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Sehprobleme bei Kindern: Warum 60% zu spät erkannt werden

Sehdefizite bei Kindern: Ein Problem, das zu spät erkannt wird

Berlin, 30. Juli 2024 – Mit dem Beginn der Schulzeit startet für Kinder ein neuer Lebensabschnitt. Doch während sich die Eltern oft auf die Wahl der richtigen Schule und die Vorbereitung auf den Schulalltag konzentrieren, wird oft ein entscheidender Aspekt vernachlässigt: die Sehkraft ihrer Kinder. Tatsächlich werden etwa 90 Prozent der Informationen über die Augen aufgenommen. Dennoch haben fast die Hälfte aller Kinder keinen aktuellen Sehtest. Und noch alarmierender ist die Tatsache, dass etwa 60 Prozent aller Sehfehler zu spät entdeckt werden.

Dr. Michaela Friedrich, Dozentin im Fachgebiet Augenoptik/Optometrie/Vision Science an der Ernst-Abbe-Hochschule Jena, betont die Bedeutung guten Sehvermögens für den schulischen Erfolg: „Mit der Einschulung startet eine Phase, in der gutes Sehen entscheidend ist. Kinder, die schlecht sehen, haben Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Sie ermüden schneller und ihre Leistungsfähigkeit nimmt ab.“

Erschreckend ist die Tatsache, dass etwa die Hälfte aller Kinder keinen aktuellen Sehtest hat, obwohl es klare Empfehlungen von Fachexperten gibt. So beginnt Kurzsichtigkeit häufig in der Schulzeit und nimmt dann stetig zu. Am Ende der Grundschule sind in Deutschland bereits 15 Prozent der Kinder betroffen, und bis zum 25. Lebensjahr steigt dieser Anteil auf alarmierende 45 Prozent an.

Die Ursachen für Kurzsichtigkeit liegen oft in übermäßigem Gebrauch digitaler Geräte und einem Mangel an Tageslicht. Diese Faktoren begünstigen das Längenwachstum des Augapfels und die Veränderung der Brechkraft des Auges. Außerdem kann es zu Störungen des beidäugigen Sehens kommen. Es ist wichtig zu wissen, dass bei einer Kurzsichtigkeit von über -6 Dioptrien das Risiko schwerwiegender Augenerkrankungen wie Makuladegeneration oder Netzhautablösung drastisch steigt.

Regelmäßige Untersuchungen der Sehkraft sind unerlässlich, betont Dr. Friedrich. Besonders wichtig ist dies, wenn beide Elternteile kurzsichtig sind, da dann die Wahrscheinlichkeit, dass auch die Kinder kurzsichtig werden, bei 60 Prozent liegt. In solchen Fällen sollten die Augen der Kinder jährlich untersucht werden, bei normalsichtigen Schülern mindestens alle drei Jahre. Um offensichtliche Sehprobleme zu erkennen, wird das Sehvermögen auch bei den gesetzlich empfohlenen U-Untersuchungen und der Schuleingangsuntersuchung überprüft. Es wird auch empfohlen, die Augen der Kinder vor der Einschulung von spezialisierten Augenärzten oder Optometristen untersuchen zu lassen, um auch subtile Sehprobleme zu erkennen.

Obwohl das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit in der Regel nicht gestoppt werden kann, gibt es ab dem sechsten Lebensjahr Möglichkeiten, das Fortschreiten zu verlangsamen. Spezielle Brillengläser, Kontaktlinsen, Augentropfen oder individuelles Augentraining können dabei helfen. Studien zufolge kann eine Kurzsichtigkeit durch diese Maßnahmen um 30 bis 60 Prozent langsamer voranschreiten.

Um das Risiko von Sehstörungen zu verringern und das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu bremsen, ist auch die Änderung des Lebensstils entscheidend. Kinder sollten mehr Zeit im Freien verbringen und die Nutzung digitaler Geräte begrenzen. Dies entlastet die Augen und steigert die allgemeine Leistungsfähigkeit der Kinder. Es ist wichtig, dass Eltern frühzeitig handeln und die Sehgesundheit ihrer Kinder im Blick behalten.

Tipps für gesunde Kinderaugen

  1. Lassen Sie die Augen Ihrer Kinder spätestens bis zum 3. Lebensjahr von einem Augenarzt untersuchen, unabhängig von den gesetzlich vorgeschriebenen U-Untersuchungen.
  2. Prüfen Sie während der Schuljahre spielerisch, ob Ihre Kinder entfernte Autonummern oder Wegweiser genauso gut lesen können wie Sie selbst (am besten mit jedem Auge einzeln).
  3. Sorgen Sie für ausreichenden Abstand beim Lesen und bei Naharbeiten. Empfohlen werden 30 bis 40 cm. Nach 30 Minuten Lesen legen Sie eine 10-minütige Pause ein.
  4. Achten Sie bei Ihren Kindern auf Anzeichen von Sehproblemen, wie holpriges Lesen, Probleme beim Ballfangen oder schnelle Ermüdung beim Basteln und Malen.
  5. Ermutigen Sie Ihre Kinder dazu, täglich mindestens zwei Stunden im Freien zu verbringen.
  6. Begrenzen Sie die Zeit, die Ihre Kinder täglich digitale Geräte nutzen dürfen, auf zwei Stunden.
  7. Lassen Sie auch dann einen Sehtest durchführen, wenn Ihr Schulkind keine Sehprobleme angibt. Alle drei Jahre ist ein Sehtest ratsam.

Weitere Informationen:

Weitere Informationen finden Sie auf der Website des Kuratoriums Gutes Sehen e.V.:

Kuratorium Gutes Sehen e.V. - Wissen rund um Gutes Sehen und Aussehen
Der in Berlin ansässige Verein Kuratorium Gutes Sehen e.V. (KGS) ist eine überregional arbeitende Initiative im deutschsprachigen Raum, die seit 1949 Aufklärungsarbeit rund um Gutes Sehen und Aussehen mit Brille und Kontaktlinsen leistet. In Zusammenarbeit mit unabhängigen wissenschaftlichen Beratern informiert das KGS über Themen, wie Sehprobleme, Kinder und Sehen, Sonnenschutz, Sehtests, Brillenstyling, Sehen im Beruf, beim Sport und im Straßenverkehr.
www.sehen.de l www.seh-check.de l www.brillenstyling.de l www.kontaktlinseninfo.de

Ihre Ansprechpartnerin für weitere Informationen und Bildmaterial
Kuratorium Gutes Sehen e.V. (KGS) l Werderscher Markt 15 l 10117 Berlin
Kerstin Kruschinski (Leiterin PR und Kommunikation)
Telefon: 030 / 41 40 21-22 l presse@sehen.de l www.sehen.de

P.S.: Ihre Kontakt-Daten haben wir aus der Zimpel-Datenbank.

NAG Redaktion

Versierte Journalisten mit einer starken Affinität für Wirtschaftsthemen. Arbeiteten seit mehr als einem Jahrzehnt in den Medien. Haben für verschiedene große Tageszeitungen und Online-Plattformen geschrieben und sind bekannt für tiefgründige Analysen und klare Darstellungen komplexer Sachverhalte.

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