstudenten vor, um den Beruf attraktiver zu machen. Die nächsten Jahre werden für Berlin weiterhin herausfordernd bleiben.