Berlin Aktuell

Vom kleinen Kiezfest zur stadtbekannten Veranstaltung: Ein Gespräch mit dem Gründer des Lesbisch-schwulen Stadtfests

Das Lesbisch-schwule Stadtfest am Nollendorfplatz in Berlin findet bereits zum 29. Mal statt und hat sich in den letzten Jahrzehnten von einem kleinen Kiezfest zu einem großen und inklusiven Event entwickelt. Gerhard Hoffmann, einer der Gründer des Stadtfestes, spricht mit der Berliner Zeitung über die Entwicklung und Bedeutung des Festes.

Das erste Stadtfest hatte den einfachen Namen "Straßenfest" und sollte dazu dienen, die Menschen im Nollendorfkiez besser kennenzulernen und sich mit anderen zu vernetzen. Dass daraus mittlerweile ein Fest mit über 350.000 Besuchern geworden ist, überrascht Hoffmann immer noch. Er erinnert sich vor allem an das erste Mal auf der Bühne mit dem wilden Sofa, als nur etwa hundert Zuschauer anwesend waren. Mittlerweile verfolgen Tausende seine Polit-Talkshow, in der er Politiker und Prominente genauer unter die Lupe nimmt.

Der Nollendorfkiez hat eine wichtige historische Rolle für Lesben und Schwule. Nachdem der Faschismus in Deutschland alles zerstört hatte, entwickelte sich das schwule Leben in Berlin nur langsam. Hoffmann betont, dass bis Ende der 60er-Jahre sogar Nazis im Bundestag saßen und weiterhin versuchten, schwulen und lesbischen Menschen das Leben schwer zu machen. Der Nollendorfkiez spielte eine bedeutende Rolle in dieser Zeit, und auch heute sind hier noch viele Lokale für die LGBT+-Community ansässig.

Das Organisationsteam des Stadtfestes spiegelte zunächst die Geschichte des Kiezes wider und war vor allem von schwulen Organisatoren geprägt. Inzwischen arbeitet man jedoch daran, die Geschlechterverteilung auszugleichen und auch Transfrauen und -männer einzubeziehen. Der Name des Festes spiegelt sich jedoch nicht in der Organisation wider. Das Stadtfest ist für alle gedacht: Lesben, Schwule, binäre und nichtbinäre Menschen sind herzlich willkommen und finden sich von Jahr zu Jahr an den Infoständen, im Programm und bei den Besuchern wieder.

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Das Motto des diesjährigen Stadtfestes lautet wie in den Vorjahren "Gleiche Rechte für Ungleiche – weltweit". Damit sollen die Ungleichheiten zwischen Mann und Frau, heterosexuellen und homosexuellen Menschen betont werden. Hoffmann betont, dass das Motto nicht auf eine bestimmte Gruppe abzielt, sondern universal gilt.

In Bezug auf die Gäste seiner Talkshow "Das wilde Sofa" zeigt sich Hoffmann eher besorgt. Themen wie Transsexualität, Demokratisierung und Umgang mit Hasskriminalität sind anspruchsvoll und er hat nur begrenzt Zeit für seine Ausführungen. Dennoch freut er sich auf die Diskussionen mit Politikern wie Familienministerin Lisa Paus, SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert und dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner.

Auf die Frage, ob die AfD einen Infostand auf dem Stadtfest bekommen sollte, reagiert Hoffmann ablehnend. Er bezeichnet die Partei als nicht demokratisch und betont, dass man nicht Feinde auf das Stadtfest holen sollte. Er möchte die Besucher überzeugen, andere Parteien zu wählen. Auch andere Institutionen oder Vereine werden vom Veranstalter gemeinsam entschieden.

Hoffmanns Verhältnis zum Christopher Street Day (CSD) ist distanziert. Er betont jedoch, dass die Diskussion, ob der CSD eine Party oder eine Demonstration ist, unerheblich ist. Für ihn ist es in Ordnung, dass die Teilnehmer des CSD einmal im Jahr auf einem Wagen tanzen und es als Festtag betrachten.

Abschließend wünscht sich Hoffmann ein gesellschaftliches Miteinander wie beim Stockholmer CSD, bei dem Menschen aus verschiedensten Berufsgruppen und Religionen teilnehmen, auch in Uniformen. Er betont seine Bereitschaft, das Stadtfest solange wie möglich zu organisieren und freut sich auf die kommende Veranstaltung.

Daniel Wom

Der in Berlin geborene Daniel Wom ist ein versierter Journalist mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Er hat an der Freien Universität Berlin Journalistik und Wirtschaftswissenschaften studiert und arbeitet seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Daniel hat für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und ist bekannt für seine tiefgründigen Analysen und klaren Darstellungen komplexer Sachverhalte. Er ist Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband und hat mehrere Auszeichnungen für seine exzellente Berichterstattung erhalten. In seiner Freizeit erkundet Daniel gerne die vielfältige Kulturszene Berlins und ist leidenschaftlicher Webentwickler.

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