Streit um die wichtige neue City-S-Bahn, die Berlin von Norden bis Süden durchqueren soll (S21). Die zweite Bau-Etappe zwischen Hauptbahnhof und Potsdamer Platz kann nicht nur unterirdisch gebohrt werden. Aber gegen die offene Baugrube in der Nähe des Brandenburger Tors gibt es einen Promi-Aufstand.
Die Strecke ist heikel, über- und auch unterirdisch gibt es viele Hürden und den Reichstag mitten drin.
Seit 2015 wurden 15 (!) Varianten geprüft, inzwischen ist Favorit die Variante „12h“. Sie erfordert zwischen Ebertstraße, Scheidemannstraße und Simsonweg ein 2000 m² großes Baufeld.
Das bedeutet: Die Waldfläche östlich des Sinti- und Roma-Denkmals ist betroffen. Nach B.Z.-Informationen will die Bahn in dessen Umgebung eine Handvoll Bäume (u.a. Eiben) ausgraben und umsetzen, später den Tiergarten wieder komplettieren.
Nach einem Vor-Ort-Termin u.a. mit Kultursenator Joe Chialo (53, CDU) und einer Sitzung bei Verkehrssenatorin Manja Schreiner (45, CDU) haben einige beteiligte Opferorganisationen einen Protestbrief verfasst und von Prominenten wie Schauspielerin Iris Berben (73), Star-Dirigent Daniel Barenboim (80) bis Filmemacher Wim Wenders (78) unterschreiben lassen.
Die Hauptkritik: „Ohne diese Bäume wäre die einzigartige Atmosphäre und die Ruhe der Gedenkstätte dauerhaft zerstört.“ Dagegen fordert der Zentralrat der Sinti und Roma zunächst nur Einsicht in Gutachten über Bau-Lärm und mögliche Erschütterungen.
Ein Bahn-Sprecher zur B.Z. „Der maximale Schutz des Denkmals nimmt eine Schlüsselrolle ein. Ein endgültiges Votum für eine Vorzugsvariante steht aktuell noch aus.“
Der zweite Bauabschnitt der S21 in Zahlen
Strecke: Nord-Süd, Hauptbahnhof bis Potsdamer Platz
Länge: 1,9 km
Vorarbeiten: 0,6 km von Potsdamer Platz bis Höhe US-Botschaft bereits in 1930er Jahre gebaut (sog. „Heuboden“). UND: U5-Tunnel am Brandenburger Tor so gelegt, dass S21-Tunnel queren kann
Linien: drei S-Bahn-Linien mit 177 Zügen pro Richtung und Gleis
Tempo: Entwurfsgeschwindigkeit 80 km/h
Entlastung: S-Bahnhof Friedrichstraße
Ziele: Parlaments- und Regierungsviertel
Planfeststellung: 2023 bis 2026 für Prüfung bis Baugenehmigung
Erster Bauabschnitt: Nordring bis Hauptbahnhof 2024 fertig (2,4 km)
Dritter Bauabschnitt: Potsdamer Platz über Gleisdreieck bis Yorckstraße