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Sprachliche Moden kommen und gehen: Die Berliner Sprache vor 100 Jahren und heute

Die Sprache und der Sprachgebrauch verändern sich im Laufe der Zeit immer wieder. Was vor einigen Jahrzehnten noch gebräuchlich war, kann heute kaum noch jemand verstehen. Ein Beispiel dafür ist der Berliner Sprachwitz aus den 1920er Jahren.

Damals war es üblich, die Wendung „Bei mir – Schiefertafel“ zu verwenden, um auszudrücken, dass man auf jemanden zählen kann. Eine Schiefertafel war ein beliebtes Hilfsmittel, um Rechenaufgaben zu lösen. Doch nicht nur Schiefertafeln wurden in die Sprache integriert. Es gab zahlreiche andere Wendungen, die mit „Bei mir“ begannen und auf unterschiedliche Situationen und Bedeutungen hinwiesen. Ein Beispiel dafür ist die Wendung „Bei mir – Känguru“, die so viel bedeutete wie „Mit leerem Beutel große Sprünge machen“. Eine andere Wendung war „Bei mir – Taschenuhr“, was so viel hieß wie „Du kannst mir gestohlen bleiben“ oder „Ich kann dich veralbern“.

Heute könnte man meinen, dass der Berliner Dialekt und die Verständigung in der Stadt durch den zunehmenden Einfluss des Englischen und des Kiezdeutschs erschwert wird. Doch schon vor 200 Jahren hätte man sich in Berlin mit dem damaligen Sprachgebrauch wahrscheinlich genauso schwergetan. Ein Blick in alte Bühnenstücke oder Bücher aus vergangenen Zeiten zeigt, dass die Sprache und der Sprachgebrauch stets einem Wandel unterliegen.

In diesem Zusammenhang ist es interessant zu wissen, dass früher in Berlin viele Waren mit Hunde-Wagen transportiert wurden. So erklärte ein Milchhändler einst, dass seine Mitarbeiterinnen „Hundefrauens“ seien. Diese Bezeichnung rührt daher, dass die Warenwagen von Hunden gezogen wurden. Heutzutage denkt man beim Begriff „Hundewagen“ eher an kleine Buggys, mit denen man seine Hunde spazierenfahren kann.

Auch vor 100 Jahren hätte man in Berlin vieles nicht verstanden. Damals kursierten Wendungen wie „Du bist ja Manoli linksrum“ (verrückt) oder „Haste Draht?“ (Geld). In Hans Falladas Roman „Kleiner Mann – was nun?“ aus dem Jahr 1932 finden sich ebenfalls viele Ausdrücke und Wendungen, die heute kaum noch gebräuchlich sind. So bedeutete der Ausruf „So was lebt nicht!“ damals Erstaunen über das Verhalten bestimmter Menschen. Auch der Ausdruck „du sohlst ja“ stand für Lügen oder Schwindeln.

Es zeigt sich also, dass Sprache und Sprachwitz eng mit der Zeitgeschichte und gesellschaftlichen Entwicklungen verbunden sind. Was einst verstanden wurde, kann heute in vielen Fällen nur noch schwer nachvollzogen werden. Ein Blick in die Vergangenheit zeigt, dass Berliner Sprache und Dialekt schon immer ihren eigenen Charme hatten und auch in der Zukunft sicherlich für den ein oder anderen Lacher sorgen werden.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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