Welt-Aids-Konferenz zeigt Lücken und Gefahren
Die 25. Internationale Aids-Konferenz AIDS 2024 fand vor kurzem in München statt und bot einen Einblick in die Fortschritte und Herausforderungen im globalen Kampf gegen HIV. Die Deutsche Aidshilfe (DAH) zog eine Bilanz und machte auf dringende Handlungsbedarfe aufmerksam.
Ein zentrales Thema, das während der Konferenz diskutiert wurde, ist die unzureichende Finanzierung von Maßnahmen gegen HIV/Aids. Laut UNAIDS sind die weltweit verfügbaren Mittel seit 2020 um knapp 8 Prozent zurückgegangen. Dieser Betrag liegt weit unter den benötigten 29,3 Milliarden Dollar, die bis 2025 für weniger zahlungskräftige Länder benötigt werden.
Besonders symbolisch für diese Diskrepanz zwischen Möglichkeiten und Handeln ist das neuartige HIV-Medikament Lenacapavir der Firma Gilead. Es bietet zuverlässigen Schutz vor einer HIV-Infektion und muss lediglich zweimal jährlich injiziert werden. Es könnte vor allem in benachteiligten Gruppen mit hohem HIV-Risiko viele Infektionen verhindern. Jedoch liegt der Preis für das Medikament bei 40.000 Dollar pro Jahr, während die Produktionskosten unter 100 Euro liegen. Die Forderung, den Wirkstoff über den Patentpool zur Produktion in ärmeren Ländern freizugeben und die Entwicklungskosten transparent zu machen, wird von der DAH erhoben.
Auch in Deutschland gibt es dringenden Handlungsbedarf. Menschen ohne Aufenthaltspapiere oder Krankenversicherung haben keinen regulären Zugang zur HIV-Therapie, was zu einer gravierenden Versorgungslücke führt. Die Bundesregierung hat es bisher versäumt, dieser Problematik nachzukommen, obwohl es entsprechende Ankündigungen im Koalitionsvertrag gibt.
Ein weiteres Problem, das während der Konferenz thematisiert wurde, betrifft die ungleiche Versorgung von benachteiligten Gruppen. Sowohl in der Prävention als auch in der Behandlung sind diese Gruppen immer schlechter gestellt als andere. Politische und ideologische Hindernisse erschweren die Prävention und Versorgung von Gruppen wie schwulen Männern oder intravenös Drogen konsumierenden Menschen. Osteuropa ist besonders betroffen, aber auch Deutschland bleibt nicht davon verschont.
Die fehlende Bereitstellung von Ressourcen für die Drogenhilfe führt zu einem Mangel an sauberen Spritzen und Nadeln. Zudem gibt es sieben Bundesländer in Deutschland, die immer noch keine Drogenkonsumräume haben, die Leben retten und Infektionen verhindern können. Die Zahl der HIV-Neuinfektionen in dieser Gruppe steigt seit Jahren an.
Die Welt-Aids-Konferenz hat gezeigt, dass es letztlich um das Leben von Millionen Menschen geht. Stigma, Diskriminierung und Ausgrenzung sind weiterhin die größten Hindernisse im Kampf gegen HIV. Die DAH betont, dass Geld und Verantwortung in die Hände der am stärksten betroffenen Gemeinschaften gelegt werden müssen, denn nur sie wissen am besten, wie wirksame Maßnahmen umgesetzt werden können.
Die Konferenz verdeutlichte auch die Bedeutung der Einbeziehung der Betroffenen auf Augenhöhe. Nur mit Offenheit, politischem Willen und ausreichender Finanzierung können wirkungsvolle Maßnahmen für die Gesundheit aller erreicht werden.
Es bleibt zu hoffen, dass die Erkenntnisse aus der Welt-Aids-Konferenz in politisches Handeln umgesetzt werden und die nötigen Maßnahmen ergriffen werden, um die bestehenden Lücken und Gefahren im globalen Kampf gegen HIV/Aids zu schließen.